Spanien: Wirtschaftswachstum dank Tourismus, Einwanderung und EU-Förderung

In den vergangenen drei Jahren verzeichnete die spanische Wirtschaft kräftige Wachstumsraten, die komfortabel über denen der Eurozone lagen. Die Frage hierbei ist, warum Spanien so gut durch die vergangenen Krisen gekommen ist. Während der Corona-Zeit litt die spanische Konjunktur sogar etwas stärker, da der Einbruch des Tourismus dort überproportional zu spüren war.

Die Energiekrise betraf Spanien jedoch weniger, denn mit knapp 11% liegt der Anteil des Verarbeitenden Gewerbes an der Bruttowertschöpfung deutlich unter dem deutschen Niveau mit rund 20% oder dem italienischen mit etwa 17%.

Während das deutsche Bruttoinlandsprodukt seit drei Jahren nicht mehr wächst, verzeichnete Spanien jährliche Wachstumsraten von jeweils über 2%. Unterstützend wirkte dabei der florierende Tourismussektor, der über 10% der Bruttowertschöpfung ausmacht. Zudem kurbeln die EU-Fördermittel die spanischen Staatsausgaben an und sorgen dadurch für einen weiteren Impuls.

 

 

Beschäftigung nimmt zu

Mit dem wirtschaftlichen Wachstum sank in den letzten Jahren die Zahl der Arbeitslosen. Der langjährige Abwärtstrend wurde nur temporär von der Corona-Krise unterbrochen, doch seitdem verbessert sich die Lage am Arbeitsmarkt weiter.

Die Arbeitslosenquote hatte 2013 mit über 25% ihren Höchststand erreicht, jüngst lag sie nur noch bei 10,5%. Damit gibt es in Spanien weiterhin deutlich mehr Arbeitslosigkeit als im Durchschnitt der Eurozone (6,3%), doch der Trend geht in die richtige Richtung. Auch in Zukunft dürfte die Arbeitslosenquote weiter sinken.

 

Der Anstieg der Beschäftigung ist auch auf die hohe Einwanderung zurückzuführen. Allein 2022 und 2023 lag die Nettoeinwanderung bei rund 730 Tausend bzw. 640 Tausend Menschen. Knapp die Hälfte der Einwanderer stammt aus Lateinamerika. Dank der sprachlichen und kulturellen Nähe gestaltet sich hier die Integration einfacher. Die Immigranten finden häufig Arbeit in Branchen, in denen die Arbeitgeber sonst Probleme haben, ausreichend Mitarbeiter zu finden. Hierzu zählen der Tourismus, das Baugewerbe, die Landwirtschaft oder der Transportsektor.

Die wachsende Bevölkerung, gepaart mit der schnellen Eingliederung der Einwanderer in den Arbeitsmarkt, sorgt für Wirtschaftswachstum.

 

Gute Entwicklung der Binnenwirtschaft

Die Wirtschaft in Spanien wächst primär durch eine steigende inländische Nachfrage. Mit einem Anteil von 55% am Sozialprodukt ist der private Konsum hier der Hauptfaktor. Dieser legt seit dem Einbruch während der Corona-Krise stetig zu. Die steigenden realen Löhne und Gehälter verbessern den Lebensstandard.

Durch eine höhere Beschäftigung partizipieren auch mehr Menschen an den höheren Löhnen, sodass die Kaufkraft im Aggregat zunimmt. Die rückläufige Inflationsrate ermöglicht, dass die realen Einkommen auch künftig steigen können.

Die durchschnittliche Teuerungsrate dürfte 2025 bei 2,7% liegen. Die Dynamik der Preiserhöhungen wird sich weiter normalisieren, sodass die Preissteigerungsrate 2026 im Jahresdurchschnitt 2,4% erreichen dürfte.

 

 

Ein anderer wichtiger Teil der Inlandsnachfrage stammt von den Unternehmen, die zuletzt sehr investitionsfreudig waren. Investitionen sorgen in der Regel für Produktivitätsgewinne, die wiederum langfristig zu höheren Produktionskapazitäten und damit zu nachhaltigem Wirtschaftswachstum führen.

Die Bruttoanlageinvestitionen haben in den vergangenen Jahren sogar überproportional zum Sozialprodukt zugenommen. Das spricht dafür, dass das starke Wirtschaftswachstum in Spanien keine Eintagsfliege ist, sondern sich künftig fortsetzen dürfte.

 

Spanien wächst auch 2026 überdurchschnittlich

Das spanische Bruttoinlandsprodukt dürfte 2025 um schätzungsweise 2,9% gewachsen sein. Damit entwickelte sich die spanische Wirtschaft am dynamischsten unter den vier großen Ländern im Euroraum. Für 2026 prognostizieren wir ein Wirtschaftswachstum von 2,1%. Damit wird Spanien weiterhin der Wachstumsmotor der Eurozone sein.

Obwohl die Dynamik abnimmt, wird das Land damit komfortabel über der von uns erwarteten durchschnittlichen Zuwachsrate in der Eurozone von 1,4% bleiben.

 

 

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