HypoVereinsbank onemarkets: Hier ist Musik drin: 3D-Druck

onemarkets: Es soll nach der Erfindung des Computers und des Internets die dritte bahnbrechende IT-Innovation sein. Sogar US-Präsident Barack Obama thematisierte die Erfindung in einer Ansprache zur Lage der Nation. Die Rede ist vom 3D-Druck. Die Industrie setzt die Technologie bereits ein, aber das endgültige Potenzial ist noch nicht abschätzbar.

Andy Hawkins schaut in die gespannten Gesichter seiner Kollegen, als er das weiße Fahrrad aus der Fabrikhalle schiebt. Funktionsfähig sieht es aus. Bleibt die Frage, ob es auch fährt. Er und ein weiterer Entwickler des 3DFahrrads, die in Großbritannien in der Forschungsabteilung des Flugzeugherstellers EADS arbeiten, hatten ein ambitioniertes Ziel: ein Plastikfahrrad, vollständig am Computer konstruiert und von einem 3D-Drucker produziert. Und sie haben es geschafft. Trotzdem: Bevor Hawkins auf das Fahrrad steigt, setzt er lieber noch einen Helm auf. Die ersten Meter auf dem Zweirad sehen unsicher aus – aber es fährt. "Es ist alles noch ein bisschen wackelig, aber man muss bedenken, dass es sich bei diesem Fahrrad um einen Prototypen handelt", erklärt der Entwickler in Anbetracht seines erfolgreichen Experiments.

Das war 2011. Mittlerweile hat dieses YouTube-Video zum weltweit ersten Fahrrad aus einem 3D-Drucker mehr als eine Million Klicks gesammelt. Die Fangemeinde der mittlerweile alltagstauglichen Technologie wächst von Tag zu Tag – sowohl in der Industrie als auch im privaten Bereich. So lag der Absatz industriell genutzter 3D-Drucker laut der US-amerikanischen IT-Beratung Wohlers Associates im Jahr 2007 bei 4.945 Stück weltweit, 2012 waren es bereits 7.771. Im privaten Bereich stieg die verkaufte Stückzahl von 66 im Jahr 2007 auf 35.508 im Jahr 2012. Das sind enorme Zuwächse innerhalb von fünf Jahren. Wie umfassend das Wachstumspotenzial des Bereichs noch ist, können selbst Experten nicht absehen. "Es ist schwer zu sagen, wo wir in der Entwicklung im 3D-Druck gerade genau stehen. Die großen Fortschritte bei der Entwicklung von Materialien und der Verbesserung der Verfahren sprechen dafür, dass erst in den kommenden Jahren das wahre Potenzial sichtbar wird", erklärt Dr. Tammo Greetfeld, Aktienstratege der UniCredit.

3D-Druck boomt

Dabei ist das Verfahren des 3D-Drucks – Experten benutzen auch gerne Anglizismen wie 3D-Printing oder Additive Manufacturing – keineswegs neu. Als in den 1980er-Jahren die ersten CAD-Programme (aus dem Englischen: computer aided design) auf den Markt kamen, die ein computergestütztes Konstruieren ermöglichen, entstanden die ersten Ideen zu einem 3D-Drucker. So entwickelten fortan BMW, Daimler, Ford & Co. ihre Prototypen seltener auf einem Blatt Papier und häufiger per Computer. Die Prototypen werden häufig mittels 3D-Druck hergestellt. Dieses Vorgehen hat sich im Autobau mittlerweile durchgesetzt. Viele andere Branchen ziehen nach. Wohlers Associates zufolge gingen 19 Prozent der im Jahr 2012 verkauften industriell genutzten 3D-Drucker an die Automobilindustrie. Die Medizintechnik fragte 16 Prozent und die Luftfahrt 10 Prozent nach, die übrige Industrie nahm weitere 13 Prozent ab.

