Krise der Wirtschaft? Oder Krise der Wahrnehmung?
Auf der anderen Seite hören und spüren wir überall, wo es in Sachen Wirtschaft eben nicht rund läuft in Deutschland.
Arbeitskräftemangel, für 2023 ein Minus im Bruttoinlandsprodukt BIP und weiterhin hohe Inflation …
Was stimmt also? Ist die Lage vielleicht viel besser als wir alle meinen?
Das Glas ist häufig halbleer
Dem deutschen Naturell entspricht es, Hürden als höher wahrzunehmen, als sie sind, und die Möglichkeiten, sie zu überspringen, kleiner zu reden, als es der Wirklichkeit entspricht.
Mit anderen Worten: Das Glas ist häufiger halbleer als halbvoll. Oftmals möchte man den Deutschen zurufen: Seht die Dinge einfach mal etwas optimistischer.
Natürlich fällt dieser Appell gerade im ökonomischen Kontext angesichts einer Fülle an Zahlen, die eher Nachdenklichkeit erzeugen denn Euphorie, schwer.
Mit jeder vermeintlich guten Nachricht ist wieder ein Nackenschlag verbunden.
Auf die Meldung, dass das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in Deutschland 2024 nach Einschätzung der Wirtschaftsweisen immerhin ein Plus von 0,7 Prozent verzeichnen dürfte (nach minus 0,4 im laufenden Jahr), musste man sich vergegenwärtigen, dass die Bundesregierung vor nicht einem Monat für das kommende Jahr noch eine Wirtschaftsleistung in doppelter Höhe in Aussicht gestellt hatte.
So fällt es aber natürlich schwer, für mehr Optimismus zu plädieren.
Potenzial in Künstlicher Intelligenz und Zuwanderung von Fachkräften
Nun ist es aber dennoch nicht angebracht, ins Gegenteil zu verfallen und die hiesige Wirtschaft gänzlich abzuschreiben.
Gleiches gilt für die Zuwanderung qualifizierter Fachkräfte: Lenkt Deutschland seine Ambitionen in diesen Bereichen in die richtigen Bahnen, kann es gleich mehrere seiner Herausforderungen bewerkstelligen.
Auch wenn sich das bislang nicht – oder zumindest noch nicht sehr konkret – in Zahlen ausdrücken lässt.
Steigende Konjunkturerwartungen und stabilisierte Lage in Deutschland
Mit minus 1,1 Punkten liegt der ZEW-Indikator 10,3 Punkte signifikant über dem September-Wert. Darüber hinaus hat sich die Einschätzung der wirtschaftlichen Lage in Deutschland stabilisiert.
Der entsprechende Indikator sinkt leicht um 0,5 Punkte und liegt aktuell bei minus 79,9 Punkten.
Deutschland im globalen Kontext betrachten
Dabei gibt es einen Haken: Viele von uns vergleichen Deutschland 2023 mit dem Deutschland von vor fünf oder zehn Jahren, als die Bahn eben weitaus pünktlicher fuhr, die Inflationsrate deutlich unter 2% lag und Lieferketten und vieles mehr noch weitaus zuverlässiger funktionierten.
Damit verglichen haben wir enormen Verbesserungsbedarf. Vergleichen wir uns aber mit anderen Ländern, stehen wir nach wie vor viel besser da, als man meinen könnte.
Der Maßstab, der Vergleich ist eben immer relevant.
Deutscher Aktienmarkt widersteht globalen Herausforderungen
Apropos Vergleich: Wirft man einen Blick auf den Aktienmarkt, lässt sich dort auch keine Spur von Resignation feststellen.
Seine Durchschnittsrendite liegt seit den 90er-Jahren bei knapp 7,7 % – und aktuell bewegt sie sich trotz jüngster Kursverluste bei mehr als 10 %.
Es gibt sie also noch, die guten Nachrichten. Mitunter ist die Suche danach nur etwas mühsamer.
Diese lohnt sich aber, damit das Glas auch wieder einmal halbvoll erscheint. Wenn man es denn halbvoll möchte.
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