Interview mit Carsten Lütke-Bornefeld: Lang & Schwarz – Kompetenz im außerbörslichen Handel
broker-test.de im Interview mit Carsten Lütke-Bornefeld – Leiter TradeCenter der Lang & Schwarz TradeCenter AG & Co KG – über die Vorteile des außerbörslichen Handels gegenüber Xetra, Aktienhandel am Wochenende und SFDs als neuartige Assetklasse.
Lang & Schwarz gibt es seit 1996 – seitdem ist auch an der Börse viel passiert. Wie schätzen Sie die aktuelle Marktsituation allgemein und für Ihr Unternehmen im Jahr 2011 ein?
Carsten Lütke-Bornefeld: „Das Jahr 2010 wird wohl als das Jahr des Aufschwungs „XXL“ in die Wirtschaftsgeschichte eingehen. Dass dieses rasante Wachstum in dieser Form auch in 2011 fortgesetzt wird, halten wir für unwahrscheinlich. Wir denken schon, dass unsere Wirtschaft auf einem gesunden Fundament steht und im europäischen Vergleich ein überdurchschnittliches Wachstum im nächsten Jahr präsentieren wird, aber es wird nicht mehr „XXL“ werden, sondern wohl eher „L“.
Lang & Schwarz sehen wir nicht nur für das nächste Jahr, sondern für einen viel längeren Zeitraum gut aufgestellt. Wir haben die Finanzkrise besser als viele andere Marktteilnehmer gemeistert und auch im jüngsten Aufschwung waren wir hervorragend im Markt positioniert. Wir haben mittlerweile verschiedene Geschäftsbereiche etabliert, was uns eine gewisse Flexibilität erlaubt und dazu geführt hat, dass wir gut diversifiziert dastehen.“
Das Parkett ist bereits offiziell beerdigt, Xetra hat sich voll durchgesetzt. Welche Vorteile bietet der außerbörsliche Handel gegenüber Xetra?
Carsten Lütke-Bornefeld: „In unseren Augen gibt es so viele gravierende Argumente für Privatkunden außerbörslich zu handeln, dass man als Kunde einer Direktbank eigentlich gar nicht mehr über Xetra handeln müsste. Es fängt dabei an, dass man mit uns wesentlich länger und günstiger handeln kann, geht weiter bei den Vorteilen, dass es keine Teilausführungen und immer eine Gegenseite gibt, bis zu der Tatsache, dass die Kunden den Kurs, zu dem gehandelt werden kann, im Vorhinein sehen und dann entscheiden können, ob sie handeln wollen oder nicht.
Wichtig ist an dieser Stelle noch, dass außerbörslich nicht heißt, dass man nur vor oder nach der Xetra-Handelszeit handeln kann, sondern alle diese Vorteile stehen den Kunden vor allem auch parallel zur Börsenhandelszeit zur Verfügung.“
Die Handelszeiten sind von Ihnen ausgeweitet worden. Zudem bieten Sie außerbörslichen Handel auch am Wochenende an. Wie wird dieses Angebot genutzt?
Carsten Lütke-Bornefeld: „Das ist richtig, wir handeln in der Woche von 08:00-23:00 Uhr, samstags von 10:00-13:00 Uhr und sonntags von 17:00-19:00 Uhr. Das Angebot dieser langen Handelszeiten wird von Kunden regelmäßig in Anspruch genommen. Dies kann verschiedene Gründe haben: Zum einen gibt es z.B. in der Berichtssaison in Amerika immer wieder Unternehmen, die nachbörslich ihre Quartalszahlen veröffentlichen, was dann nach 22:00 Uhr unserer Zeit ist. Große Unternehmen können mit ihren Zahlen immens den nächsten Handelstag beeinflussen, so dass es sinnvoll sein kann, sich noch am Vorabend entsprechend positioniert zu haben.
Ein weiterer Grund unsere langen Handelszeiten zu nutzen, kann aber auch folgende Situation sein: Stellen Sie sich vor, Sie haben eine Aktie im Depot und am Sonntag kommt um 10:00 Uhr die Nachricht, dass dieses Unternehmen die gesteckten Ziele nicht erreichen wird; es veröffentlicht also eine Gewinnwarnung. In einer solchen Situation kann man sich als Kunde überlegen, ob der Abschlag, den wir dann natürlich auch schon aufgrund einer solchen Meldung einrechnen, noch moderat zu sein scheint und die Kurse am Montag noch tiefer sein werden oder ob die Aktie am Montag doch höher eröffnen wird. Im ersten Fall wird der Kunde am Sonntag verkaufen, im zweiten nicht. Die Entscheidung muss der Kunde alleine treffen, aber er hat durch uns zumindest die Möglichkeit, darüber nachzudenken.
