Das Jahr 2020: Die Kapitalmärkte fahren Achterbahn
Ginmon: Wer hätte so ein turbulentes Jahr wie 2020 vor einem Jahr für möglich gehalten? Eine globale Pandemie, die das öffentliche Leben komplett auf Eis legt und weltweit deutlich mehr als eine Million Tote fordert?
Dabei begann das Börsenjahr 2020 zunächst durchaus positiv. Nachdem im Jahr zuvor verschiedene Indizes Höchststände verkünden konnten, standen die Prognosen auch für das neue Jahr 2020 auf Grün.
Kaum ein Anleger sah einen Grund dafür, dass sich der Aufwärtstrend im Jahr 2020 nicht fortsetzen könnte – ganz nach dem Sprichwort: Bullenmärkte sterben nicht an Altersschwäche.
Doch im Verlauf des Frühjahrs wurden Menschen weltweit zunehmend nervös, nachdem in der chinesischen Region Wuhan eine neuartige Lungenkrankheit aufgetreten war, welche sich rasant zu verbreiten schien. Von hier an änderte sich die Lage weltweit rasant.
Nachdem Frankreich den ersten Todesfall durch das neuartige Corona-Virus meldete und Italien schlagartig Teile seiner Grenze schloss, reagierten die globalen Märkte und gaben Ende Februar in wenigen Handelstagen um ca. 12 % nach – aus heutiger Sicht der Beginn des Corona-Crashs und der folgenden weltweiten Rezession.
Als die WHO am 11. März Covid-19 zur weltweiten Pandemie ausrief, folgte an den Märkten ein heftiger Sturz nach dem anderen. Der S&P 500 verlor in 12 Tagen ca. 22,3 % und auch der MSCI All Country World Index (ACWI) verbuchte in diesem Zeitraum einen Verlust von ca. 19,8 %.
Die Marktentwicklung des ersten Quartals 2020 stellten den bis dato schnellsten jemals gemessen Bärenmarkt der Geschichte dar – sogar noch schneller als der Crash von 1929, der damals die Große Depression einläutete.

Quelle: Ginmon, S&P Dow Jones Indices
Dotcom 2.0?
Zu Beginn des zweiten Quartals drehten jedoch die Börsen. Nicht nur die Zahl der Corona-Fälle sank, auch die Stimmung am Kapitalmarkt lockerte sich. Für eine kurze Zeit schien der Crash und die Pandemie an den Märkten wie überwunden, denn verschiedene Indizes bewegten sich wieder rasant nach oben.
Mitverantwortlich für diese positive Entwicklung sind allen voran die fünf Tech-Riesen Facebook, Amazon, Apple, Microsoft und Google (FAAMG). Diese Unternehmen waren die großen Profiteure der Pandemie, denn mit den Einschränkungen des öffentlichen Lebens nahm die Nutzung digitaler Lösungen massiv zu: Streaming, E-Commerce, Cloud-Lösungen oder Online-Kommunikationsplattformen zählten im Mai Höchststände in ihren Nutzerzahlen. So konnten die FAAMG-Unternehmen seit dem Corona-Crash ihren Wert im zweiten Quartal des Jahres im Durchschnitt um sagenhafte 50,36 % erhöhen.
Das Resultat: Diese fünf Aktien waren Ende September für ca. 23 % des Gesamtwertes des S&P 500 verantwortlich. Eine Konzentration, die es im Index bisher noch nicht gegeben hat und die den Vergleichswert der Dotcom Blase von ca. 17 % klar übertrifft.