Dafür gibt es viele Gründe. Einer ist die vielfältige Einsetzbarkeit der 3D-Drucker, ein weiterer ihre hohe Präzision. Herkömmliche Maschinen fräsen, bohren oder stanzen. 3D-Drucker hingegen schaffen Neues. Als Grundstoff benutzen 3D-Drucker flüssigen Kunststoff oder Metallpulver.

Durch Druck oder Erhitzung wird eine Schicht nach der anderen aufgetragen – bis das Gebilde fertig ist. Diese Vorgehensweise eröffnet Möglichkeiten, die es bisher nicht gab. Die Entwicklung der Materialien gilt als weiterer Katalysator für den 3D-Druck-Boom. In den vergangenen Jahren wurden zahlreiche Kunststoffe und Metallpulver entwickelt, die für 3D-Druck geeignet sind. Die einzige Krux: Sie sind noch recht teuer. Fallende Preise und die Entwicklung neuer Rohmaterialien könnten die Einsatzfähigkeit der Geräte weiter beflügeln.

Allen voran in der Luft- und Raumfahrttechnik sehen Experten großes Potenzial. „In der Luftfahrt geht es vor allem um Möglichkeiten, Gewicht und damit Kerosin zu sparen“, sagt Greetfeld. „Mit der 3D-Technologie können künftig mehrere Teile in einem Schritt hergestellt und damit nicht nur Arbeitsschritte, sondern auch Material gespart werden. Das ist genau das, was in der Branche gefragt ist.“ „Neben der Luft- und Raumfahrttechnik kann die Chemieindustrie mittelfristigvom 3D-Druck profitieren“, ist der UniCredit-Aktienstratege überzeugt. Denn: Ohne Chemie läuft nichts – auch nicht bei den Druckern. Das haben die vergangenen Jahren gezeigt. Die Chemieindustrie entwickelt das Rohmaterial für den 3D-Druck. Auch die Medizintechnik hat die neue Technik längst erreicht: Pierre Christian Fink beschrieb vergangenes Jahr in einem Artikel in der ZEIT, wie Zahntechniker Jan Reisenberg sich jeden Tag um 17 Uhr im Hamburger Stadtteil Ottensen an den Computer setzt. Dort kopiert er die von zahlreichen Zahnärzten aus ganz Deutschland geschickten Daten von Zähnen auf einen USB-Stick, überträgt die Daten im Nachbarzimmer auf den EOSINT-M-270-Drucker der mittelständischen EOS GmbH und startet dann die Maschine. Am nächsten Vormittag sind beispielsweise 65 Kronen und 12 Brücken fertig. Auf ähnlichem Wege entstehen Implantate und Hörgeräte mit diesen neuartigen Maschinen – schneller und oftmals präziser als per Hand. Selbst Instrumente sind in einem Druckprozess herstellbar. So hat der E-Manufacturing-Hersteller EOS eine Violine mit dem Laser-Sinter EOS PEEK HP3 hergestellt. Nach wenigen Stunden war das Plastikinstrument einsatzbereit und konnte das erste Mal gespielt werden. Zum Vergleich: Der konventionelle Bau einer Violine umfasst rund 500 Arbeitsgänge und dauert im Schnitt drei Monate.

3D-Druck für zu Hause

Können sich also Musiker bald ihre eigenen Instrumente einfach ausdrucken? Möglicherweise. Der 3D-Druck ist nicht nur Unternehmen vorbehalten. Seit einigen Jahren gibt es eine sogenannte Maker-Bewegung, die in den USA schon relativ groß ist und sich langsam auch in Deutschland etabliert. Maker nennen sich Menschen, die gern selbst anpacken. Sie sind das, was früher Tüftler oder Heimwerker genannt wurde. Der große Unterschied: Sie benutzen nicht nur Hammer und Bohrmaschine für ihre Projekte, sondern auch neue Technologien wie 3D-Drucker und Laser-Cutter. Häufig treffen sich die Maker in sogenannten FabLabs, also in Fabrikationslaboren. Das GarageLab e. V. in Düsseldorf ist ein solcher Ort. „Wir verbinden klassische Handwerksmethoden, bei denen mit Holz und Metall gearbeitet wird, und moderne Technologie“, erklärt Kristin Parlow, Vorstand der Düsseldorfer Werkstatt. Momentan seien 40 Mitglieder mit den unterschiedlichsten Hintergründen, Interessen und Fähigkeiten aktiv. „Unseren ersten 3D-Drucker, einen RepRap Prusa Mendel, haben wir in einem Workshop bei der RWTH Aachen 2011 gebaut. Inzwischen haben wir auch neuere Modelle, wie den OrcaBot, die auch bei uns in angeleiteten Workshops selbst gebaut werden können“, erzählt die Vereinschefin.

