Anleihen: „Auf vier Käufe kommt nur ein Verkauf“

Börse FrankfurtDie Anleiherenditen sind in dieser Woche leicht gestiegen.

Für die zehnjährigen US-Treasuries ging es von 4,30 auf 4,35 Prozent nach oben, deutsche Bundesanleihen rentieren bei identischer Laufzeit mit 2,46 Prozent nach 2,40 Prozent am vergangenen Freitag.

Ende Dezember waren es noch weniger als 2,0 Prozent. Die Analysten der LBBW führen das auf eine „Neubewertung der geldpolitischen Aussichten“ zurück.

Die Hoffnung auf schnelle und starke Senkungen der Leitzinsen schwindet.

 

Zinssenkungen verzögern sich

Ablesen lässt sich das an den marktimpliziten Wahrscheinlichkeiten für Zinssenkungen zu einem bestimmten Zeitpunkt.

Demnach rechneten Ende des vergangenen Jahres noch 100 Prozent der Marktteilnehmer*innen mit einer Fed-Zinssenkung im März.

Mittlerweile ist dieser Wert fast auf null gesunken.

Selbst ein erster Zinsschritt im Mai wird nur noch von 20 Prozent als wahrscheinlich angesehen. Was auch an den Statements der Verantwortlichen liegt.

„Vonseiten der Fed gab es erneut zahlreiche Hinweise darauf, dass es schnelle Zinssenkungen wohl nicht geben wird“, resümieren die Volkswirte der Helaba.

Gregor Daniel von der Walter Ludwig Wertpapierhandelsbank ist hinsichtlich baldiger Zinssenkungen auch für die Eurozone skeptisch.

„Mit Blick auf die jüngsten Lohnforderungen und -abschlüsse dürfte das Inflationsziel der EZB von zwei Prozent eher schwierig zu erreichen sein“, begründet der Händler.

Die Analysten der Weberbank sehen das genauso und empfehlen daher, „den Anteil von Anleihen mit langen Laufzeiten im Depot zu erhöhen, um das Zinsniveau zu sichern und die Chance auf Kursgewinne zu verstärken“.

 

Unternehmensanleihen bleiben gefragt

Genau das haben viele Anleger und Anlegerinnen in den vergangenen Tagen beherzigt. „Auf vier Käufe kommt nur ein Verkauf“, rechnet Daniel mit Blick auf das Orderbuch vor.

Gekauft wurde zum Beispiel eine zu Jahresbeginn neu emittierte Anleihe von Sixt, die bis 2029 läuft und 3,7 Prozent Rendite ermöglicht (DE000A3827R4).

Starke Käufe gab es zudem in einer 2027 fälligen Anleihe von Mercedes-Benz (DE000A2R9ZU9), die eine Rendite von 3,2 Prozent abwirft.

Der Autobauer hatte diese Woche mit starken Quartalszahlen überzeugt.

Tim Oechsner von der Steubing AG meldet reges Interesse an zwei frisch emittierten Papieren von Bristol-Myers Squibb (Laufzeit bis 2029; Rendite: 5,0 Prozent – US110122EF17) und Intel (Laufzeit bis 2024, Rendite: 5,3 Prozent US458140CL20).

„Die Nachfrage ist noch nicht gestillt“, erklärt der Händler, der mit Blick auf die jüngsten Daten zur US-Wirtschaft ebenfalls der Meinung ist, dass es für die amerikanische Notenbank „keinen Anlass gibt, baldige Zinssenkungen in Aussicht zu stellen“.

 

Fed-Vertreter

Im Handel der ICF Bank erkennt Arthur Brunner einen klaren Trend, wonach Rücksetzer der Anleihekurse zum Einstieg genutzt werden.

„Die Käufer wollen sich die attraktiven Renditen sichern“. Dabei stehen entweder kurze (maximal zwei Jahre) oder ganz lange Laufzeiten im Fokus.

Als Beispiel für die Kurzläufer nennt der Rentenspezialist zwei bis Herbst 2025 laufende Anleihen der KfW (DE000A30VUG3) und der Deutschen Börse (DE000A1684V3), die jeweils eine Rendite von 3,1 Prozent abwerfen.

Am langen Ende gab es gute Umsätze in einer erst 2049 fälligen Italien-Anleihe (IT0005363111), wo die Kursentwicklung durch die lange Laufzeit recht volatil ist und immer wieder vermeintlich günstige Einstiegschancen bietet.

Ebenfalls gekauft wurde eine Anleihe von Semper idem Underberg (DE000A30VMF2), nachdem das Unternehmen angekündigt hatte, eine ältere Anleihe vorzeitig zurückzuzahlen.

Davon habe diese mit 4,4 Prozent rentierende Anleihe profitiert, erklärt Brunner die starke Nachfrage.

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