Bundesanleihen wieder gesucht
„Es gab eine Flucht in sichere Häfen, die Rentenmärkte legten zu“, berichtet Arthur Brunner von der ICF Bank. Die zuvor deutlich gestiegenen Renditen sind gesunken.
Die Gewalt in Israel ist aber nicht der einzige Grund. Nach Einschätzung von Tim Oechsner von der Steubing AG bewegen Kommentare von US-Notenbankern und die US-Inflationsdaten den Anleihenmarkt sogar mehr als geopolitische Headlines.
„Zuletzt haben Äußerungen aus den Reihen der Fed eher gegen weiter steigende Zinsen gesprochen.“
Die Renditen zehnjähriger Bundesanleihen fielen diese Woche im Tief auf 2,70 Prozent, am Freitagmorgen sind es 2,75 Prozent – nach 2,90 Prozent vergangene Woche.
US-Staatsanleihen gleicher Laufzeit werfen aktuell 4,64 Prozent ab nach 4,74 Prozent vergangenen Freitag.
„Kein Zinsrückgang auf Niveaus der 2010er Jahre“
Dem niederländischen EZB-Rat Klaas Knot zufolge werden die Leitzinsen im Euroraum wohl noch mindestens ein Jahr lang auf ihrem derzeitigen hohen Niveau bleiben.
Der Markt preise eine Zinssenkung für Mitte nächsten Jahres ein – das sei aber zu früh.
Mit einem Rückgang der Zinsen auf das niedrige Niveau der 2010er Jahren sei erst einmal nicht zu rechnen. „Das war eine Ausnahme“, erklärte Knot gegenüber der Nachrichtenagentur ANP.
Fresenius abgestraft
Zu den Aufregern diese Woche gehörte Fresenius. Positive Studienergebnisse zur Wirkung von Novo Nordisks Medikament Ozempic bei Nierenversagen hatten am Mittwoch die Aktien von Dialysespezialisten einbrechen lassen – und damit auch die von Fresenius und Fresenius Medical Care.
Fresenius Medical Care-Anleihen verloren ebenfalls deutlich (XS2084488209). „Wesentlich erholt haben sie sich nicht“, bemerkt Marcus Mielert von Oddo BHF.
Am Freitag wurden Papiere des Göttinger Pharma- und Laborzulieferers Sartorius verkauft (XS2676395408). „Das liegt an der Gewinnwarnung.“ Sartorius hatte die Prognose für das Gesamtjahr 2023 gesenkt.
Beliebt: Katjes, Deutsche Rohstoff und Wienerberger
Viele Unternehmensanleihen bleiben aber gesucht: Sehr gern genommen werden die beiden im September begebenen Anleihen von Katjes (NO0012888769) und Deutsche Rohstoff (DE000A3510K1), wie Brunner berichtet.
Beliebt sind Oechsner zufolge zwei Deutsche Bahn-Anleihen (XS2577042893, XS1885608817). Die Renditen liegen aktuell bei 3,95 und 3,49 Prozent.
Gut an komme auch der vergangene Woche begebene Sustainability-Linked-Bond des Baustoffkonzerns Wienerberger mit Kupon von 4,875 Prozent und Fälligkeit 2028.
Beate Mägerle von der Walter Ludwig Wertpapierhandelsbank meldet Käufe für die 2026 fällige Grenke-Anleihe mit 6,75 Prozent-Kupon (XS2630524986), aber Verkäufe für die 2025 fällige mit 0,625 Prozent (XS2078696866).
Auch Riskantes ist gefragt: „Viele Käufe sehen wir diese Woche für die US-Dollar-Anleihe der Provincia de Tierra del Fuego (USP91528AA03).“
Die 2017 begebene Anleihe bietet 8,95 Prozent bis 2027, beim aktuellen Kurs macht das eine Rendite von 12,23 Prozent.
Immobranche – wieder schlechte Nachrichten
„Das Immobilienunternehmen hat eine neue Anleihe und eine Kapitalerhöhung angekündigt, da scheint einiges im Busch zu sein.“
Ebenfalls Unsicherheit herrsche bezüglich des Finanzinvestors für Gewerbeimmobilien Publity (DE000A254RV3), der Kurs fiel deutlich.
Die Anleihe des zur Publity-Gruppe gehörenden angeschlagenen Immobilienunternehmens Preos Real Estate (DE000A254NA6) wird nur noch um 1 Prozent gehandelt.
Neues von Jung, DMS & Cie., Eleving und ZWL
Bis zum 30. Oktober kann die neue Anleihe des Maklerpoolunternehmens Jung, DMS & Cie. Pool GmbH (DE000A3514Q0) mit Fälligkeit 2028 und Kupon zwischen 6,75 und 7,25 Prozent gezeichnet werden, wie Oechsner berichtet.
Eine neue Anleihe angekündigt hat unterdessen der Autozulieferer Neue ZWL Zahnradwerk Leipzig, und zwar mit Laufzeit bis 2028 und 9,5 Prozent Kupon (DE000A351XF8).
Dazu kommt ein Umtauschangebot für alte Anleihen (DE000A2GSNF5, DE000A2NBR88). Das öffentliche Angebot läuft vom 30. Oktober bis zum 13. November.
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