Die Kooperation mit Universitäten wird in den USA, dem Ursprungsland der FabLabs, besonders großgeschrieben. In Deutschland gibt es immer mehr unabhängige Werkstätten. Mittlerweile sind es rund 20, die sich über Mitgliedsbeiträge und Spenden finanzieren. Wer nun glaubt, es träfen sich nur Träumer, die Daniel Düsentrieb aus den Donald-Duck-Comics nacheifern wollen, irrt gewaltig. Denn Parlow und zahlreiche andere Visionäre könnten gerade die nächste industrielle Revolution initiieren. Das jedenfalls prophezeien viele Experten. Industrielle 3D-Printer kosten mehrere zehntausend Euro und übersteigen damit das Budget der meisten privaten Technikfreunde. Durch Selbstbauer und Heimtüftler wie in der Maker-Bewegung sowie durch Unternehmen, die sich auf günstige 3D-Drucker für Privatpersonen spezialisieren, hält die neue Druckergeneration jetzt auch Einzug in ganz normalen Privathaushalten. Was nach Science-Fiction klingt, ermöglicht jedermann die eigenständige Entwicklung und Produktion seiner Lieblingsprodukte.

Industrielle Revolution

Tatsächlich sind 3D-Drucker zum Selbstzusammenbauen bereits für 600 bis 800 Euro erhältlich. Allerdings gelten sie als besonders reparaturanfällig. Wer bereit ist, etwas tiefer in die Tasche zu greifen – mit um die 2.000 Euro ist dabei zu rechnen –, wird schnell auf den Replicator 2 stoßen. Benannt ist der für den Privatgebrauch konzipierteDrucker nach der Maschine aus der Science- Fiction-Serie Startrek, die für die Weltraum-Mannschaft in kürzester Zeit vom Ersatzteil bis zum Tee alles kreieren konnte. Der bierkastengroße Drucker ist vergleichsweise einfach in Betrieb zu nehmen: Mit Strom und Computer verbinden, Druckplatte justieren, Druckmaterialien auffüllen und schon kann es losgehen. Ob der Selbstdruck sich kostentechnisch lohnt, hängt allerdings maßgeblich von Größe und Material des Produkts ab.

Generell können beim 3D-Druck verschiedene Materialien verarbeitet werden: Kunststoff, Keramik, Metall und Gummi trägt der Drucker mit verschiedenen Schmelz- und Härtungsverfahren durch Düsen Schicht für Schicht auf, bis das Gesamtprodukt entsteht. Das kann dauern. Ein großer Nachteil der noch jungen nicht industriellen 3D-Drucker ist nämlich die Geschwindigkeit: Der Druck einer iPhone-Hülle dauert zum Beispiel eineinhalb Stunden. Größere Teile brauchen entsprechend länger. Die ganze Tragweite der 3D-Druck-Technologie wird der internationalen Öffentlichkeit allmählich bewusst. Zeitungen und Magazine rund um den Globus berichten über die neue Technologie und ihre Möglichkeiten. Selbst US-Präsident Barack Obama erklärte in seiner Rede zur Lage der Nation im Februar, 3D-Druck habe das Potenzial, die gesamte Produktionsweise komplett zu revolutionieren. Einige glauben an einen gesamtwirtschaftlichen Umbruch, wie der amerikanische Journalist Chris Anderson. In seinem Buch „Makers“ formuliert er die These: „Die Alleinherrschaft wird den Unternehmen, Regierungen und anderen Institutionen entrissen und an die normalen Leute übergeben.“ Auch politische Think Tanks, also nicht kommerzielle Organisationen und Institute wie der Atlantic Council, sehen im dreidimensionalen Druck das Potenzial für eine Veränderung des Weltwirtschaftssystems. In ihrer Analyse mit dem Titel „Könnte 3D-Druck die Welt verändern?“ erklären die Experten, dass 3D-Druck Zulieferer- und Produktionsketten stark verändern könnte.

