Inflationsdruck nimmt spürbar zu
Helaba: Der Rentenmarkt steht durch die sprunghaft auf 4,2 % gestiegene Inflation in den USA unter erheblichem Druck. Die Anleger sorgen sich, dass es auch im Euroraum negative Überraschungen an der Inflationsfront gibt.
Die Rendite 10-jähriger Bunds ist auf -0,1 % geklettert und notiert damit auf dem höchsten Stand seit zwei Jahren. Die Rendite 10-jähriger US-Treasuries stieg zwar ebenfalls, blieb jedoch unter ihren Jahreshöchstständen.
Unterstützend wirkte die bemerkenswerte Tatsache in den USA, dass die Zinserwartungen auf Sicht der kommenden zwei Jahre nicht auf den Inflationsanstieg reagiert haben.
Mehr Zug nach oben weisen die Terminmarktsätze für den Geldmarkt im Euroraum auf, was die EZB unter Druck setzt. Die erklärte Absicht, einen Renditeanstieg zu verhindern scheint auf die Probe gestellt zu werden. Möglicherweise lässt die EZB gerade einen moderaten Anstieg bei den Kapitalmarktzinsen zu, um etwas Druck aus dem Kessel zu nehmen.
Allerdings muss sie aufpassen, dass ihr die Situation nicht entgleitet – wobei an dieser Stelle darauf hingewiesen werden soll, dass diese aus Sicht der EZB unerwünschte Entwicklung eigentlich ein ganz natürlicher Marktprozess ist.
Prognoseanpassungen bei langen Laufzeiten
Die EZB hat sich zuletzt für eine weitgehende Marktkontrolle ausgesprochen und damit unter erheblichen Handlungsdruck gesetzt. Vergleichbar mit dem Verteidigen einer Währung an den Devisenmärkten steigt offenbar phasenweise der Einsatz, hier in Form verstärkter Anleihekäufe.
Diese müssen vermutlich noch stärker hochgefahren werden. Das Mandat dazu haben die Handelsabteilungen der nationalen Notenbanken im Euroraum. Dies sollte einen massiven Renditeanstieg verhindern.
Gleichwohl erweist sich das konjunkturelle Umfeld für Renten als noch schwieriger als gedacht. Infolge der veränderten Inflationsprognosen verschieben sich unsere Rendite-Gravitationswerte für das zweite Halbjahr von 1,5 % auf 1,75 % bei 10-jährigen US-Treasuries und von -0,2 % auf 0,0 % bei 10-jährigen Bunds.
Kurze Laufzeiten sind davon nicht betroffen. Hier können die Notenbanken naturgemäß die Kontrolle viel leichter behalten.
Bei langen Laufzeiten überwiegen derzeit aber die Risiken: Jede von den Erwartungen abweichende Bemerkung eines EZB-Ratsmitglieds kann schnell für neue Turbulenzen an den Finanzmärkten sorgen.
Noch haben wir den Peek bei der Euro-Teuerung nicht gesehen. Die Verschärfung der Klimaziele hat zudem das Potenzial, ein höheres Inflationsniveau zu konservieren.
Themen im Artikel