Corona treibt Anleger in Gold

Frankfurter Wertpapierbörse: Nach dem Absturz bis auf fast 1.450 US-Dollar vor zwei Wochen geht es mit dem Goldpreis seit einigen Tagen erneut steil nach oben. Eine Feinunze des Edelmetalls kostet mittlerweile wieder über 1.600 US-Dollar.

Rohstoffexperten schreiben die vorangegangenen Verluste überwiegend auf das Konto von institutionellen Anlegern, die entweder dringend Liquidität benötigt oder ihre Gewinne realisiert hätten.

 

Gold wieder gesucht

Privatanleger positionieren sich laut Oliver Kilian nach Verkäufen in der Abwärtsphase mittlerweile wieder verstärkt in Gold. Zu den meist gehandelten ETCs zählt der UniCredit-Händler unter anderem den iShares Physical Gold, WisdomTree Physical Swiss Gold und Invesco Physical Gold. „Xetra-Gold wird sehr viel in beide Richtungen gehandelt.“

Xetra-Gold führt Christian Dürr von der Commerzbank in den vergangenen Handelstagen überwiegend auf der Kaufseite. Das gelte auch für den Xtrackers Physical Gold Euro Hedged.

 

Hilfspakete treibt Goldpreis

Die weltweiten Krisenmaßnahmen von Regierungen und Notenbanken zur Bekämpfung der Corona-Auswirkungen sprechen nach Ansicht von Eugen Weinberg für teurer werdendes Gold.

Mit den sperrangelweit geöffneten Geldschleusen der Federal Reserve und Europäischen Zentralbank sowie den gigantischen Hilfspaketen nicht nur in den USA und Deutschland wird sich dem Rohstoffanalysten der Commerzbank zufolge eine noch nie dagewesene Flut an ungedecktem Papiergeld über die Märkte ergießen. Davon werde Gold voraussichtlich profitieren, denn es lasse sich nicht auf Knopfdruck vermehren.

Nach Lösung der Liquiditätsprobleme erwartet auch Nitesh Shah von Wisdom Tree eine sehr starke Gold-Performance und eine Rückkehr zur traditionellen Rolle als sicherer Vermögenswert.

 

 

Preise wachsen nicht in den Himmel

Aktuell kämen Goldhändler in Deutschland mit den Bestellungen an ihre Grenzen. Raffinerien in der Schweiz, die etwa 70 Prozent des weltweit geförderten Goldes weiterarbeiteten, hätten Corona-bedingt geschlossen. Die US Mint meldet laut Xetra-Gold für den laufenden Monat verkaufte Gold-Eagle-Münzen mit einem Gesamtgewicht von 48.000 Feinunzen nach nur 3.500 Feinunzen im Februar.

Dem gegenüber steht die Goldnachfrage in Indien unter anderem aufgrund einer landesweit geltenden dreiwöchigen Ausgangssperre vor einem massiven Rückgang, wie Weinberg anmerkt. Die indische Goldschmuckindustrie rechne mit einem Nachfragerückgang um 30 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Das werde am Goldpreis nicht spurlos vorübergehen.

 

Doppelfunktion begrenzt Silberpotenzial

Silberwerte spielen bei den UniCredit-Kunden in den vergangenen Wochen eine eher untergeordnete Rolle, wie Kilian feststellt. In der ETC-Umsatzstatistik der Börse Frankfurt belegen Produkte wie der db Physical Silver ETC und Physical Silver Euro Hedged hingegen vordere Ränge.

Silber gab auf Monatssicht von gut 18 auf 14,60 US-Dollar je Feinunze nach. Neben den Liquiditätsproblemen setzen dem weißen Edelmetall nach Meinung von Shah zyklische Eigenschaften zu. Vor dem Hintergrund einer sich abzeichnenden Konjunkturflaute habe das Gold-Silber-Verhältnis mit etwa 120 ein bisher nicht gekanntes Niveau erreicht.

Shah prognostiziert, dass Silber zunächst mit Gold schritthalten kann. „Da der Silberpreis auch von der Entwicklung des Produktionssektors beeinflusst wird, werden seine Gewinne begrenzt sein.“ Mittelfristig erwartet der Rohstoffexperte ein im historischen Vergleich immer noch sehr hohes Gold-Silber-Verhältnis von 80. Beende Gold beispielsweise das Jahr mit einem Preis von 2.000 US Dollar, käme Silber in diesem Verhältnis auf 25 US-Dollar.

 

 

Schwere Zeiten für Ölindustrie

Auf den starken Ölpreis-Verfall reagierten Anleger Dürr zufolge je nach Marktlage mit Zu- und Abflüssen etwa eines ETFS WTI Crude Oil-Produkts. Trotz einer leichten Erholung des Nordseeöls Brent auf über 29 US-Dollar pro Barrel hält die Commerzbank mit Verweis auf den anhaltenden Preiskrieg und der vermutlich sinkenden Nachfrage eine Euphorie am Markt für fehl am Platz.

Mittlerweile hätten mit Indien und Südafrika zwei weitere Länder Ausgangssperren verhängt. Mit Importen von über fünf Millionen Barrel täglich zähle Indien immerhin zu den weltgrößten Öl-Abnehmern. Eine längerfristige Preisstabilisierung funktioniert Weinberg zufolge nur über einen Kapazitätsabbau.

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