US Government Shutdown: Märkte bleiben ruhig – DAX, Gold und Anleihen steigen

Erstmals nach fast sieben Jahren gibt es wieder einen Government Shutdown in den USA, nachdem im Kongress keine rechtzeitige Einigung über den Haushaltsplan zwischen Republikanern und Demokraten erzielt worden ist.

An den Kapitalmärkten gibt man sich dennoch vergleichsweise entspannt.

Kursgewinne verzeichneten sowohl Renten wie auch Aktien .

Ebenso zeigt sich der Euro-Dollar-Kurs unbeeindruckt, der weiterhin um 1,18 schwankt.

Wochengewinner – wie so oft schon in diesem Jahr – ist Gold.

Das Edelmetall hat Kontakt mit der zu Jahresbeginn noch unwahrscheinlichen Marke von 4.000 US-Dollar je Feinunze aufgenommen und mit knapp 3.900 sein letztes Allzeithoch markiert.

Aktien wie Renten scheinen sich weniger über die wirtschaftlichen Konsequenzen des Shutdowns zu sorgen als vielmehr über die Chancen, die sich aus den geldpolitischen Implikationen ergeben.

DAX steigt – Hoffnung auf neue Zinssenkung noch im Oktober

Das jüngste Hoch beim S&P 500 ebenso wie die Überwindung der Marke von 24.000 beim deutschen Leitindex DAX ist auf schwache Meldungen vom US-Arbeitsmarkt zurückzuführen.

Diese haben der Fed die Tür für eine weitere Zinssenkung im Oktober geöffnet.

Dennoch sollten die konjunkturellen Risiken, die aus der Zwangsschließung resultieren, nicht außer Acht gelassen werden.

DAX Chart

Diese hängen von der Dauer ab und derzeit setzten die Anleger auf nur etwas mehr als zwei Wochen. Alle nichtessenziellen Bundesangestellten befinden sich somit erst einmal im Zwangsurlaub. Nach Schätzungen des Congressional Budget Office sind davon rund 750.000 Bundesangestellte betroffen.

In der Berichtswoche ist deshalb die Veröffentlichung von Bundesstatistiken inklusive des wichtigen Arbeitsmarktberichtes ausgesetzt.

Der letzte Government Shutdown, der als längster der US-Geschichte gilt, dauerte vom 22. Dezember 2018 bis zum 25. Januar 2019 und kostete laut CBO 11 Mrd. USD Output. Allerdings scheinen die politischen Fronten dieses Mal noch verfahrener zu sein. Auslöser ist dabei ein Streit zwischen Präsident Donald Trump und den Demokraten über den Fortbestand von Gesundheitszuschüssen.

Doch nun droht Präsident Trump sogar mit „furloughs“, also Entlassungen von Staatsangestellten.

Vermutlich wären davon Behörden betroffen, die von ihm ohnehin als überflüssig wahrgenommen werden. Insofern könnte sich das politische Kräftemessen länger als bislang an den Kapitalmärkten eingepreist hinziehen. Mit Blick auf das nahende Jahresende könnte die noch gute Stimmung an den Finanzmärkten umschlagen und Gewinnmitnahmen einsetzen.

In der Berichtswoche ist der Datenkalender dünn gesät

Aus den USA dürften sich Anleger auf das letzte Protokoll der Fed sowie die Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung stürzen, um einen „Versicherungsschritt“ der Fed für die Mitte Oktober anstehende Sitzung des FOMC herauszulesen.

Aus Deutschland stehen die Auftragseingänge sowie die Industrieproduktion zur Veröffentlichung an.

Nach dem Anstieg der Euro-Teuerung von 2,0 % auf 2,2 % im September möchte man der EZB zurufen: Gut gemacht, den Zinssenkungskurs rechtzeitig gestoppt zu haben!

Vor allem der jüngste Anstieg der Dienstleistungspreise auf 3,2 % zeigt, dass die seit Juni eingenommene Beobachterposition auf einem neutralen Leitzinsniveau von 2 % richtig war.

In 15 von 20 Euroländern liegt die Inflationsrate übrigens über dem EZB-Zielwert von 2,0 %.

Seit der letzten Zinssenkung haben sich die Inflationserwartungen der Anleger mit 2,1 % kaum verändert.

Diese Stabilität spricht dafür, dass die aktuelle Politik der ruhigen Hand genau richtig ist.


Der langjährige Durchschnitt der Inflationserwartungen an Terminmärkten – die Historie reicht bis 2013 zurück – liegt bei etwa 1,8 %.

Auch dies ist ein Hinweis, dass die EZB ihren vorsichtigen Kurs besser nicht verlassen sollte.

Vor dem Hintergrund der stabilen Inflationserwartungen ist die richtungslose Tendenz am deutschen Rentenmarkt nachvollziehbar.

Auch der sonst so dominante aber oft sehr volatile Einfluss des amerikanischen Anleihemarktes hat in diesem Jahr spürbar nachgelassen.

 

Der Korrelationskoeffizient zwischen den Staatsanleihen, der im Durchschnitt bei beachtlichen 0,8 liegt (1 steht für einen perfekten Gleichlauf), ist innerhalb der letzten 12 Monate auf weniger als 0,5 gesunken.

Dafür dürften mehrere Gründe verantwortlich sein. Am stärksten hat sicherlich die unterschiedliche Politik der Notenbanken gewirkt. Nach einer längeren Pause hat die Fed gerade erst wieder mit dem Zinssenkungszyklus begonnen.

Zweitens lastet die aufkommende Unsicherheit über den Safe-Haven-Status wie ein Damoklesschwert auf US-Staatsanleihen.

Erwähnenswert ist auch die überraschende Lockerung der deutschen Schuldenbremse Anfang März.

 

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