US-Wahlkampf: Wähler vertrauen Donald Trump in Sachen Wirtschaftspolitik mehr als Joe Biden

Helaba: Der Spruch „It’s the economy, stupid!” (grob: „Die Wirtschaft zählt, Blödmann!“) geht auf den Wahlkampf-Strategen James Carville zurück, der Bill Clinton 1992 bei dessen Sieg über George Bush unterstützte.

Seitdem ist diese Aussage zu einer Art geflügeltem Wort geworden, die in jedem US-Wahlkampf zahllose Male zitiert wird.

Angesichts der niedrigen Arbeitslosigkeit, des robusten Wachstums und der soliden Lohnzuwächse würde man meinen, dass der aktuelle Präsident Joe Biden in dieser Hinsicht gut dastehen sollte.

Umfragen zeigen aber, dass die Wähler in der Wirtschaftspolitik seinem Widersacher Donald Trump mehr vertrauen (Juni: 41% gegenüber 37%).

Ohne jetzt eine umfassende Analyse der Trumpschen Wirtschaftspolitik 2017-2021 durchzuführen – was durch die Auswirkungen der Pandemie sowieso deutlich erschwert wird: Trumps Vorsprung in dieser Frage ist nicht unbedingt intuitiv.

 

Biden: Klientelpolitik, Inflation und schlechte Verbraucherstimmung belasten Bilanz

Biden hat seit seinem Amtsantritt viel Klientelpolitik betrieben, gerade in Wirtschaftsfragen – siehe diverse Versuche, Studentenkredite zu erlassen oder das Verknüpfen von Unternehmenssubventionen mit sozialen Kriterien.

Dies hätte ihm eigentlich Punkte einbringen müssen.

Staatsschulden und Haushaltsdefizite, eine klare Schwachstelle in seiner Bilanz, interessieren die durchschnittlichen US-Bürger kaum.

Joe Biden wird aber offenbar (nicht ganz zu Unrecht) als einer der Hauptverantwortlichen für den Inflationsschub der vergangenen Jahre wahrgenommen.

Die Verbraucherstimmung bleibt, gemessen an den Rahmenbedingungen, ziemlich schlecht.

 

 

Trotz Inflation sinkt der Anteil des Einkommens für Konsumkorb

Interessanterweise zeigen neue Daten des überparteilichen Congressional Budget Office (CBO) jedoch, dass die isolierte Betrachtung des Verbraucherpreisindex einen falschen Eindruck von den Effekten auf die Lage der Haushalte gibt.

Für alle Einkommensgruppen ist der Anteil des Haushaltseinkommens, das für den Kauf eines festen Konsumkorbs aus dem Vor-PandemieJahr 2019 erforderlich ist, in den vier Jahren bis 2023 nämlich gefallen.

Wie passt das zum massiven Preisschub in diesem Zeitraum?

Ganz einfach: Löhne und Transfers sind per saldo gleichzeitig stark genug gestiegen (bzw. Steuern und Abgaben gefallen), so dass der Nettoeffekt auf die Kaufkraft positiv war.

 

Verbrauchervertrauen parteiabhängig, Machtwechsel beeinflusst Stimmung.

Jenseits solcher Fakten scheint die Einschätzung der wirtschaftlichen Lage aber vor allem eine Wahrnehmungsfrage zu sein.

Das Verbrauchervertrauen beispielsweise ist stark abhängig von der Parteizugehörigkeit.

Das Schaubild zeigt, wie der Machtwechsel im Weißen Haus Ende 2020/Anfang 2021 zu einer abrupten Verschiebung führte: Demokraten fühlten sich plötzlich besser, Republikaner schlechter.

Dies dürfte wohl kaum eine plötzliche Änderung der realen Umstände über diesen Zeitraum widerspiegeln.

Bei den Unabhängigen änderte sich zu diesem Zeitpunkt quasi nichts.

Insofern könnte der knappe Vorsprung Trumps bei der Wirtschaftskompetenz teilweise einfach eine Folge seiner seit einiger Zeit grundsätzlich etwas höheren Unterstützung bei Umfragen sein.

 

 

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