Interview mit Smartbroker über die Zukunftspläne hinsichtlich Expansion, Mobile Trading und Kryptowährungen

David Ernsting, Broker-Test Chefredakteur,  sprach mit Matthias Hach, CEO der wallstreet:online AG und der wallstreet:online capital AG, über die Zukunftspläne für den Smartbroker hinsichtlich Expansion, Mobile Trading und Kryptowährungen.

 

Außerdem werden die Themen Payment for Orderflow, die aktuelle Geldpolitik, Wertpapiere für Börseneinsteiger sowie die Entwicklung der Märkte in 2022 näher betrachtet.

 

Matthias Hach, CEO der wallstreet:online AG und der wallstreet:online capital AG

Matthias Hach, CEO der wallstreet:online AG und der wallstreet:online capital AG

Wie zufrieden sind Sie mit 2021 und was haben Sie sich für 2022 vorgenommen? Woher soll das Wachstum kommen?

Im vergangenen Jahr konnten wir die Zahl der Depotkunden mehr als verdoppeln, unsere Assets under Custody liegen bei ca. EUR 8,6 Mrd. was uns in diesem Punkt zum größten Neobroker in Deutschland macht – von daher sind wir sehr zufrieden.

Aber wir wollen natürlich weiterwachsen und dem Wettbewerb am besten immer eine Nasenlänge voraus sein.

Das größte Wachstumspotenzial sehe ich nach wie vor bei der Masse an Personen, die ihr Geld bislang auf dem Girokonto parken. Wertpapiere sind alternativlos geworden und nicht zuletzt dank der Neobroker ist der Handel mit Aktien heute so einfach und günstig wie nie zuvor.

Diese Gruppe wollen wir für uns gewinnen und ihnen helfen, langfristig ein Vermögen aufzubauen.

 

Dabei konzentriert sich der Smartbroker auf den deutschen Raum – aber im Rahmen der EU-Harmonisierung ist auch eine europäische Expansion denkbar, oder?

Wie heißt es doch so schön: „Sag niemals nie“. Wir beobachten den Markt sehr genau, auch außerhalb Deutschlands und wir bekommen hier und da interessante Angebote. Aber unser Fokus liegt zumindest im Moment ganz klar auf dem heimischen Markt.

Wie schon gesagt gibt es hierzulande eine besonders große Gruppe an Menschen, die bislang einen großen Bogen um Wertpapiere macht. Die Deutschen hinken da im internationalen Vergleich hinterher.

Der derzeitige Fokus auf Deutschland hat aber auch mit den komplizierten steuerrechtlichen Regelungen und anderen Gesetzen zu tun.

Außerdem planen wir eine enge Verzahnung von Smartbroker und unseren Börsenportalen – die wiederum alle deutschsprachig sind.

 

Bisher ist der Smartbroker ein “Desktop-only” Broker. Wann wird sich das ändern? Was erwarten Sie sich von diesem Schritt?

So bald wie möglich (lacht). Wir arbeiten tatsächlich schon seit einiger Zeit an einer Smartphone-App für den Smartbroker und ich kann Ihren Lesern versichern, dass wir die Software noch in diesem Jahr auf den Markt bringen werden.

Die Entwicklung ist schon relativ weit vorangeschritten, ich kann in unseren wöchentlichen Runden auch schon verschiedene Funktionen nutzen, aber wir wollen ein ausgereiftes Produkt, dass sich auf der Höhe der Zeit befindet.

Deshalb warten wir lieber ein oder zwei Monate länger und starten dann voll durch.

 

 

Mit der Smartbroker App wird sich unsere Zielgruppe erweitern.

Es ist sicherlich kein Geheimnis, wenn ich sage, dass wir verstärkt auch in den sozialen Medien werben werden und jüngere Anleger ansprechen wollen.

Insgesamt erwarten wir einen Wachstumsschub und wir rechnen auch mit einer höheren Anzahl an Trades pro Kunde.

 

Trader können bei Smartbroker Kryptos via ETP traden. In Zuge des geplanten Relaunches wird es dann auch “reinen” Kryptohandel geben?

Ganz genau. Mit dem Relaunch werden wir in den Handel mit Kryptowährungen einsteigen.

Zum Start bieten wir auf jeden Fall Bitcoin und Ethereum an, aber wir beobachten natürlich auch die Entwicklung anderer Coins.

 

In anderen Worten: bei Smartbroker tut sich nicht nur was an der Oberfläche, sondern die gesamte IT-Struktur wird auf zukünftiges Wachstum getrimmt?

Richtig, aber im nächsten Schritt geht es vor allem darum, verschiedene Prozesse zu internalisieren. Wir werden zahlreiche Vorgänge künftig wieder selbst abwickeln, was zu schnelleren Bearbeitungszeiten und einer deutlich größeren Flexibilität sorgen wird. Die gesamte IT wird so aufgebaut, dass wir sie nach Belieben anpassen und erweitern können.

Das geht jetzt zwar theoretisch auch, ist aber vergleichsweise umständlich und dauert.

Wir wollen, dass unsere Kunden nicht unnötig lange warten müssen und wir auf Entwicklungen ohne Verzögerung reagieren können.

 

Ende 2021 beunruhigte das Thema “Payment for Orderflow” kurz den Brokermarkt. Das scheint aber nun doch alles nicht ganz so schlimm zu werden, da die Auswirkungen für die gesamte Finanzbranche, aber auch den Versicherungsmarkt zu gravierend wären? Und was würde eine harte Regel am Ende für den Kunden bedeuten?

