Deutschland vs. Argentinien: Wirtschaftspolitische Reformstrategien im Vergleich – was macht Milei besser als Merz?

Die globalen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen stellen Regierungen weltweit vor große Herausforderungen. Während einige Nationen mit radikalen Reformen auf Krisen reagieren, verfolgen andere einen eher inkrementellen Ansatz.

Dieser Bericht analysiert und vergleicht die aktuellen wirtschaftspolitischen Strategien von Argentinien unter Präsident Javier Milei und Deutschland unter Bundeskanzler Friedrich Merz.

Argentinien, das nach einer tiefen Krise eine radikale marktwirtschaftliche Wende vollzieht, wird Deutschland gegenübergestellt, das mit wirtschaftlicher Stagnation und einem immer stärker wahrgenommenen Reformstau kämpft.

Die zentrale Fragestellung lautet:

Was macht Argentinien unter Milei wirtschaftspolitisch anders als Deutschland unter Merz?

 

Argentiniens radikale Wende unter Javier Milei: Von 211% Inflation zur Stabilisierung

Javier Milei trat sein Amt im Dezember 2023 inmitten einer der schwersten Wirtschaftskrisen in der Geschichte Argentiniens an. Das Land litt unter einer Hyperinflation von über 211% jährlich, einer tiefen Rezession und weit verbreiteter Armut. Mileis Regierung reagierte mit einer wirtschaftspolitischen „Schocktherapie“, die auf den Prinzipien der Österreichischen Schule der Nationalökonomie und des Ordoliberalismus basiert.

 

„Argentinien ist seit langem durch Inflation, Rezession, Armut und gescheiterte Reformen gekennzeichnet. Wir analysieren die Reformen von Javier Milei […] Es wird gezeigt, dass Mileis Reformen durch Ausgabenkürzungen und Deregulierung eine beeindruckende Konsolidierung des öffentlichen Haushalts, einen Rückgang der Inflation sowie – mit Verzögerung – Wachstum und eine geringere Armutsquote erreicht haben. Seine Reformen könnten zu einer Blaupause für andere Länder wie Deutschland werden.“
— Flossbach von Storch Research Institute

 

Die zentralen Säulen von Mileis Reformprogramm umfassen eine drastische fiskalische Konsolidierung, eine monetäre Stabilisierung und eine umfassende Deregulierung der Wirtschaft.

 

 

Argentinien: wesentliche Maßnahmen der Schocktherapie

Fiskalpolitik: Eine rigorose Ausgabenkürzung führte zur Halbierung der Ministerien von 18 auf 8, zur Streichung von rund 50.000 Stellen im öffentlichen Dienst und zur Reduzierung von Subventionen. Dies resultierte im ersten Haushaltsüberschuss seit 14 Jahren.

Geldpolitik: Die Regierung beendete die inflationäre Geldschöpfung und reformierte das Wechselkursregime. Infolgedessen sank die monatliche Inflationsrate von 25% im Dezember 2023 auf rund 1,5% im Mai 2025 — ein dramatischer Rückgang binnen weniger Monate.

Deregulierung: Preiskontrollen wurden abgeschafft, das Mietgesetz aufgehoben, der Flugverkehr liberalisiert und acht große Staatsbetriebe zur Privatisierung freigegeben. Ein Sonderregime für Großinvestitionen (RIGI) soll ausländisches Kapital anziehen.

 

Ergebnisse: Rezession überwunden, Wachstum voraus

Die Ergebnisse dieser Politik sind bereits sichtbar. Nach einer Rezession von rund -3% im Jahr 2024 prognostizieren IWF und OECD für 2025 ein Wirtschaftswachstum von +4,5% bis +5,2%. Dieser Erfolg wird auch von der argentinischen BEvölkerung immer stärker wahrgenommen: Milei holte einen überraschend deutlichen Sieg bei den Zwischenwahlen am 26. Oktober 2025!

Entgegen den Prognosen und trotz einer schwierigen wirtschaftlichen Lage im Vorfeld der Wahl konnte Mileis Partei La Libertad Avanza (LLA) ihren Stimmenanteil massiv ausbauen und die eigene Position im Kongress entscheidend stärken. LLA erreichte landesweit 40,7% der Stimmen, während die oppositionellen Peronisten auf nur 31,7% kamen.

Dieser Wahlsieg gibt der Regierung den nötigen Rückenwind, um die zweite Phase tiefgreifender Strukturreformen (unter anderem im Steuer- und Arbeitsrecht) anzugehen.

