Die zweite Welle – Bearish auf Sicht von drei Monaten

Bernstein Bank: Follow the money: Wer wissen will, wohin in Zukunft die Reise an der Börse geht, der sollte dem Smart Money folgen. Also den großen, professionellen Investoren. Viele von ihnen gehen von einer zweiten Ausverkaufswelle aus. Sowohl im Finanzmarkt als auch bei Corona. Wir beleuchten die Hintergründe.

The Revenant
Bären attackieren immer zweimal. Eindrucksvoll hat das der Western „The Revenant“ – übersetzt: der Untote oder Wiedergänger – veranschaulicht. In dem blutrünstigen Streifen kehrt eine Grizzly-Mama nach dem ersten Angriff zunächst zu ihrem Jungen zurück, um nach dem Rechten zu schauen. Und dann setzt sie in einer zweiten Attacke an – doch der Held tötet sie und überlebt schwer verletzt.

Vielleicht ist dies das Szenario für die Wall Street in den kommenden Monaten.

 

Bearish auf Sicht von drei Monaten
Ein bearishes Sentiment veröffentlichte gerade die Deutsche Bank. Das Verdikt: Die Mehrheit an der Wall Street erwartet auf Sicht von drei Monaten niedrigere Aktienkurse und sieht eine zweite Corona-Welle. Zwischen dem 13. und 15. Mai befragte das Institut 450 Profis weltweit. In Summe erwarten 55 Prozent der Befragten eine zweite Welle der Epidemie. Und 42 Prozent erwarten etwas niedrigere Aktienkurse im S&P 500 – dazu kommen 17 Prozent, die den Index wesentlich niedriger sehen.

Immerhin dreht sich das Bild auf Sicht von zwölf Monaten: Demnach erwarten 36 Prozent den S&P 500 „slightly higher“ und 48 Prozent „much higher“.

 

 

Überbewertung im S&P 500

Die Analysten von RealInvestmentAdvice.com klebten sogar ein Preisschild auf die aktuelle Börse: Demnach liegt der Fair Value des S&P 500 bei 2.510 Zählern. Stark zusammengefasst die Methodik hinter dieser Aussage: Die Experten nahmen das durchschnittliche Gewinnwachstum von 2012 bis 2019 in Höhe von 4,85 Prozent als Basis. Und als Best Case Gewinne, die nicht weiter von Corona getroffen werden. Soweit die Annahme im Szenario „better than best“. Wenn aber die Rückschläge für die Unternehmensgewinne aus der Krise des Jahres 2001 als Basis herangezogen werden, dann liege der Fair Value für den S&P 500 bei 1.980 Zählern.

Und wenn die Rezession nach der Finanzkrise im Jahr 2008 der Standard sei, dann müsse der S&P 500 bis auf 1.926 Zähler abrutschen.

 

David Tepper, Gründer, Chef des Hedge Fonds Appaloosa Management, stieß jüngst ins gleiche Horn. Er sagte zwar im Gespräch mit CNBC, der Markt habe wohl einen Boden eingezogen. Allerdings gebe es zu viele Marktsegmente, die optimistisch bewertet seien – und dass die Börse vor volatilen Zeiten stehe. Tatsächlich gebe es Überbewertungen, die so hoch seien wie seit der Dotcom-Blase im Jahr 1999 nicht mehr. So existierten zwar Krisen-Gewinner wie Amazon, die „fully valued“ seien.

Aber von anderen Sektoren wie Banken sollten sich die Anleger besser fernhalten – denn wie sollten die Finanzinstitute Gewinne erzielen, wenn die Federal Reserve den Leitzins wohl über Jahre auf Null halten werde?

Außerdem wies Tepper auf das Risiko hin, dass Donald Trump nicht wiedergewählt werde – oder gar einen Waffengang mit China.

 

Amazon begann das Werk
Anleger, die bearishe Signale beobachten, sollten zudem den Markt für Gewerbeimmobilien genauer im Auge behalten. Vor allem die Shopping Malls: Die sind seit dem Erstarken des Lieferservice-Giganten Amazon einer verstärkten Gefahr ausgesetzt. Und die Corona-Krise hat mit Home Office und Mail Delivery nur das Sterben der Shopping Malls forciert.

Wenn hier mehrere große Akteure umkippen, wird das auch einige Banken in Mitleidenschaft ziehen – womit wir wieder bei der gerade gehörten Warnung von Tepper wären. Das Stichwort, auf das Sie beim Screeing der Nachrichten achten sollten, wäre Commercial Mortgage-Backed Securities (CMBS) – das sind Sicherheiten, die mit Hypotheken aus dem Markt für Gewerbeimmobilien unterlegt sind.

 

Corona killt die Shopping Malls
Die Nachrichtenagentur Bloomberg hat jüngst berichtet, dass im Mai bislang 167 CMBS-Anleihen als säumig gemeldet wurden. Morgan Stanley hatte zuvor für April von 68 Krediten in dieser Asset-Klasse berichtet, die nicht bedient wurden. Die größten Einkaufszentren Amerikas sind im Index CMBX 6 aufgenommen – und von ihnen hatten die Crystal Mall in Waterford, Connecticut, im April und Mai 2020 keine Miete gezahlt; auch bei der Louis Joliet Mall in Joliet, Illinois, gibt es Ausstände.

Die Liste der wankenden Malls lässt sich fortsetzen.

Unnötig zu erwähnen, dass der Einzelhandel nur der Vorreiter einer wankenden Wirtschaft ist.

 

 

New Depression
Bleibt zum Abschluss eine düstere Vision des Blogs „The Daily Reckoning“. Demnach läuft die USA auf eine „New Depression“ zu. Die Börse habe das Ausmaß des wirtschaftlichen Schadens noch gar nicht erfasst. Menschen würden die staatlichen Solidaritätsschecks sparen und nicht ausgeben, die Arbeitslosigkeit werde wohl erst 2026 oder später auf ein erträgliches Niveau von 5 Prozent zurückkehren. Firmen dürften reihenweise umkippen. Sei es wegen Corona oder wegen der Angst der Menschen davor – hier drohe eine sich selbst erfüllende Prophezeiung im Konsumverhalten.

Die Federal Reserve habe keine Munition mehr – das Deficit Spending werde zu ungeahnten Ausmaßen führen. Letztlich zu höheren Steuern und Inflation. Erst 2022 werde das US-Bruttoinlandsprodukt auf das Niveau von 2019 zurückkehren.

Der S&P 500 könne damit locker auf 1.870 Zähler abrutschen.

Unser Fazit: Wenn Sie davon ausgehen, dass die Börse überbewertet ist, dann sollten Sie sich mit Shorts eindecken.

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