Frankreich: Unternehmensinvestitionen und Cashflow

  • 2 von 3 französischen Unternehmen wollen Investitionen wieder aufnehmen
  • Hälfte der befragten Unternehmen gibt Preiskriege als Hauptrisiko für Rentabilität an
  • 1 von 3 Unternehmen hat vor, die Investitionsausgaben 2017 zu erhöhen
  • 9 von 10 Unternehmen rechnen 2017 mit einem besseren oder stabilisierten Cashflow


Allianz Global Investors: Euler Hermes, die weltweit führende Versicherungsgesellschaft, hat ihre 23 regionalen Büros in Frankreich genutzt, um mehr als 1.000 französische kleine und mittlere Unternehmen (KMUs) und große Unternehmen über ihre Investitionsabsichten, ihren Cashflow-Status und ihre Auftragsbücher für Januar-April 2017 zu befragen. Die vierte Ausgabe des jährlichen Investmentbarometers bietet vor dem Hintergrund des makroökonomischen Umfelds in Frankreich eine exklusive Analyse der aktuellen Situation, der französische Unternehmen gegenüberstehen, und der Nachfrage- und Investitionsaussichten für die nächsten fünf Jahre.

Investitionen: Die französischen Unternehmen haben alle Karten in der Hand
Der private Konsum wird 2017 der wichtigste Motor der französischen Konjunktur sein, denn er trägt 1,1 Prozentpunkte zum BIP-Wachstum bei und soll 2017 um 2,1 Prozent und 2018 um 2,3 Prozent steigen (+2,3 Prozent 2016). Die französischen Haushalte gewinnen wieder an Zuversicht (der Index liegt bei 100, seinem besten Stand seit Mai 2007). Schätzungen gemäß werden die Investitionen der Haushalte 2017 um 3,6 Prozent und 2018 um 4 Prozent steigen, während es 2016 nur 2,4 Prozent gewesen waren – das entspricht dem Aufschwung in der Baubranche. Die öffentlichen Investitionen werden ab 2018 ebenfalls ein starkes Element darstellen. Es wird damit gerechnet, dass sie ab 2018 2 Prozent steigen werden, nachdem es 2017 -0,7 Prozent und 2016 -0,1 Prozent waren.

"Alle Komponenten von Investitionen sind vorhanden," unterstreicht Stéphane Colliac, leitender Ökonomist von Euler Hermes France. "Nach einem Anstieg um 2,8 Prozent im Jahr 2016 wird damit gerechnet, dass die Gesamtinvestitionen sich auf +3,2 Prozent im Jahr 2017 beschleunigen werden."

Unternehmen kommt die Erholung der Nachfrage gelegen

Schätzungen gemäß wird der Umsatz mit Industrieerzeugnissen ohne Energie 2017 und 2018 schneller steigen auf 2,2 Prozent (+1,3 Prozent 2016), auch durch höhere Inflation getrieben (+1,1 Prozent 2017 nach 0,2 Prozent 2016). Auf der anderen Seite stagnieren die Unternehmensmargen seit zwei Quartalen bei 31,4 Prozent, während die Auswirkungen von Fördermaßnahmen (wie die neue Steuergutschrift für Beschäftigung und Wettbewerbsfähigkeit CICE) und günstigem Öl nachgelassen haben. Wirtschaftspolitische Maßnahmen werden wichtige Faktoren für den Aufschwung der Unternehmensinvestitionen gewesen sein, die 2016 zulegten (+3,6 Prozent), gestützt von den zusätzlichen Amortisierungsmaßnahmen, die bis zur Hälfte der Performance beitrugen.

Die Auflösung der Unsicherheiten um die französische Präsidentschaftswahl veranlasste Euler Hermes, sein französisches Wachstumsszenario von +1,4 Prozent auf +1,5 Prozent im Jahr 2017 und von +1,3 Prozent auf +1,5 Prozent im Jahr 2018 zu erhöhen. „Zusätzlich zur Zuversicht sollte das Konjunkturprogramm des Präsidenten durch mehr Nachfrage, einen fiskalen Gegenschock und einen staatlichen Investitionsplan Unternehmensinvestitionen generieren,“ erklärt Ludovic Subran, leitender Ökonomist bei Euler Hermes.

„Zunächst sollte das Ersetzen der Arbeitgeberbeiträge durch eine Erhöhung der Sozialversicherungspauschalbeiträge CSG um 1,7 Punkte und die Befreiung von 80 Prozent der französischen Bevölkerung von der Wohnsteuer die Nachfrage stützen. Und die Senkung der Körperschaftssteuer von 33,3 Prozent auf 25 Prozent sowie die Senkung der Arbeitsgeberbeiträge zur Sozialversicherung um 6 Punkte sollten die Margen in die Höhe treiben. Zum Schluss macht es der öffentliche Investitionsplan über fünf Jahre von 50 Milliarden EUR unwahrscheinlich, dass man zum 2012 verzeichneten Niveau von 85 Milliarden EUR zurückkehrt. Auch liegt das Haushaltsdefizit weiterhin bei mehr als 3 Prozent des BIP (2018 3,2 Prozent).

