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Renten: Ziehen jetzt die Renditen an?
Helaba: Die Renditen am deutschen Rentenmarkt scheinen sich nach dem deutlichen Anstieg Ende Juni wieder gefangen zu haben. 10-jährige Bunds notierten zuletzt zwischen 0,5 % und 0,6 %. Gleichwohl wirken die Anleger nervös, zumal auch andere Märkte kräftig in Bewegung sind. Allerdings haben die jüngste Euro-Stärke und der schwächere Aktienmarkt deutschen Renten zuletzt genutzt.
Auf der belastenden Seite stehen ein steigender Ölpreis, eine höhere deutsche Inflation und ein ifo-Geschäftsklimaindex, der immer neue Rekordstände aufweist. Allerdings ist es fraglich, ob diese Entwicklungen nachhaltig sind. Vor allem die euphorische Stimmung in der Wirtschaft dürfte angesichts zahlreicher ungelöster Problemfelder wie Brexit, Handel mit den USA und den Schwierigkeiten der deutschen Automobilindustrie auf dem Prüfstand kommen.
EZB: Warten auf den Herbst
Insgesamt spricht das skizzierte Umfeld dafür, dass der Rentenmarkt zumindest im Sommer sein aktuelles Niveau verteidigen kann. Die Euro-Teuerung dürfte im Juli unverändert bleiben, was den vorsichtigen Kurs von Mario Daghi zumindest nicht in Frage stellt. Dieser hat zuletzt klar gemacht, dass die EZB derzeit kein Interesse daran hat, Zinserhöhungsfantasien zu nähren.
Erst im Herbst sollen die Koordinaten des Kaufprogramms überprüft und angepasst werden. Dabei ist das Spektrum der möglichen Entscheidungen relativ groß. Es reicht von einer abrupten Beendigung – was eher unwahrscheinlich ist – bis zu einer simplen Verlängerung des QE-Programms im kommenden Jahr.
Letzteres wäre u.a. angesichts der knapp werdenden deutschen Staatsanleihen jedoch nur mit veränderten Spielregeln möglich. Die EZB liefe Gefahr, wegen unerlaubter Staatsfinanzierung an den Pranger gestellt zu werden. Eine Rechtfertigung seitens der Europäischen Zentralbank wäre angesichts der deutlich verbesserten konjunkturellen Großwetterlage sowie des bereits ausufernden EZB-Anleiheportfolios nicht einfach.
Letztlich spricht daher sehr viel für eine sukzessive Reduzierung des Kaufprogramms (Tapering). Dieses Szenario dürfte weitgehend in den Anleihekursen berücksichtigt sein,
Kein Druck bei Zinserwartungen
Da von der Bank of England kein Störfeuer zu erwarten ist und auch die US-Daten per saldo die abwartende Haltung der Fed bestätigen dürften, wird sich bei den Zinserwartungen im Euroraum vermutlich kein neuer Druck aufbauen. Mit einem neuen Renditeschub ist daher nicht zu rechnen, zumal mit einer steiler werdenden Zinskurve die relative Attraktivität von längeren Laufzeiten zunimmt.
Angesichts der mehr als unvorteilhaften Lage am Geldmarkt dürften nicht wenige Investoren Gewehr bei Fuß stehen.
Autor: Ulf Krauss
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