Hoher Goldpreis, Öl sinkt aber Kupfer- und Zinkpreise steigen stark
Börse Frankfurt: Der Goldpreis nimmt nach kurzer Pause den Höhenflug wieder auf. Mitte April war der Preis für die Feinunze auf das neue Allzeithoch von 2.430 US-Dollar geklettert, nach einem kleinen Rücksetzer sind es am Donnerstagmorgen wieder 2.389 US-Dollar.
„An den Märkten zeichnet sich in diesem Jahr zwar verstärkt die Meinung ab, dass die Federal Reserve die Zinsen länger hochhalten wird“, stellt Mobeen Tahir von WisdomTree fest.
Das lasse die Renditen und den US-Dollar auf robusten Niveaus verharren.
„Gold konnte diesen beiden Kräften, die eigentlich als Gegenwind für das Edelmetall gelten, trotzen.“
Er geht davon aus, dass die geopolitischen Spannungen und die hartnäckige Inflation den Goldpreis weiter stützen werden.
Rohstoffanalystin Dora Borbély von der DekaBank sieht keine Erklärung für die Rally. Denn weder der US-Dollar, noch die Zinsen hätten dem Goldpreis Unterstützung geboten.
Auch die Ende April vom World Gold Council veröffentlichten Daten zur physischen Goldnachfrage im ersten Quartal hätten keine schlüssigen Gründe geliefert.
„Die Goldnachfrage der Zentralbanken fiel zwar wie erwartet kräftig aus, war aber nicht stärker als im Vorjahresquartal.“
Und der private Konsum sei weitgehend unverändert geblieben.
„All dies erklärt aus unserer Sicht den Goldpreisanstieg nicht vollständig, weshalb wir weitere Preiskorrekturen erwarten.“
Die Bank sieht den Goldpreis in zwölf Monaten bei 2.170 US-Dollar.
Gold: „Wohl überwiegend Gewinnmitnahmen“
Das bestätigt auch das Analysehaus Crossflow für den April: „Während Aktien- und Anleihen-ETFs neue Gelder in Höhe von 7,4 Milliarden Euro beziehungsweise 5,3 Milliarden Euro erhielten, sahen wir gleichzeitig massive Rückflüsse (minus 3,1 Milliarden Euro) bei Produkten auf Gold und Silber.“
Entsprechende Edelmetall-ETCs hätten dabei nicht weniger als sechs Plätze in der Top 10 Tabelle mit den höchsten monatlichen Volumenverlusten eingenommen.
„Das hatte es zuvor noch nicht gegeben“, kommentiert Crossflow.
Für die ersten vier Monate summierten sich die Verkäufe von Gold-ETCs auf fast 5 Milliarden Euro, seit Mai 2023 auf 12,2 Milliarden Euro und seit Sommer 2022 sogar auf rund 22 Milliarden Euro.
„Man kann davon ausgehen, dass es sich überwiegend um Gewinnmitnahmen gehandelt hat“, kommentiert Crossflow.
Rege gehandelt werden auf Xetra aktuell neben Xetra-Gold (DE000A0S9GB0) vor allem andere Gold-ETCs, etwa von iShares, Xtrackers, Invesco oder Amundi, aber auch der Xtrackers Physical Platinum (DE000A1EK0H1).
Der Bestand an Xetra-Gold ist abermals leicht gefallen und liegt derzeit bei 174 Tonnen.
Ende 2023 waren es 199 Tonnen, Ende 2022 noch 231 Tonnen.
Öl: Risikoprämie wegen Nahostkrieg sinkt
Das Barrel der Nordseesorte Brent kostet jetzt knapp 83 US-Dollar nach in der Spitze über 90 US-Dollar.
„Die geopolitische Risikoprämie hat sich in den vergangenen Wochen verringert, da es zu keiner Verschärfung der Förder- und Lieferbedingungen im Nahen Osten gekommen ist“, erklärt Borbély.
Für die kommenden Monate rechnet die Bank nicht mit massiven Preisveränderungen, sondern hält für Brent ein Preisniveau im Bereich von 85 US-Dollar für wahrscheinlich.
Viel gehandelt wird aktuell der währungsgesicherte WisdomTree WTI Crude Oil (JE00B44F1611).
Kupfer- und Zinkpreise steigen stark
Das ist der höchste Stand seit über zwei Jahren.
„An den Industriemetallmärkten geht der Blick vor allem nach China“, bemerkt Barbara Lambrecht von der Commerzbank.
„Kommt die Konjunktur wieder besser in Schwung, dürften die Industriemetallpreise die Gewinne der letzten drei Monate zumindest halten.“
Tahir von WisdomTree berichtet von einer deutlich besseren Stimmung für den Sektor.
„Für 2024 war ein Rezessionsszenario eingepreist, das durch das gesunde Wirtschaftswachstum und die Produktionsdaten sowohl in China als auch in den USA infrage gestellt wurde.“
Tahir verweist auch auf Zink; der Preis ist ebenfalls zuletzt stark gestiegen.
„Zink ist ein wichtiger Rohstoff für die Energiewende, der zur Galvanisierung von Stahl verwendet wird und die Langlebigkeit von Windkraftanlagen erhöht“, erläutert Tahir.
Das sei in den Marktpreisen derzeit nicht berücksichtigt.
Auch bei Industriemetall-ETCs überwogen laut WisdomTree die Abflüsse, wenn auch nur auf niedrigem Niveau.
Umsatzstark sind der WisdomTree Copper (GB00B15KXQ89) und der WisdomTree Industrial Metals (GB00B15KYG56).
Größere Zuflüsse meldet WisdomTree lediglich für Rohstoffkörbe mit unterschiedlichen Rohstoffen.
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