Die Großen Fünf – The winner takes it all

Bernstein Bank: Die Welt öffnet sich nach der Corona-Krise wieder. Die Aktienkurse arbeiten sich langsam nach oben. Vielleicht verdeutlicht das die Hoffnung auf die Erholung der globalen Wirtschaft. Vielleicht ist der Blick auf die großen Indizes aber auch ein Trugschluss: Denn die Wall Street wird vor allem von fünf Aktien getragen. Von einer breiten Erholung kann – noch – keine Rede sein. Zudem droht hier über die Politik ein erhebliches Rückschlagspotenzial. Wir beleuchten die Hintergründe.

The winner takes it all
Die Börse steht momentan nur auf einer dünnen Basis. Der Corona-Schock verstärke ein „winner-take-all“-Phänomen, warnte jüngst JP Morgan. Wobei die Gewinner in der Gunst der Anleger die US-Mega-Caps sind wie Facebook, Amazon, Apple, Netflix oder Microsoft sowie die Google-Mutter Alphabet. Also die FAANGs oder FAAMGs.

Die Gewinner seien alles Profiteure von einem verlängerten Shutdown und von Social Distancing.

Damit sei es kein Wunder, dass die großen Tech-Aktien am Allzeithoch notieren. Die Verlierer seien die defensiven, zyklischen Small Caps.

 

 

S&P 500 laut JPMorgan überbewertet

Aus der Performance der Top-5 entstehe zudem der – vielleicht falsche – Eindruck, dass es einen Interessenskonflikt geben könnte. Nämlich der, dass die großen Hightech-Firmen die Politik gegen eine schnelle Wiederöffnung der Politik beeinflussen und deswegen erst einmal neue Formen der Bildung, Impfungen oder Contact Tracing empfahlen, warnte JPMorgan-Analyst Marko Kolanovic.

So weit, so diplomatisch.

Reden wir doch Klartext und beleuchten den politischen Aspekt.

 

Milliardäre und die Demokraten seit an seit
Die Milliardäre hinter den FAANGs oder auch FAAMGs könnte die Politik dazu bringen, den Shutdown so lange wie möglich aufrecht zu erhalten, damit die eigenen Gewinne sprudeln. Wenn das so wäre, hätten die Top-5 gemeinsame Interessen mit den Democrats.
Es sind die Demokraten, die so lange wie möglich Ausgangssperren in den USA aufrechterhalten wollen. Deren Kalkül ist natürlich, dass eine zusammengebrochene Wirtschaft dem Amtsinhaber Donald Trump schadet.

Interessant ist dabei, dass das Sprachrohr des linken Flügel der Democrats die „Washington Post“ ist – und die gehört Amazon-Inhaber Jeff Bezos.

Ebenfalls auffällig ist die Tatsache, dass Microsoft-Milliardär Bill Gates einen langen Shutdown favorisiert und eine Öffnung der Wirtschaft erst nach einer Massen-Impfung empfiehlt. Was aus medizinischer Sicht vielleicht das Vernünftigste wäre – was aber keine Volkswirtschaft der Welt unbeschadet überstehen dürfte.

Übrigens kooperiert die Bill & Melinda Gates Foundation in Deutschland mit dem „Spiegel“ und der „Zeit“.

 

Ein Fünftel Market-Cap für die Big 5
Schon vor einem Monat hatte Goldman Sachs darauf hingewiesen, dass die fünf größten Aktien im S&P 500 inzwischen über ein Fünftel der Marktkapitalisierung im Index ausmachen. Der Markt ruhte also nur auf den Schultern von Facebook, Amazon, Apple, Netflix und der Google-Mutter Alphabet. Womit die Börse die geringste Marktbreite seit der Tech-Bubble Anfang der 2000er bot. Die Warnung der Goldmänner von Mitte April: „narrow market breadth is always resolved the same way“ – es endet bei einer geringen Marktbreite immer gleich.

Nämlich so: „narrow rallies lead to large drawdowns as the handful of market leaders ultimately fail to generate enough fundamental earnings strength to justify elevated valuations and investor crowding. In these cases, the market leaders ‘catch down‘ – wenige Aktien könnten einen Aufschwung nicht lange alleine stemmen.

Noch stehen die Säulen: Zum 30. April hatten die großen Fünf FAAMGs – nun wurde Netflix durch Microsoft ersetzt – rund 10 Prozent zugelegt.

Der Rest von 495 Aktien im S&P 500 hatte laut Goldman kollektiv um 13 Prozent nachgegeben.

 

 

Hedge Fonds sind eingestiegen
Jüngst bestätigte Bloomberg diesen Trend mit einem Blick auf die Einkäufe großer Hedge Fonds im ersten Quartal. Wenig verwunderlich: Die Investoren setzten auf Aktien, die gut durch eine Quarantäne kommen oder gar von ihr profitieren. Fonds nutzten demnach den Absturz der FAANGs im März zum Einkauf – was die stellare Rallye erkläre.

Einige Beispiele: So habe D1 Capital seine Position an Facebook im ersten Quartal um 70 Prozent aufgestockt, Soroban und die Baupost Group hätten neue Positionen aufgebaut. Maverick Capital und Melvin Capital Management hätten die Aktien von Amazon und Microsoft eingekauft.

 

Das Weiße Haus gegen das Oligopol
Unser Fazit: So lange die Marktbreite nicht gegeben ist, besteht immer die Gefahr für einen Rückschlag an der Wall Street. Denn die Top-5 könnten bei gefloppten Produkteinführungen enttäuschen oder durch firmeninterne Probleme – Betrug, Diebstahl, etc. – ins Schlingern geraten.

Zudem dürfte das Weiße Haus nicht untätig zuschauen, falls sich die Milliardäre hinter den Big-5 zu eng an die Democrats anlehnen. Eine Zerschlagung von Monopolen ist immer möglich.

Die Republikaner werden es nicht zulassen, dass die Geldelite den Rest des Landes an die Wand fährt: Während die Top-5 leichten Zugang zum Geld von Investoren haben, sieht das bei kleinen und mittleren Firmen anders aus – sie beschäftigen aber rund 60 Millionen Menschen in den USA.

Übrigens warnte auch der frühere Trump-Berater Gary Cohn – Ex Chief Operating Officer von Goldman Sachs – jüngst vor dieser Entwicklung: Die Top-Online-Konzerne dringen demnach im Zuge des Lockdowns immer weiter in das Revier kleiner Geschäfte vor, die deshalb schließen müssen – die Politik dürfe dies nicht zulassen.

Soweit der bearishe Blick auf die Angelegenheit.

 

Bullish ausgedrückt heißt das aber auch, dass der Rest des Marktes einiges an Gewinnpotenzial bietet – wenn die Anleger die Nachzügler kaufen, könnte die Börse nach oben zischen.

Alles hängt vom Optimismus der Anleger in Sachen Wirtschaftserholung ab – und von der Frage, ob Covid-19 vielleicht als zu gefährlich eingestuft wurde – oder ob es schnell Medikamente oder Impfungen geben wird.

 

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