„Letztlich wird damit gerechnet, dass die Unternehmensinvestitionen 2017 um +2,9 Prozent und 2018 um +3 Prozent steigen. Trotz dieser Verbesserung bleibt die Investitionslücke schwer aufzufangen: Sie liegt bei 38 Milliarden EUR1 , versus 40 Milliarden EUR 2015. Bei der aktuellen Rate würde es 15 Jahre dauern, aufzuholen,“ schließt Ludovic Subran.

Laut dem Euler Hermes Barometer stellt der Preisdruck für eines von zwei Unternehmen das größte Problem dar, doch die finanziellen Fundamentaldaten haben zugelegt
Die Hälfte der Umfrageteilnehmer nannten Preisdruck als das Hauptrisiko für ihre Rentabilität. Die Bedrohung ist in der Automobil- (66 Prozent) und Baubranche (55 Prozent) am stärksten ausgeprägt. Nur 18 Prozent nennen mangelnde Aktivität, während es 2015 noch 23 Prozent waren. Die Absehbarkeit des Auftragsbuchs hat sich ebenfalls verbessert.

„Die durchschnittliche Absehbarkeit der Unternehmen hat sich von fünf Monaten im Jahr 2015 auf 6,4 Monate im Jahr 2017 verbessert,“ bestätigt Stéphane Colliac. „Etwa 35 Prozent der französischen Unternehmen sind der Ansicht, dass sie eine Absehbarkeit von mehr als sechs Monaten in ihren Auftragsbüchern haben, während es vor zwei Jahren nur 24 Prozent waren.“

Wenn es um Investitionsausgaben geht, machen sich die Unternehmen weiterhin Sorgen um Markterschließungen. Für fast 9 von 10 Unternehmen stellt der Ausblick für die Binnennachfrage oder Exporte einen wichtigen (oder sehr wichtigen) ausschlaggebenden Faktor für Investitionsausgabentrends dar (2015 75 Prozent). Weitere Faktoren sind die Erneuerung der Produktionsanlagen (54 Prozent vs. 73 Prozent 2015), die Verschuldung des Unternehmens (17 Prozent vs. 53 Prozent 2015) und die Finanzierungsbedingungen (16 Prozent vs. 47 Prozent). Die Letzteren haben sich deutlich verbessert.

Unter den befragten Unternehmen haben sich die Cashflows 2017 konsolidiert: 93 Prozent erklärten, dass sie ihren Cashflow stabilisiert oder verbessert hätten. Sie melden keine spezifischen Finanzierungsprobleme, was zu den aktuell geringen Kosten einer Bankfinanzierung passt, und 8 von 10 Unternehmen bestätigen eher eingeschränkte Zahlungsfristen. Euler Hermes schätzt, dass die Liquidität, die den großen Nicht-Finanzunternehmen insgesamt zur Verfügung steht, 2016 etwa 355 Milliarden EUR betrug. Sie bleibt auf einem sehr hohen Stand und ist gegenüber 2015 um weitere +3 Prozent gestiegen.

Ein Unternehmen von dreien hat vor, die Investitionsausgaben 2017 zu erhöhen; 1 von 2 wird dabei aktiv vorgehen
Nachdem die Nachfrage zurückkehrt und die Liquidität steigt, zeigen französische Unternehmen einen zunehmenden Trend zu Investitionen. „Im Jahr 2017 werden 2 von 3 Unternehmen mindestens so viel investieren wie 2016 (2015 waren es 59 Prozent),“ beobachtet Hubert Leman, Vorstandsmitglied von Euler Hermes France und Director of Risk Information. „Letztlich haben 32 Prozent der französischen Unternehmen vor, ihre Investitionsbemühungen im Vergleich zu 2016 zu erhöhen.“ Nur 28 Prozent der französischen Unternehmen sind nicht voll ausgelastet; daher der Wunsch, mehr zu investieren, um die zusätzliche Nachfrage zu befriedigen.

„Insgesamt ziehen 53 Prozent der befragten Unternehmen aggressive Investitionen vor: Steigerungen der Produktionskapazität, Einführung eines neuen Geschäftsbereichs, F&E-Ausgaben, äußeres Wachstum – gegenüber 50 Prozent der Unternehmen 2015. Die Dienstleistungsbranche (65 Prozent) und Konsumgüter (63 Prozent) scheinen bei Investitionen am aggressivsten zu sein, vielleicht aufgrund der digitalen Revolution,“ schlussfolgert Ludovic Subran.

 

 

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