Kryptowährungen: Kurzfristig bleibt Markt nervös und volatil
Die Kryptowährungen bleiben unter Druck. „Die Entspannung im Handelskonflikt zwischen den USA und China, die Zinssenkung der Fed sowie die Ankündigung des Endes der quantitativen Straffung sorgten nicht für Unterstützung der Kursentwicklung“, stellt André Dragosch vom Krypto-ETN-Emittenten Bitwise fest.
Nach dem Allzeithoch von fast 126.0000 US-Dollar Anfang Oktober war der Bitcoin im November bis auf 80.000 US-Dollar gefallen. In den sozialen Medien war schon vom nächsten „Krypto-Winter“ die Rede. Nach einer kleinen Erholung hat sich die wichtigste Kryptowährung nun auf niedrigerem Niveau stabilisiert, am Freitagabend sind es rund 90.1500 US-Dollar. Allerdings sind damit alle Gewinne seit Jahresanfang weg. In Euro ergibt sich sogar ein Minus von 14 Prozent. Bei anderen Währungen sind es ähnlich aus: So kostet Ethereum nach 4.951 US-Dollar im Hoch im August jetzt nur noch 3.100 US-Dollar.
Gründe nicht eindeutig
Für den aktuellen Rückgang fehlt jedoch die eindeutige Erklärung. Die Sorgen um eine KI-Blase spielen eine Rolle, heißt es, ebenso, dass die US-Zinsen trotz jüngstem Zinsschritt nicht so schnell und deutlich sinken wie erhofft. Zudem kommt in den USA der „Clarity Act“ nicht voran, also das Gesetz für eine Regulierung des Kryptomarktes.
Bitcoin Chart
Krypto-ETN-Handel: Hohe Abflüsse in den USA
Im November verzeichnen physisch gedeckte Bitcoin-ETNs in Europa WisdomTree zufolge Nettozuflüsse in Höhe von 300 Millionen US-Dollar, seit Jahresanfang waren es damit 1,8 Milliarden US-Dollar. In den USA flossen im November hingegen 4,6 Milliarden US-Dollar aus Bitcoin-Trackern ab. Das lässt das Plus seit Jahresanfang auf 22,3 Milliarden US-Dollar schrumpfen. Bei Ethereum ist es ähnlich: Zuflüsse in Europa stehen Abflüssen weltweit gegenüber.
Im Handel mit Krypto-ETNs geht es trotz der Turbulenzen eher ruhig zu. Jonas Völker von Lang & Schwarz berichtet von niedrigen Umsätzen – mit Käufen und Verkäufen. „Schwerpunkt sind eindeutig die großen Währungen Bitcoin, Ethereum, Ripple und Solana“, bemerkt er. Kleine Währungen spielten keine Rolle. „Viel los ist nicht“, erklärt auch Ivo Orlemann von der ICF Bank. Er sieht den WisdomTree Physical Bitcoin (GB00BJYDH287) von den Umsätzen her vorne.
Vor allem Bitcoin-Tracker
Im Krypto-ETN-Handel auf Xetra geht es meist um Bitcoin-Tracker: Umsatzspitzenreiter im November war der iShares Bitcoin (XS2940466316), ebenfalls viel gehandelt wurden Bitcoin-ETNs von CoinShares, WisdomTree, Bitwise, 21shares, VanEck und Fidelity. Unter den Top-Ten finden sich aber auch der 21shares Solana Staking, der VanEck Ethereum und der 21shares XRP (Ripple).
„Korrektur deutlich milder als in der Vergangenheit“
Laut Johanna Belitz vom Emittenten Valour spricht vieles dafür, dass die jüngste Schwächephase eine Korrektur innerhalb des laufenden Zyklus ist – kein struktureller Wendepunkt. „Die aktuelle Korrektur fällt deutlich milder aus als in der Vergangenheit, institutionelle Investoren sorgen für eine stabilere Nachfrage, und die makroökonomischen Rahmenbedingungen bleiben tendenziell unterstützend“, bemerkt sie. Ein massiver Einbruch wie in früheren Zyklen wäre nur bei einer deutlichen Eintrübung der globalen Risikolage wahrscheinlich. „Dafür gibt es aktuell jedoch wenig Hinweise.“
Für Maximilian Wienke von der Handels- und Investmentplattform eToro zeigt der Rücksetzer zwar die Anfälligkeit des Kryptomarkts. „Zu viele gehebelte Long-Positionen führten zu Liquidationen – und diese wiederum zu weiterem Verkaufsdruck“, stellt er fest. Mittelfristig sprächen aber Faktoren wie Zinsen, Adoption und ETFs weiterhin für die Kryptowährung. „Kurzfristig bleibt der Markt jedoch nervös und sehr volatil.“
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