Quelle: Ginmon, Wall Street Journal
Auch im – eigentlich global angelegten – MSCI World Index mit 1.600 Unternehmen ist der überproportionale Einfluss der FAAMG Unternehmen Ende 2020 nicht von der Hand zu weisen. Die fünf Aktien machten Ende des Jahres ca. 13,6 % des gesamten Index aus, wobei US-Werte insgesamt sogar ca. 66 % des Indexwertes darstellten.
Nicht nur, dass dies im eigentlich global angelegten MSCI World ein signifikantes Klumpenrisiko bedeutet. Es zeigt auch, dass die Corona-Rallye sich hauptsächlich auf einige US-Techgrößen beschränkte.
Dies spiegelte sich auch in den Bewertungen der Tech-Aktien wider. So ergab eine Erhebung der Investmentbank Goldman Sachs ergeben für den S&P 500, dass sich die Streuung der Kurs-Gewinn-Verhältnisse (KGV) im Jahr 2020 dramatisch ausgeweitet hat. Das KGV ist eine der klassischen Kennziffern, um zu ermitteln, ob eine Aktie teuer oder günstig bewertet ist.
Während für die 100 am höchsten bewerteten Unternehmen, unter denen auch alle FAAMG-Unternehmen zu finden sind, ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von 35 gemessen wurde, lag die Bewertung bei den 100 am niedrigsten bewerteten Unternehmen bei einem KGV-Wert von 11. Diese Differenz und auch der KGV-Multiplikator der “teuren” Gruppe übersteigen damit alle bislang gemessenen Werte – sogar die der Dotcom Blase.
Aus genau diesem Grund setzen wir bei Ginmon in unserer Anlagestrategie auch auf sogenannte “Value-Unternehmen”, welche sich unter anderem durch niedrige KGV-Multiplikatoren auszeichnen.
Value-Unternehmen stellen im Gegensatz zu Tech-Titeln somit klar eine günstige Investment-Option dar. Zusätzlich ist es empirisch erwiesen, dass Value-Aktien vor allem im Zuge eines Aufschwungs durch ihre Konjunktursensibilität den Markt deutlich überbieten.

Quelle: Ginmon
Zum Jahresende gab es dann noch die erhoffte Nachricht: die Firmen Biontech und Pfizer meldeten sich mit vielversprechenden Ergebnissen zu einem Corona-Impfstoff. Die Notfallzulassung in den USA sorgte kurz darauf für Erleichterung an den Märkten und neben dem S&P 500 stieg auch der MSCI ACWI bis zum Ende des Jahres um über 14% an.
Den Abschluss für das turbulente Börsenjahr bildeten dann die schon fast in Vergessenheit geratenen Brexit-Verhandlungen zwischen der EU und Großbritannien, welche erfolgreich abgeschlossen werden konnten. Somit lieferte der Dezember fast schon ein kleines Happy End.
Die Moral der Geschichte: alle Krisen gehen vorüber
Das Jahr 2020 war ein Jahr der Extreme. Gelegenheit, nicht nur die vergangenen zwölf Monate, sondern sogar die letzten 90 Jahre Revue passieren zu lassen.
Obwohl es zwar in fast jedem Jahr auf globaler Ebene zu Krieg, Leid und Katastrophen kommt, konnte das die Grundstimmung an den Märkten bislang nie trüben. Um es in Zahlen auszudrücken: im Durchschnitt konnte der S&P 500 zwischen 1928 und 2020 stolze 9,71 % Rendite pro Jahr erzielen.

Quelle: Ginmon, S&P Dow Jones Indices, Betrachtungszeitraum 1928 – 2020; logarithmische Skalierung
Natürlich gibt es bei einem Betrachtungszeitraum von fast 100 Jahren stärkere und schwächere Phasen am Markt und es ist ebenfalls klar, dass einige Ereignisse die Märkte stärker beeinflussen als andere. So entwickelte sich der S&P 500 in den 60er und 70er Jahren, bedingt durch den Korea- und Vietnamkrieg, weniger stark als in den darauffolgenden 20 Jahren.
Aber selbst die 2000er Jahre, welche vergleichsweise weniger durch Kriege, sondern eher durch Krisen wie die Dotcom Blase, die globale Finanzkrise und jüngst die Corona-Pandemie geprägt worden sind, ging es bisher im Durchschnitt mit über 7 % p.a. bergauf.
Was nehmen wir also mit aus diesem sonderbaren Jahr 2020? Bleiben Sie investiert.
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Der 2014 von Lars Reiner und Ulrich Bauer gegründete digitale Vermögensverwalter Ginmon bietet Privatkunden Dienstleistungen an, die vorher ausschließlich sehr vermögenden Kunden vorbehalten waren.
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