Sie sehen also, unsere langen Handelszeiten bieten dem Kunden Chancen, vor allem aber kann er sein Risiko deutlich besser kontrollieren, wenn er mit Lang & Schwarz handelt und eben diese langen Handelszeiten ausnutzt.“
Für den außerbörslichen Handel gibt es keine Handelsüberwachungsstelle. Wie regeln Sie bei Lang & Schwarz etwaige Handelsschwierigkeiten, wie z.B. Mistrades?
Carsten Lütke-Bornefeld: „Gut, dass Sie dieses Thema ansprechen, denn oftmals denken Kunden beim außerbörslichen Handel an einen gesetzlosen Graumarkt. Dies ist aber absolut nicht der Fall. Wir haben mit jeder Partnerbank fest vereinbarte Regelungen, unter anderem auch zum Thema Mistrades. Diese Regelungen kann man vollkommen transparent bei seiner Bank einsehen bzw. nachfragen. Die Partnerbanken, diese sind übrigens die führenden Onlinebanken Deutschlands und Österreichs, sind ja selber auch daran interessiert, ihren Kunden ausschließlich seriöse Dienstleistungen anzubieten.
Wir sind, wie Sie bereits erwähnt haben, seit 1996 am Markt und im außerbörslichen Handel anerkannter Marktführer. Natürlich möchten wir dies auch gerne noch viele Jahre bleiben. So etwas kann nur funktionieren, wenn man ein nachhaltiges und transparentes Geschäftsmodell vorweisen kann; dazu gehört selbstverständlich auch ein ehrlicher Umgang mit jedem Kunden.“
Der Markt für Derivate war nach der Lehman-Pleite schwer angeschlagen. Wo sehen Sie den Markt für strukturierte Produkte derzeit?
Carsten Lütke-Bornefeld: „Wir glauben, der „Lehmann-Schock“ im Derivatemarkt ist größtenteils überwunden. Selbstverständlich sind die Kunden sensibler geworden, wenn es um die Auswahl des Emittenten geht, aber gänzlich auf Derivate verzichten wollen die Kunden aus nachvollziehbaren Gründen nicht. Dies würde ja auch nicht viel Sinn machen, wenn man überlegt, wie viele Strategien man nur mit Hilfe von Derivaten umsetzen kann. Dies sind übrigens oftmals keine spekulativen Strategien, sondern vielmehr solche, bei denen Kunden ihr Risiko begrenzen, in dem sie z.B. Puts zur Absicherung kaufen.
Eine weitere Strategie, die ohne Derivate überhaupt nicht umsetzbar wäre, ist, dass man Aktienturbo-Calls anstatt der Aktie selber kauft. Dies mit einem geringen Betrag, nämlich genau mit dem Betrag, den man bereit wäre in der Aktie zu verlieren. Somit hat ein Kunde einen absolut garantierten Stopkurs erworben und er weiß, dass es kein Ausführungsrisiko und keine Nachschusspflicht gibt.
Wir sind der Meinung, dass man durch die Einbindung von Derivaten sein Depot in einer Art und Weise schützen kann, wie es ohne Derivate nicht möglich wäre. Und wir sind auch der Meinung, dass unsere Kunden diese Auffassung über Derivate absolut teilen.“
Zu Ihrem Leistungsangebot gehören schon seit längerem SFDs. Können Sie uns die Entstehungsgeschichte und Funktionsweise näher erklären?
Carsten Lütke-Bornefeld: „SFDs, oder auch Straight Forward Dealings, sind eine neuartige Assetklasse, deren einfache Struktur und geradlinige Performance für jeden Anleger transparent nachvollziehbar sind. Bei Emission haben unsere SFDs einen Leveragefaktor von ungefähr Fünf, was für ein Derivat vergleichsweise gering und somit auch vergleichsweise konservativ ist.
Mit SFDs können sowohl Long-, als auch Short-Strategien umgesetzt werden. Für Privatanleger sind SFDs besonders aufgrund der totalen Transparenz empfehlenswert. Für die Preisberechnungen spielen Dinge wie Volatilität oder Aufgeld keine Rolle.
Die Preisberechnung erfolgt nach dem Prinzip: Kurs – Basis = SFD, d.h. steigt beispielsweise die Deutsche Telekom um 10 Cent, so steigt auch ein SFD-Bull Papier um eben diese 10 Cent. Die Finanzierungskosten werden täglich abgerechnet und es fällt eine Handelsgebühr an; darüber hinaus gibt es allerdings keine weiteren Kosten. Wir möchten unsere SFD-Palette kontinuierlich ausbauen; im Moment haben wir SFDs auf folgende Basiswerte: Dax- und MDax-Aktien, Dax-Index, EUR/USD, Bund-Future, Gold, Silber und Öl.“
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