Anleihen: „Nach der Wahl ist vor der Wahl“

Börse FrankfurtDie Analysten der Deutschen Bank werteten den Freitag als einen „Jahrestag der besonderen Art“.

Vor exakt zwei Jahren rutschte die Renditedifferenz zwischen zehn- und zweijährigen US-Staatsanleihen ins Minus.

Eine solche „inverse Zinsstruktur“ gilt als Vorbote einer Rezession, die bis heute aber ausgeblieben ist.

Nach Ansicht von Chefanlagestratege Ulrich Stephan dürfte die Zinswende der Fed „in den kommenden Monaten zu einer schrittweisen Normalisierung der Zinsstruktur führen“.

 

US-Notenbanker ohne klare Meinung

Wann sich die Notenbanker in den USA zur ersten Zinssenkung durchringen werden, bleibt aber unklar.

Das zur Wochenmitte vorgelegte Sitzungsprotokoll zeigt keine klare Tendenz.

„Vier Fed-Mitglieder erwarten in diesem Jahr keine Maßnahmen, während acht sogar von zwei Zinssenkungen ausgehen“, fasst Tim Oechsner von der Steubing AG zusammen.

Die Rendite zehnjähriger US-Anleihen war zu Wochenbeginn bis auf 4,49 Prozent gestiegen, bevor sie dann wieder auf 4,34 Prozent zurückfiel.

„Steigende Wahlchancen für Donald Trump haben am US-Staatsanleihemarkt den bearishen Kräften Auftrieb verliehen“, erklären die Analysten der LBBW den anfänglichen Renditeanstieg.

Die jüngsten (schwachen) Konjunkturdaten hätten dann aber für einen „Schub bei den Spekulationen auf eine nahende Zinswende der US-Notenbank“ gesorgt.

Klaus Stopp von der Baader Bank glaubt aktuell nicht daran, dass vor den US-Wahlen noch etwas passiert, auch wenn die Zinssenkungsfantasie durch die jüngsten Daten wieder etwas mehr an Aufmerksamkeit gewonnen habe.

„Wenn die Fed die Zinsen in diesem Jahr noch senken sollte, dann wahrscheinlich erst im Dezember“, vermutete der Renten-Händler.

 

Erfolgreicher „Stimmungstest“ in Frankreich

In der Eurozone ist nach den ersten Turbulenzen rund um die Wahlen in Frankreich etwas Ruhe eingekehrt.

„Die größten Sorgen der Marktteilnehmer vor einer haushaltspolitischen Irrfahrt Frankreichs sind vorläufig beschwichtigt worden“, konstatiert die LBBW.

Die anfänglichen Renditeaufschläge französischer Staatsanleihen gegenüber deutschen Bundesanleihen wurden zu gut einem Drittel wieder korrigiert.

Am Sonntag kommt es in unserem Nachbarland zur entscheidenden Stichwahl.

Zuvor stand in dieser Woche laut Händlern der ICF Bank ein „Stimmungstest am Anleihemarkt“ an.

Das Finanzministerium beschaffte insgesamt 10,5 Mrd. Euro über verschiedene Anleihen mit bis zu 40 Jahren Laufzeit.

 

Hohe Emissionstätigkeit der Firmen im ersten Halbjahr

Im Segment der Unternehmensanleihen ist neues Angebot aktuell etwas rar gesät. „Neuemissionen gab es kaum mehr“, berichtet Oechsner.

Bei der ICF Bank verweisen Händler auf eine neue Anleihe der The Platform Group ISIN (NO0013256834) mit einem Zinssatz von 8,875 Prozent und einer Laufzeit bis Juli 2028.

Das leicht über dem Ausgabekurs von 100 Prozent notierende Papier wurde mit einer “privatanlegerfreundlichen Stückelung“ von 1.000 Euro nominal ausgegeben.

Im ersten Halbjahr war die Emissionstätigkeit der Firmen vergleichsweise hoch.

Das Angebot am Primärmarkt für Unternehmensanleihen stieg im ersten Halbjahr nach Auswertung der DZ Bank um 38,4 Prozent auf 288 Mrd. Euro.

„Die fast ununterbrochen positive Stimmung am Euro-Kapitalmarkt haben viele Unternehmen genutzt, um ihren Refinanzierungsbedarf frühzeitig im Jahr zu decken, statt auf eventuell noch günstigere Rahmenbedingungen in den kommenden Monaten zu warten“, berichten die DZ-Experten, die genau aus diesem Grund davon ausgehen, dass sich das Tempo in der zweiten Jahreshälfte abschwächen wird.

 

Favoriten: Anleihen von Grenke, Lufthansa und der Deutschen Bahn

Die am Markt gehandelten Unternehmensanleihen werden weiter nachgefragt.

Anleger kaufen zum Beispiel die Ende Mai emittierte Anleihe von Grenke (XS2828685631), die bis Mitte 2029 eine Rendite von 5,4 Prozent abwirft.

Das Unternehmen hatte in dieser Woche gute Quartalszahlen veröffentlicht.

Bei der ICF Bank steht eine Anleihe der Lufthansa (XS2815984732) mit einer Rendite von 3,9 Prozent auf dem Einkaufszettel der Kundschaft.

Bei der Steubing AG wird unter anderem eine Anleihe der aktuell mal wieder stark in der Kritik stehenden Deutschen Bahn (XS2689049059) gekauft.

Auf den Kursverlauf des Rententitels hatten die jüngsten Diskussionen rund um die Probleme während der laufenden Fußball-Europameisterschaft keinen Einfluss.

Bei einer Laufzeit bis Herbst 2027 und einem Kupon von 3,5 Prozent liegt der Kurs bei rund 101 Prozent.

Daraus folgt eine Rendite von 3,0 Prozent.

 

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