Anleihen: Markt zunehmend im Weihnachtsmodus – 10-jährige Bundesanleihen bei 2,88% bedeuten höchstes Niveau seit März!
Stillhalten zum Jahresende: Wie erwartet, hat die EZB auf der letzten Sitzung in diesem Jahr am gestrigen Donnerstag die Leitzinsen unverändert gelassen. Hinweise auf baldige Zinserhöhungen blieben aus.
Vielmehr sehen sich die Notenbanker gut positioniert.
„Die EZB-Ratssitzung hat keine Hinweise darüber geliefert, in welche Richtung sich der Leitzins in den kommenden Monaten entwickeln könnte“, erklärt Christian Reicherter von der DZ Bank. Bestätige sich der von der Notenbank skizzierte Ausblick einer sich belebenden wirtschaftlichen Entwicklung ohne Inflationsdruck, werde das Leitzinsniveau wohl noch für geraume Zeit auf dem gegenwärtigen Niveau verbleiben. Das sieht Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer ähnlich: „Wir gehen weiter von unveränderten Leitzinsen aus. Die Staaten sind nämlich sehr hoch verschuldet, und die EZB-Ratsmitglieder sind deshalb mit Zinserhöhungen äußerst zurückhaltend“, erklärt er.
Renditen auf erhöhtem Niveau
Die Renditen bewegten sich nach der Sitzung kaum. Für mehr Bewegung sorgte die Ankündigung der Finanzagentur des Bundes am gestrigen Donnerstag, 2026 neue Schulden in Höhe von 512 Milliarden Euro aufnehmen zu wollen, wie Arthur Brunner von der ICF Bank berichtet.
Das wäre nochmals ein deutlicher Anstieg gegenüber den 425 Milliarden in diesem Jahr.
„Die Staaten verschulden sich immer mehr, auch die USA. Das schlägt sich in den Renditen nieder.“
Zehnjährige Bundesanleihen rentieren am Freitagmittag mit 2,88 Prozent – das ist das höchste Niveau seit März dieses Jahres.
Handelsaktivität ausdünnt
Aus dem Handel meldet Tim Oechsner von der Steubing AG gute Umsätze für Bonds des Europäischer Stabilitätsmechanismus ESM. Die sind im kommenden März fällig und rentieren zum aktuellen Kurs mit 2,45 Prozent (EU000A1U9944). Mit der Annäherung an die Weihnachtstage und das Jahresende sei die Liquidität im Anleihemarkt allerdings zuletzt zurückgegangen. „Zahlreiche Banken haben ihre Bücher für das laufende Jahr bereits geschlossen oder reduzieren ihre Handelsaktivitäten deutlich“, erklärt er. Entsprechend nehme die Markttiefe ab, was sich in breiteren Bid-Offer-Spreads widerspiegle.
„Insgesamt schaltet der Markt zunehmend in den ‚Weihnachtsmodus‘, was die Handelsaktivität weiter ausdünnt und die Umsetzung von Orders erschwert.“
Große Namen (fast) durchweg gefragt
Durchaus rege Umsätze meldet Oechsner aber für Anleihen großer deutscher Unternehmen – von kurzen bis extrem langen Laufzeiten. Dabei sind Bonds von der Deutschen Bahn sowie Hochtief mit Fälligkeit 2027 und aktuellen Renditen um 2,3 Prozent (XS2689049059, DE000A2YN2U2).
Beispiele sind Mercedes-Benz (DE000A3LSYH6), Deutsche Post (XS3229499101), RWE (XS2482887879), Bayer (XS2630111719), Würth (XS2911681083) und EnBW (XS2579293536). Auch ein Langläufer ist dabei: die bis 2045 laufende Anleihe der Deutschen Telekom, die aktuell 4,2 Prozent (XS2985250898) abwirft.
Bei der Walter Ludwig Wertpapierhandelsbank sind Deutsche Telekom und Mercedes-Benz ebenfalls Thema, wie Beate Mägerle berichtet. Gut nachgefragt seien die bis 2032 laufende Telekom-Anleihe mit aktuell 3 Prozent (XS2987630873) und die bis 2028 von Mercedes-Benz mit 2,6 Prozent (DE000A169NC2). Auch auf den Einkaufslisten der Walter Ludwig-Kundschaft: der bis 2028 laufende Bond der Deutschen Pfandbriefbank mit aktuell 3,4 Prozent (DE000A382665). Abgestoßen werde hingegen Lanxess mit Fälligkeit im Oktober 2026 und derzeit 2,5 Prozent (XS1501367921). Auch einige Währungsanleihen kommen gut an, wie Mägerle feststellt, etwa die auf australische Dollar lautende von New South Wales (AU3SG0003270).
Deutsche Telekom Chart
Mercedes Benz Chart
Schalke-Anleihe beliebt, Noratis noch mehr im Minus
Weitere Kursverluste gab es unterdessen für Noratis. Der Eschborner Wohnimmobilienentwickler hatte schon im November ein umfassendes Restrukturierungskonzept beschlossen und unter anderem die Zinszahlung für die 2029 fällige Unternehmensanleihe (DE000A3H2TV6) ausgesetzt.
Am Montag dieser Woche hat Noratis nun beim Amtsgericht Frankfurt einen Antrag auf Eröffnung eines Schutzschirmverfahrens gestellt. Der Kurs fiel auf 10 Prozent.
Mutares Chart
Von Anna-Maria Borse, 19. Dezember 2025 © Deutsche Börse AG
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