Kapitalanlage: Kühler Kopf trotz Corona

Deutsches Institut für AltersvorsorgeDie Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Wirtschaft sind derzeit nur mit hoher Unsicherheit zu beurteilen. Als sicher gilt, dass der Virus Industrienationen weltweit in die Rezession treiben wird. Vermögensverwalter müssen dennoch einen kühlen Kopf bewahren.

Der Präsident des IFO-Institutes Clemens Fuest rechnet in Deutschland mit einem Rückgang des Bruttoinlandproduktes von 4,3 Prozent bis im ungünstigsten Fall von 20 Prozent bei längerer Dauer der restriktiven Maßnahmen, wenn sowohl die Produktion heruntergefahren wird als auch der Konsum einbricht.

Der Worst Case würde die Finanzkrise von 2008 in den Schatten stellen. Die unbekannte Größe ist die Dauer dieses Ausfalls. Wenn der heutige Status quo der wirtschaftlichen Einschränkungen für wenige Wochen anhält, wird es zwar viele tragische Einzelschicksale geben, aber für die Volkswirtschaft kann dieses Szenario als „verkraftbar“ eingestuft werden.

Ein solches Szenario spiegeln die aktuellen Marktpreise wider. Um das Schlimmste zu mildern, gibt es – Gott sei Dank – Gegenmaßnahmen.

 

Fiskalpakete mit knapp 1.500 Milliarden Euro

Staaten und Zentralbanken haben in den vergangenen Wochen in konzertierten Aktionen gehandelt, um einen kurzfristigen Kollaps zu verhindern. Zum einen stehen den Zentralbanken und internationalen Institutionen heute Maßnahmen zur Verfügung, die 2008 erst geschaffen werden mussten. Das hat die Wahrscheinlichkeit von noch größeren Verwerfungen an den Finanzmärkten bereits reduziert.

Zum anderen erreichte das Zusammenspiel zwischen Staaten und Zentralbanken ein neues Niveau. Die Europäischen Staaten haben mittlerweile Fiskalpakete im Umfang von knapp 1.500 Milliarden Euro angekündigt, während die EZB 700 Milliarden Euro zur Verfügung stellt, um europäische Anleihen zu kaufen.

In den USA hat das amerikanische Parlament Hilfen von zwei Billionen Dollar beschlossen, darüber hinaus wird die US Federal Reserve in unlimitiertem Umfang Anleihen kaufen. Es handelt sich dabei um schwindelerregende Summen, die einerseits den Ernst der Lage klarmachen, aber gleichzeitig zeigen, wie viel zusätzliche Liquidität ins System kommt. Das sollte bei erfolgreicher Eindämmung der Corona-Neuinfektionen Chancen am Aktienmarkt bringen.

 

 

Nüchterne Analyse der Daten

Trotz alledem müssen Vermögensverwalter in solchen Phasen einen kühlen Kopf bewahren, die Datenlage nüchtern evaluieren und unter Abwägung von Chancen und Risiken umsichtig agieren. Dabei sind drei Hauptfaktoren beachtenswert:

  • Die Anzahl der Neuinfektionen und geheilten Patienten. Man muss davon ausgehen, dass die Anzahl der Neuinfektionen in den kommenden Tagen und Wochen in Europa und speziell in den USA weiter zunehmen wird. Mit einer Abnahme kann trotz der drastischen Einschränkungen des öffentlichen Lebens erst in einigen Wochen gerechnet werden, mit einer Zunahme der geheilten Corona-Patienten ab 20 Tage nach Ausbruch der Krankheit.  Letzteres wird in den kommenden Wochen erkennbar. In China liegt der Anteil der geheilt entlassenen Patienten mittlerweile bei 90 Prozent, in Italien bei zwölf Prozent und in Deutschland bei zehn. In Italien, Spanien und Frankreich bringt die Anzahl der kritischen Fälle das Gesundheitssystem an seine Grenzen. Das soll durch Verhaltensregeln in Deutschland, Österreich und in der Schweiz verhindert werden.
  • Einschränkungen des öffentlichen Lebens und speziell des Wirtschaftslebens. Die drastischen Einschränkungen des öffentlichen Lebens sind notwendig, um die Ausbreitung des Virus in den Griff zu bekommen. Gleichzeitig werden diese Einschränkungen massive negative Auswirkungen auf die Volkswirtschaft des jeweiligen Landes haben. Asiatische Vorbilder haben gezeigt, dass ein drastisches Vorgehen für zwei bis drei Wochen bereits geholfen hat, das Virus einzudämmen. Nach etwa zwei Wochen gab es in der Regel ein Umschwenken der Politik, um die Maßnahmen zur Eindämmung des Virus mit der Wiederaufnahme der wirtschaftlichen Aktivität in Balance zu bringen. Aktuell liegt der Fokus in Europa auf der Eindämmung des Virus. Eine Lockerung der Einschränkungen und somit eine Entspannung für die Wirtschaft werden erst kommen, wenn die Anzahl der Neuinfektionen abnimmt und die Anzahl der kritischen Fälle für das jeweilige Gesundheitssystem verkraftbar bleibt.
  • Bedingungen am Finanzmarkt. An den internationalen Finanzmärkten waren in den vergangenen zwei Wochen Szenarien zu beobachten, die wir bisher nur aus 2008 kannten. Die Liquidität trocknete aus. Der Interbankenmarkt geriet ins Stocken. Risikoaufschläge bei Anleihen führten dazu, dass Unternehmen sich nicht mehr refinanzieren konnten. All dies brachte die Anleihepreise und vor allem die Aktienmärkte unter Druck. Die Hilfsmaßnahmen der Zentralbanken zeigen jedoch erste Wirkung.

 

Chancen für mittel- bis langfristig orientierte Anleger

Fazit: Alle Börsen-Crashs der Vergangenheit haben eines gemeinsam. So führte die nachfolgende Erholungsphase jeweils zu neuen Höchstständen an den Börsen. Für die derzeitige Corona-Krise gibt es keine Blaupause.

Kurzfristig muss mit stark schwankenden Märkten und gegebenenfalls auch tieferen Kursen gerechnet werden, bis die Corona-Neuinfektionen eingedämmt sind. Für mittel- bis langfristig orientierte Anleger bieten die Kursrückgänge jedoch auch Chancen, die es in den kommenden Wochen und Monaten zu nutzen gilt.

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