 

Indikator Zustand bei Amtsantritt (Dezember 2023) Aktueller Zustand (Q3 2025)
BIP-Wachstum (Prognose) Rezession (-2% in 2023) +4,5% bis +5,2% (Prognose 2025)
Inflation (monatlich) 25% ca. 1,5%
Haushaltssaldo Chronisches Defizit Überschuss
Staatsausgaben Hoch, subventioniert Drastisch reduziert

 

Deutschlands Kampf gegen die Stagnation unter Friedrich Merz: Versprechen ohne Wirkung

Deutschland befindet sich seit rund zwei Jahren in einer Phase wirtschaftlicher Stagnation. Nach zwei Rezessionsjahren in Folge (2023, 2024) sind die Wachstumsaussichten für 2025 mit 0,0% (IWF) bis 0,4% (OECD) äußerst verhalten. Die Regierung unter Bundeskanzler Friedrich Merz, einer Koalition aus CDU/CSU und SPD, trat im Mai 2025 mit dem Versprechen eines „Herbstes der Reformen“ und einer „Agenda 2030“ an, um die Wettbewerbsfähigkeit zu stärken und ein Wirtschaftswachstum von 2% zu erreichen.

Die bisherige Bilanz wird von vielen Ökonomen jedoch als unzureichend bewertet.

Eine Umfrage des ifo Instituts nach 100 Tagen Amtszeit zeigte, dass 42% der befragten Ökonomen die Maßnahmen negativ bewerteten und nur 14% der Regierung eine „eher hohe“ wirtschaftspolitische Kompetenz attestierten.

 

Deutschland: Wesentliche Maßnahmen und Kritikpunkte

Fiskalpolitik: Die Regierung verfolgt einen expansiven fiskalischen Kurs, unter anderem durch die Einrichtung eines Sondervermögens für Infrastruktur und die Erhöhung des Verteidigungsetats. Die Staatsquote stieg 2024 auf 49,5% des BIP, bei einem Haushaltsdefizit von -2,8%.

Strukturreformen: Angekündigte tiefgreifende Reformen der Sozialsysteme — Rente, Bürgergeld, Gesundheit, Pflege — und der Bürokratie sind bisher weitgehend ausgeblieben. Kritiker bemängeln, dass die Regierung vor notwendigen, aber unpopulären Entscheidungen zurückschreckt.

Wirtschaftspolitik: Maßnahmen wie der „Investitionsbooster“ durch verbesserte Abschreibungen oder die angekündigte Senkung der Körperschaftsteuer ab 2028 werden von Ökonomen als zu zögerlich und nicht ausreichend wachstumsfördernd angesehen. Die expansive Fiskalpolitik wird als „Strohfeuer“ ohne nachhaltige strukturelle Wirkung kritisiert.

 

Das deutsche Dilemma: Dschungel aus 500 Einzelleistungen

Die Probleme sind tiefgreifend. The Economist beschreibt das deutsche Sozialsystem als einen Dschungel aus über 500 Einzelleistungen, dessen Komplexität Reformen lähmt.

Die Merz-Regierung scheint gefangen zwischen dem eigenen Anspruch, Reformen durchzuführen, und den politischen Realitäten einer Koalition, die tiefgreifende Veränderungen erschweren.

 

 

Synoptischer Vergleich: Zwei Philosophien, konträre Ergebnisse

Der direkte Vergleich der wirtschaftspolitischen Ansätze offenbart fundamentale Unterschiede in Philosophie, Tempo und Konsequenz.

 

Kriterium Argentinien (Javier Milei) Deutschland (Friedrich Merz)
Grundphilosophie Radikaler Marktliberalismus (Österreichische Schule) Soziale Marktwirtschaft (inkrementelle Anpassung)
Reformtempo Schnell, „Schocktherapie“ Langsam, zögerlich, „Reformstau“
Fiskalpolitik Rigorose Konsolidierung (Haushaltsüberschuss) Expansiv (Haushaltsdefizit)
Staatsquote Stark sinkend (Ziel: 25% des BIP) Steigend (49,5% des BIP)
Deregulierung Umfassend und radikal Minimal, Bürokratieabbau stockt
Sozialreformen Nicht prioritär Angekündigt, aber nicht umgesetzt
Ergebnis (Prognose 2025) Starkes Wachstum (+5%) Stagnation (0%)
Umsetzung Gestärktes Mandat nach Wahlsieg, aber weiterhin Kompromisse nötig Parlamentarische Kompromisse in der Koalition

Fazit: Mut zur Reform als entscheidender Faktor

Die Gegenüberstellung der Wirtschaftspolitik Argentiniens und Deutschlands liefert eine klare Antwort auf die Ausgangsfrage.