Bei einigen Personen werden angesichts solcher Jubelstürme aber auch Erinnerungen an den Beginn des Internets und dessen Blase wach. Damals, Ende der 1990er-Jahre, überschlugen sich die Prognosen. Überzogene Erwartungen trugen dazu bei, dass die globalen Aktienmärkte vom Jahr 2001 bis Anfang 2003 deutlich nachgaben. Für den 3D-Druck fehlen derzeit noch valide Einschätzungen zum Marktpotenzial. Die meisten Medienberichte stützen sich auf eine Studie von Wohlers Associates. Diese jährliche Analyse prognostiziert dem 3D-Markt weltweit ein Wachstum von 2,2 Milliarden Dollar im Jahr 2012 auf bis zu sechs Milliarden Dollar im Jahr 2017. Bis 2021 könnte sich der Markt sogar auf mehr als zehn Milliarden Dollar ausdehnen. Allerdings zeigt ein Vergleich: Selbst das würde weniger als einem Zehntel des Umsatzes des Konzerns Daimler im Jahr 2012 entsprechen.

Chancen für Investoren

Wie sich der Markt entwickeln wird, ist also noch fraglich. Einerseits erscheint es heute utopisch, dass flächendeckend Privatpersonen einen 3D-Drucker auf dem heimischen Schreibtisch stehen haben. Aber vor 20 Jahren waren auch das Internet und Smartphones fern der Realität – heute dominieren sie den Alltag. Ebenso unwahrscheinlich wirkt es heute, dass der gesamte Welthandel zukünftig auf den Kopf gestellt werden könnte, weil sich Autofahrer einen abgebrochenen Außenspiegel oder eine verlorene Schraube im 3D-Drucker einfach selbst neu herstellen, statt sie zu kaufen. Die 3D-Druckindustrie ist aktuell noch sehr fragmentiert. Es gibt viele eher mittelgroße Wettbewerber wie 3D Systems, EOS oder Stratasys und zahlreiche verschiedene Drucksysteme (siehe Tabelle auf Seite 17). Welche Unternehmen und Systeme sich durchsetzen, ist somit ebenso fraglich wie die Zukunft des gesamten Bereichs. Anleger, die direkt in den 3D-Bereich investieren wollen, sollten ihr Risiko daher möglichst diversifizieren. Mit einem Zertifikat auf den STOXX® Global 3D Printing Tradable (Net Return) Index (EUR) können Anleger das Risiko auf bis zu 30 Titel verteilen. Zum Index zählen nicht nur Hersteller von Druckern wie 3D Systems, sondern auch Softwarehersteller wie beispielsweise Dassault Systèmes. Mit Index-Zertifikaten können Anleger zudem gezielt in Einzelbereiche wie die Chemiebranche investieren, die von einem weiteren 3D-Druck-Aufschwung profitieren könnte. Geeignet dafür ist zum Beispiel ein Open End Index Zertifikat auf den EURO STOXX® Chemicals (Price) Index (EUR).

Anleger sollten beachten: Index-Zertifikate sind Inhaberschuldverschreibungen. Bei einer Insolvenz der Emittentin droht ein Verlust bis hin zum Totalverlust.

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    Quelle: UniCredit Bank AG – Onemarkets

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