Wir betrachten das Thema tatsächlich vergleichsweise entspannt. Wie Sie schon richtig sagen, ist bisher nichts in Stein gemeißelt, außerdem macht das Rückvergütungsgeschäft nur einen Teil unserer Einnahmen aus.

Die Kritik seitens der EU – wonach Broker ihre Kunden womöglich nicht zu dem für sie besten Handelsplatz leiten, sondern zu dem, bei dem sie die größte Provision erhalten, gilt für uns nicht, da wir im Gegensatz zu allen anderen Neobrokern sämtliche deutsche Börsen und zahlreiche außerbörsliche Handelsplätze anbieten.

Die Kunden können also vergleichen und selbst entscheiden, wo sie ihre Order platzieren wollen.

Sollte es aber tatsächlich zu einem Totalverbot kommen, wie es im ersten Entwurf besprochen wurde, würden wir die Transaktionsgebühr vermutlich um einen oder zwei Euro erhöhen – die anderen Broker mit Sicherheit auch.

Am Ende würde also der Kunde die Rechnung zahlen, der Wertpapierhandel würde für den Verbraucher teurer werden und damit die Zugangshürden wieder anheben.

Genau das kann aber eigentlich nicht das Ziel der Politik sein.

 

Heiß diskutiert wird auch eine mögliche Zinswende – wie realistisch ist das und welche Auswirkungen hätte dies auf den Aktienmarkt?

Noch ist ja noch nicht so weit, aber die Anzeichen verdichten sich. Im Grunde lässt die hohe Inflation der EZB eigentlich kaum noch Chancen für eine andere Entscheidung. Die USA sind hier schon weiter vorangeschritten.

Kürzlich konnte man wieder sehen, dass die zehnjährige Bundesanleihe eine positive Rendite hatte.

Bankaktien sind dann aufgrund der steigenden Zinsmargen sicherlich wieder interessant, da sich die Ertragsbasis erhöht.

Gleiches gilt für starke Dividendenaktien, die sicherlich zu Lasten des Tech-Sektors in den vergangenen Jahren eher im Schatten standen.

 

 

So oder so, es wird auch in einer Phase steigender Zinsen wieder jede Menge spannende Aktien geben und auch sonstige wirtschaftliche Ereignisse werden die Börsen in die eine oder andere Richtung beflügeln.

Wichtig ist, dass wir in den Märkten eine gute Volatilität haben, damit es genug Chancen gibt, sich die besten Investments zu suchen.

 

Momentan gibt es circa 12 Millionen aktive Investoren in Deutschland. Sollte es weitergehen mit steigenden Aktienmärkten, dürften auch weiter neue Anleger zu den Brokern strömen. Was ist das wichtigste Produkt für Einsteiger: ETFs, Fonds, Aktien oder Sparpläne?

Sparpläne sind inzwischen ein wesentlicher Bestandteil unserer Depots. Unsere Kunden investieren im Schnitt etwas mehr als 200 Euro pro Monat und pro Depot in Form von ETF-Sparplänen. Das ist ein guter Wert und er steigt kontinuierlich an. Auch die Zahl der ETF-Sparpläne steigt überproportional zum Kundenwachstum.

Ich bin der Meinung, dass ETFs oder ETF-Sparpläne eine ideale Grundlage für Einsteiger darstellen. Warren Buffett empfiehlt Börsenneulingen schon seit Jahren einfach in den S&P 500 zu investieren, statt aufwendiges Stock Picking zu betreiben.

Einzelne Aktien können natürlich ein ordentlicher Boost für das Depot sein, aber sie sind auch volatiler als ein gesamter Index. Die Wahl der Anlageklasse ist also sehr von der Persönlichkeit abhängig. Will ich regelmäßig, am besten täglich, in mein Depot sehen und aktiv handeln oder verfolge ich einen Buy-and-hold-Ansatz?

Wir unterstützen unsere Kunden mit einer Vielzahl von Webinaren und Newslettern, wir verweisen auf interessante Artikel aus dem Universum der wallstreet:online-Börsenportale.

Last but not least verfügen wir mit 830.000 registrierten Usern über die größte Finanzcommunity in Deutschland.

Da findet jeder Börseneinsteiger Tipps und Gesprächspartner.

 

Wo sehen Sie persönlich das größte Potenzial in 2022? Dax, Schwellenländer, Kryptos, Tech-Aktien oder Med-Aktien?

Schwer zu sagen, ich halte mich lieber mit konkreten Empfehlungen zurück. Wir haben aber in den ersten Wochen des neuen Jahres gesehen, dass Value-Aktien eine gute Performance gezeigt haben und Tech-Werte dagegen stark gesunken sind.

Auch der Energiesektor hat sich gut entwickelt.

 

 

Insgesamt rechne ich mit einer Normalisierung des Aktienmarktes, die Auswirkungen von Corona werden weniger spürbar werden.

Die Engpässe bei bestimmten Produkten wie Halbleiterchips könnten uns noch eine Weile beschäftigen, aber insgesamt sollten die Unternehmen profitieren, die während des Lockdowns Rückgänge verzeichnen mussten, beispielsweise Fluggesellschaften oder Hotels.

Hier haben die Verbraucher eine Art Nachholbedarf, weil Urlaub in der gewohnten Form oft nicht möglich war.

 

Vielen Dank für das Gespräch!

 

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