Diese Börsentage sollten Sie nicht verpassen

Quirin Privatbank: Die Märkte reagieren oft anders, als wir das von ihnen erwarten – das war das Thema im letzten Tagebuch. Zuletzt war dieses Phänomen am 9. März zu beobachten, als der DAX – nachdem er kriegsbedingt in den Tagen zuvor spürbar gefallen war – einen Kursgewinn von etwa acht Prozent erzielte, ohne dass es auf den ersten Blick handfeste Gründe dafür gegeben hätte. Für einen einzelnen Börsentag ist das extrem viel.

Ein weiteres Beispiel für einen solch extrem positiven Börsentag findet sich kurz nach dem Ausbruch der Corona-Pandemie. Am 24. März 2020 stieg der DAX mitten in den Wirren der ersten Viruswelle um knapp elf Prozent.

Wenn man sich vor Augen hält, dass die durchschnittliche Rendite je Börsentag in den letzten 30 Jahren sowohl im DAX als auch im MSCI World bei rund 0,03 Prozent lag und dass ein global breit gestreutes Aktieninvestment im langfristigen Schnitt rund sieben Prozent pro Jahr einbringt, dann wird schnell klar, wie groß die Bedeutung von solch weit überdurchschnittlichen Börsentagen wie dem 9. März 2022 oder dem 24. März 2020 für die Gesamtrendite ist.

 

Wer die besten Börsentage verpasst

Versäumt man nur einen einzigen dieser besten Börsentage, kann das im Extremfall die Wertentwicklung eines ganzen Jahres zunichtemachen, wie das folgende Beispiel zeigt: Hätte man vor gut 30 Jahren 100.000 Euro in den MSCI World investiert, dann wäre dieses Kapital bis Ende 2021 auf insgesamt 1.245.053 Euro angewachsen.

Hätte man dabei nur einen einzigen Tag verpasst – den prozentual besten Börsentag in diesen 30 Jahren –, hätte man gut 100.000 Euro weniger erzielt – wegen eines einzigen Tages, wohlgemerkt.

Wer die besten fünf Börsentage in diesen 30 Jahren verpasst hätte, dessen Depot wäre Ende 2021 sogar „nur“ 860.000 Euro wert gewesen, also sage und schreibe fast 400.000 Euro weniger – wegen nur fünf versäumter Tage.

 

 

Bei einer solchen Betrachtung ist es unerheblich, welchen Index man zugrundelegt. Im DAX sehen die Zahlen für das oben genannte Beispiel vergleichbar dramatisch aus.

So hat er über den gleichen Zeitraum hinweg insgesamt rund 907 Prozent zugelegt – wer in dieser Zeit nur die fünf besten Börsentage verpasst hätte, hätte es nur auf einen Zuwachs von 515 Prozent gebracht.

 

 

Enge Zeitfenster mit extrem guter Wertentwicklung

Warum aber sind einzelne Börsentage so wichtig für die Gesamtperformance? Die im langfristigen Durchschnitt gute Wertentwicklung der internationalen Aktienmärkte von rund sieben Prozent pro Jahr verteilt sich – wie wir anhand der oben genannten Beispiele gesehen haben – nicht gleichmäßig über alle Börsenphasen.

Stattdessen hängt sie von einzelnen wenigen Phasen ab, in denen die Märkte besonders fulminant steigen.

In der restlichen Zeit dagegen entwickeln sich die Kurse eher seitwärts oder fallen sogar.

Die insgesamt erfreuliche Durchschnittsperformance der Aktienmärkte wird daher so gut wie immer in einem relativ engen Zeitfenster extrem guter Wertentwicklungen gemacht.

 

 

Dabei handelt es sich nicht um einen zusammenhängenden Zeitraum, sondern die guten und schlechten Börsenphasen wechseln sich in einer völlig erratischen und nicht prognostizierbaren Folge ab.

Und dabei sprechen wir nicht von Wochen oder gar Monaten, sondern wir haben es mit einer Art „Feinkörnigkeit“ zu tun, die bis in einzelne Handelstage reicht.

Dazu kommt – und das ist das eigentlich Vertrackte an dem Ganzen –, dass sich die guten Tage meistens gerade dann zeigen, wenn am wenigsten mit ihnen gerechnet wird – nämlich mitten in Krisen und heftigsten Marktturbulenzen, in denen sich Katastrophenmeldungen geradezu überschlagen.

Dies zeigt auch die folgende Tabelle, in der die fünf stärksten Börsentage des DAX und des MSCI World farblich hervorgehoben sind.

 

 

Aus Anlegersicht ist es im Prinzip unmöglich, diese immer mal wieder vorkommenden Tage mit extrem überdurchschnittlicher Performance durch geschicktes Timing zum eigenen Vorteil zu nutzen.

Es ist unter statistischen Aspekten reiner Zufall, wenn das gelingt, da diese Tage nie im Vorfeld, sondern immer nur ex post zu erkennen sind.

Deshalb ist es besser, immer investiert zu sein, durch alle Höhen und Tiefen der Märkte hinweg, statt zu versuchen, nur die besonders guten Börsenphasen zu erwischen.

Manche Anleger neigen dazu, in Krisen aus den Märkten auszusteigen, um sich vor Kursverlusten zu schützen. Danach fällt es ihnen aber oft schwer, den Wiedereinstieg zu finden und sie verpassen in aller Regel die extrem guten Börsentage, da diese sich meist an die schlechten anschließen.

So gut wie immer bleibt dabei wertvolle Rendite auf der Strecke. Unmittelbar haben wir das in der Corona-Krise beobachten können.

 

 

Zwar sind die meisten unserer Kundinnen und Kunden ruhig und investiert geblieben, entgegen unserem Rat sind aber dennoch einige wenige ausgestiegen. Nahezu ausnahmslos jeder einzelne dieser Kunden hat es versäumt, rechtzeitig wieder einzusteigen.

Das heißt, selbst diejenigen, die den Weg an den Aktienmarkt zurückgefunden haben, müssen Stand heute eine geringere Wertentwicklung hinnehmen als diejenigen, die – über alle Tiefen hinweg – diszipliniert investiert geblieben sind.

Das größte Risiko für Aktienanleger ist daher nicht ein fallender Markt, sondern in der Krise auszusteigen und gar nicht mehr investiert zu sein. Ersparen Sie sich die unschöne Erfahrung, liebe Leserinnen und Leser, selbst noch an der Bahnsteigkante zu stehen und den Aufsprung auf den Börsenzug nicht zu schaffen, der schon wieder volle Fahrt aufgenommen hat.

Die Suche nach diesen einzelnen, besonders erfolgreichen Börsentagen, können Sie sich also getrost sparen – es ist ein aussichtsloses Unterfangen. Diese Timingversuche sind genauso zum Scheitern verurteilt wie die Suche nach den Top-Einzelaktien – es ist und bleibt die Suche nach der Nadel im Heuhaufen.

Besser fahren Sie, wenn Sie immer und weltweit breit gestreut investiert sind – und das auch in turbulenten Zeiten bleiben.

 

Autor: Karl Matthäus Schmidt, Vorstandsvorsitzender der Quirin Privatbank und Gründer von quirion

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