Argentinien macht unter Milei richtig, dass es die strukturellen Ursachen seiner jahrzehntelangen Krise mit radikaler Entschlossenheit angeht.

Die Regierung setzt auf eine drastische Reduzierung des Staatseinflusses, Haushaltsdisziplin und die Freisetzung von Marktkräften.

 

Was Argentinien richtig macht

✅ Konsequente Bekämpfung der strukturellen Krisenursachen
✅ Drastische Reduzierung des Staatseinflusses und Haushaltsdisziplin
✅ Freisetzung von Marktkräften durch umfassende Deregulierung
✅ Klare, auf ökonomischen Prinzipien basierende Vision
✅ Konsequente Umsetzung trotz kurzfristiger Schmerzen
✅ Breite demokratische Legitimierung durch Wahlsieg Mileis

Obwohl diese Politik kurzfristig schmerzhaft ist — Rezession 2024, Anstieg der Armut — schafft sie die Grundlage für nachhaltiges Wachstum, was sich in den positiven Prognosen für 2025 widerspiegelt. Mileis Erfolg liegt darin, eine klare, auf ökonomischen Prinzipien basierende Vision konsequent umzusetzen.

Der Wahlsieg vom 26. Oktober 2025 hat gezeigt, dass die Bevölkerung trotz der kurzfristig schmerzhaften Anpassungen bereit ist, diesen Kurs mitzutragen und der Regierung ein starkes Mandat für die Fortsetzung der Reformen erteilt hat.

 

 

Was Deutschland falsch macht

⚠️ Zurückschrecken vor notwendigen strukturellen Reformen
⚠️ Überbordender Sozialstaat bleibt unangetastet (49,5% Staatsquote)
⚠️ Hohe Steuer- und Abgabenlast wird nicht reduziert
⚠️ Erstickende Bürokratie wird nicht abgebaut
⚠️ Zögerliches Agieren statt mutiger Entscheidungen
⚠️ Expansive Fiskalpolitik ohne nachhaltige Wirkung („Strohfeuer“)
⚠️ Koalitionskompromisse verhindern tiefgreifende Veränderungen

 

Deutschland unter Merz macht falsch, dass es vor eben diesen notwendigen strukturellen Reformen zurückschreckt.

Anstatt die grundlegenden Probleme anzugehen, agiert die Regierung zögerlich und versucht, die Stagnation mit expansiver Fiskalpolitik zu überwinden — eine Strategie, die von Ökonomen als nicht nachhaltig kritisiert wird. Der Mangel an politischem Mut und die Notwendigkeit von Koalitionskompromissen führen zu einem „Weiter-so“, das die wirtschaftliche Stagnation zementiert.

 

Deutschland vs. Argentinien: Zwei Wege, ein klarer Sieger

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Erfolg Argentiniens auf dem Mut zu tiefgreifenden, marktwirtschaftlichen Reformen beruht, während Deutschlands Misserfolg in der Unfähigkeit liegt, seinen Reformstau aufzulösen und eine zukunftsfähige Wirtschaftspolitik zu gestalten.

Argentiniens Beispiel zeigt, dass auch eine schmerzhafte Rosskur zu einer schnellen Genesung führen kann, wenn sie konsequent durchgeführt wird.

Die Zahlen sprechen für sich — von Hyperinflation zur Stabilisierung, von Rezession zum prognostizierten Wachstum von 5%, von chronischem Defizit zum Haushaltsüberschuss.

All dies innerhalb von weniger als zwei Jahren.

Deutschland hingegen verharrt in einer selbstverschuldeten Stagnation. Die Weigerung, unpopuläre aber notwendige Entscheidungen zu treffen, führt dazu, dass das Land zum Schlusslicht der G7-Staaten wird. Während andere Nationen wachsen und sich reformieren, verwaltet Deutschland seinen schleichenden Niedergang.

Die Lehre ist klar:

Mut zur Reform ist entscheidend. Wer vor notwendigen Veränderungen zurückschreckt, wird von der wirtschaftlichen Realität eingeholt. Das gilt auch für Deutschland.

 

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