DAX nach Rekordhoch im einer Phase der Unsicherheit – wie geht es im Zollstreit zwischen den USA und der EU weiter?
Die Freude an den Finanzmärkten über die Zollpause währte nur kurz. Immerhin beförderte dies den deutschen Leitindex DAX zu einem Allzeithoch von über 24.100 Punkten. Eine nüchterne Standortbestimmung steht jedoch noch aus. Einerseits heißt pausieren nicht, dass sich das Thema erledigt hat. Andererseits rückt die hohe US-Staatsverschuldung zunehmend in den Fokus.
In Verbindung mit dem schon zuvor erfolgten Reputationsschaden, den der US-Dollar erlitten hat, ist das allmählich aufkommende Unbehagen der Anleger nachvollziehbar.
Dieses äußert sich an den Kapitalmärkten in der abgelaufenen Handelswoche in einem neuen Rekord der Kryptowährung Bitcoin, Gewinne für Gold sowie Verlusten bei US-Aktien und US-Dollar.
USA: Reconciliation Bill
Der ohnehin schon völlig aus den Fugen geratene US-Haushalt würde – wenn sich Repräsentantenhaus und Senat einigen – um Billionen Dollar erhöht werden.
Das passiert zu einem Zeitpunkt, wo die ausländische Nachfrage nach US-Staatsanleihen als sicherer Anlagehafen bereits einigen Belastungstests ausgesetzt war.
Deshalb gerieten sowohl der US-Rentenmarkt als auch der US-Dollar unter Abgabedruck, während Anleger sich nach Anlagealternativen umschauen, die ihnen mehr Sicherheit versprechen.
Dazu zählt die Digitalwährung Bitcoin, die mit knapp 112.000 Dollar ein neues Allzeithoch erreicht hat, sowie der Klassiker Gold, dessen Jahresperformance derzeit bei knapp 26 % liegt.
Das gilt allerdings nur in Dollarrechnung, da auch der US-Dollar in der Breite abwertet.
In der Berichtswoche dürften sich die Diskussionen, inwieweit die Zollunsicherheiten die US-Wirtschaft beeinträchtigen, fortsetzen. In den US-Auftragseingängen für langlebige Güter im April könnte sich schon ein erster Hinweis für die künftige Investitionsbereitschaft finden. Daneben ist auch der PCE-Index, der für die Fed-Politik maßgebliche Inflationsindikator, von Interesse.
Gibt es erste Auswirkungen auf die Teuerungsrate?
Niedriger Ölpreis
Die noch schwache Konjunktur und ein niedriger Brent-Ölpreis von aktuell rund 65 US-Dollar helfen. Mit der erwarteten allmählichen Besserung der Konjunktur in der zweiten Jahreshälfte werden allerdings diese Faktoren eher belasten. Der Ölpreis dürfte dann wieder zulegen und die lebhaftere Konjunktur wird die Nachfrage erhöhen.
Die Tarifsteigerungen lassen für die Gesamtwirtschaft bislang noch kaum Entspannung erkennen. Höhere Lohnkosten werden insbesondere bei Dienstleistungen mit hohem Arbeitskostenanteil und teilweise niedrigerem Wettbewerbsdruck leichter überwälzt als bei international handelbaren Gütern.
Europäische Gegenzölle
Sollte zudem die Zollauseinandersetzung mit den USA zu nennenswerten europäischen Gegenzöllen führen, würde dies zusätzliche Preissteigerungen bedeuten.
Unsere Prognose einer deutschen Inflationsrate von jahresdurchschnittlich gut 2 % für 2025 bleibt allerdings bestehen.
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