EZB setzt Zinswende fort – Kerninflation liegt mit 2,8% noch deutlich über dem Stabilitätsziel
Bankenverband: Nach der geldpolitischen Wende im Juni legt die Europäische Zentralbank (EZB) nach und kappt den wichtigen Einlagenzins, den Banken für bei der EZB geparkte Gelder erhalten, um 0,25 Prozentpunkte auf 3,5 Prozent.
Das teilte die Notenbank am Donnerstag in Frankfurt mit.
Zudem setzt die EZB eine technische Komponente ein: Sie führt den Einlagenzins näher an den Zins heran, mit dem sich Banken frisches Geld bei der Notenbank besorgen können (Hauptrefinanzierungssatz).
Dieser war früher als wichtigster Leitzins bekannt.
Die Notenbank hatte im März beschlossen, den Abstand zwischen den beiden Zinssätzen ab 18. September von 0,5 auf 0,15 Prozentpunkte einzuengen.
Der Hauptrefinanzierungssatz sinkt daher stärker um 0,6 auf 3,65 Prozent, wie die EZB weiter mitteilte.
Der engere Zinskorridor soll Schwankungen bei den kurzfristigen Zinsen in Schach halten.
Herkenhoff: Fingerspitzengefühl der EZB weiter nötig
Die heutige Senkung des Einlagesatzes der EZB hält der Hauptgeschäftsführer des Bankenverbandes, Heiner Herkenhoff, für angemessen.
Dennoch könnten die Währungshüter noch nicht in den Entspannungsmodus schalten.
“Die Kerninflation, die den längerfristigen Inflationstrend abbildet, liegt mit 2,8 Prozent noch deutlich über dem Stabilitätsziel. Zudem ist zum Jahresende wieder mit einem Anstieg der Teuerungsrate zu rechnen”, erklärte Herkenhoff.
“Für die EZB wird es daher auch in den kommenden Monaten ganz entscheidend sein, das richtige Fingerspitzengefühl zu beweisen.”
Der Präsident des Ifo Instituts, Clemens Fuest, äußerte sich ähnlich reserviert.
“Die Zinssenkung der EZB ist vertretbar. Angesichts der sinkenden Inflation in den letzten Monaten und schwacher Konjunkturaussichten kann man eine Lockerung der Geldpolitik rechtfertigen. Allerdings gebe es weiterhin Inflationsrisiken. “Weitere Zinssenkungen erscheinen nur dann angemessen, wenn der Rückgang der Inflation sich fortsetzt“, betonte Fuest.