ifo-Präsident Fuest begrüßt EZB-Leitzinsanhebung und kritisiert Beschluss zur Begrenzung von Zinsdifferenzen
„Damit setzt die EZB ein wichtiges Signal dafür, dass sie gegen die Inflation vorgehen will. Das trägt dazu bei, den Anstieg der Inflationserwartungen bei Unternehmen und privaten Haushalten zu dämpfen. Der Eurokurs wird dadurch stabilisiert, was zu einer Entlastung bei den Importpreisen beiträgt“, sagt Fuest.
Positiv zu sehen sei auch die Ankündigung, weitere Zinsschritte folgen zu lassen, abhängig von der weiteren wirtschaftlichen Entwicklung.
Kritisch sieht Fuest dagegen den Beschluss der EZB, die Zinsdifferenzierung zwischen den Ländern der Eurozone zu beschränken.
„Zinsdifferenzen gehören zu einem funktionierenden Kapitalmarkt, weil sie unterschiedliche Niveaus von Risiken widerspiegeln und private Investoren überzeugt werden müssen, diese Risiken einzugehen. Es besteht die Gefahr, dass die EZB hier die Grenze zur Staatenfinanzierung überschreitet, ihre Unabhängigkeit gefährdet und für die Finanz- und Wirtschaftspolitik die falschen Anreize setzt“, sagt Fuest.
Wenn einzelne Mitgliedstaaten in finanzielle Schwierigkeiten geraten, sei es nicht Aufgabe der EZB, sondern der nationalen Regierungen im Euroraum und des Rettungsschirms ESM einzuschreiten.
Die EZB habe sich anders als beim OMT-Programm an keinerlei Entschluss anderer Institutionen gebunden und muss deshalb damit rechnen, unter massiven Druck zu geraten, einzelne Mitgliedstaaten mit hohen Schulden fiskalisch zu unterstützen.
Themen im Artikel
Infos über ifo Institut für Wirtschaftsforschung
Information und Forschung: Dafür steht das ifo Institut seit seiner Gründung im Januar 1949. Es hat die Rechtsform eines eingetragenen Vereins und ist als gemeinnützig anerkannt. Das ifo Institut ist eines der führenden Wirtschaftsforschungsinstitute in Europa und zugleich das in den de...