Türkische Lira – Zins-Plage und Teufelswerk
Bernstein Bank: Großes Kino am Bosporus: Der Sultan verirrt sich ins Religiöse und versenkt weiter ungehemmt die eigene Währung. Damit schadet er seinen Untertanen, denn die Türkei importiert weit mehr Waren als sie exportiert.
Nach dem jüngsten Zinsentscheid versinkt die Lira im Tiefenrausch.
Leitzins sinkt – Lira taucht ab
Die türkische Notenbank hat den Leitzins von 16 auf 15 Prozent gesenkt und die Währung auf neue Rekordtiefen geschickt. Für einen Euro mussten Anleger rund 12,70 bezahlen, USD/TRY rauschte auf rund 11,20 – die magische Marke von 10 hatte dieses Währungspaar schon vor ein paar Tagen durchbrochen.
Recep Tayyip Erdogan weiß es eben besser als der Rest der Welt: Er stellt die ökonomische Realität auf den Kopf. Diese ist: Hohe Leitzinsen bremsen die Inflation, niedrige Zinsen befeuern sie.
Nun liegt der Zins deutlich unter der Inflationsrate: Im Oktober stiegen die Preise in der Türkei um 19,9 Prozent, noch vor einem Jahr lag die Teuerung bei 14 Prozent.
Nichts wie weg
Die Folgen sind fatal: Zum einen fliehen ausländische Investoren aus der Währung. Liegt nämlich die Zinsrate unter der Inflationsrate, bedeutet ein Investment in Lira-Anleihen, dass die Zinsen nicht ausreichen, um den Kaufkraftverlust auszugleichen.
Viele Unternehmen dürften zudem langsam Probleme bekommen, Fremdwährungsanleihen zurückzuzahlen. Wir sind gespannt, ob wir vor einer Pleitewelle stehen.
Dass die Lira ein Short-Kandidat ist, haben wir schon vor Monaten an dieser Stelle erläutert. Nun rückt auch die türkische Börse verstärkt ins Fadenkreuz.
Für alle Türken, die keine Euro oder Dollar besitzen, wir die Sache brenzlig. Denn Heizkosten und Lebensmittel werden durch den Kaufkraft-Verlust immer teurer.
Die Geißel Zins-Plage
Erdogan führt einen wahren Feldzug: „Wir werden die Zins-Plage von den Schultern unseres Volkes nehmen“, sagte er am Mittwoch vor der Fraktion seiner islamisch-konservativen Regierungspartei AKP in Ankara.
„Wir werden definitiv nicht zulassen, dass Zinsen unser Volk in die Knie zwingen. (…) Solange ich in diesem Amt bin, werde ich meinen Kampf gegen die Zinsen bis zuletzt weiterführen. Und ich werde auch meinen Kampf gegen die Inflation fortführen.“
Der Herrscher hatte zudem abermals eine Senkung der Zinsen verlangt – man müsse den Menschen „diese Geißel vom Hals schaffen“.
Vor den Politikern seiner AK-Partei argumentierte er mit dem Zinsverbot im Koran: „In dieser Frage ist das Gebot (Allahs) eindeutig. Wir werden die Angelegenheit unter diesem Gesichtspunkt betrachten und unsere Schritte entsprechend unternehmen.“
Hohe Zinsen bezeichnete Erdogan zudem als „den Teufel“ – er kündigte weitere Senkungen an. Mit Sahap Kavcioglu leitet ein sogenannter Ökonom die Zentralbank, der diese verquere Erdoganomics umsetzt.
Türkische Lira: Kursziel Null
Unser Fazit: Das Kursziel für die türkische Lira ist Null. Soll heißen: Währungsreform, Ersatz durch eine Neue Lira oder eine Erdogan-Lira, wer weiß, welchen Namen das neue Papiergeld haben wird.
Zwar sind Rücksetzer immer möglich, falls Russland oder China den Türken mit Devisen unter die Arme greifen. Doch langfristig sehen wir keine Kursänderung.
Offenbar will sich Ankara über die Druckerpresse entschulden und die auf der Staatskasse lastenden Lira-Schulden mit seiner Weichwährung zurückzahlen – das erinnert uns an Russland Anfang der 90er-Jahre oder Weimar nach der Hyper-Inflation 1923.
Lehrer, Soldaten, Rentner und Beamten sind jetzt wie einst die Leidtragenden. In Russland etwa wurde das Salär nicht angehoben, als der Rubel abstürzte mussten die Menschen mit umgerechnet 30 Euro im Monat über die Runden kommen. Und sie mussten mit ansehen, wie die Preise nach oben schossen.
Themen im Artikel
Infos über Bernstein Bank
Die Bernstein Bank ist ein deutscher CFD- und Forexbroker mit Sitz in München. Der Handel ist an über 100 Märkten weltweit möglich und umfasst neben Devisen auch CFDs auf Indizes, Aktien, Rohstoffe und Edelmetalle. Der Handelsserver der Bernstein Bank liegt direkt im LD4-Datacenter der London ...
Disclaimer & Risikohinweis
68% der Kleinanlegerkonten verlieren Geld beim CFD-Handel mit diesem Anbieter.
Der Inhalt dieser Publikation dient ausschließlich allgemeinen Informationszwecken. Es handelt sich in diesem Kontext weder um eine individuelle Anlageempfehlung oder -beratung, noch um ein Angebot zum Erwerb oder der Veräußerung von Wertpapieren oder anderen Finanzprodukten. Der betreffende Inhalt sowie sämtliche enthaltenen Informationen ersetzen in keiner Weise eine individuelle anleger- bzw. anlagegerechte Beratung. Jegliche Darstellungen oder Angaben zu gegenwertigen oder vergangenen Wertentwicklungen der betreffenden Basiswerte erlauben keine verlässliche Prognose oder Indikation für die Zukunft. Sämtliche aufgeführte Informationen und Daten dieser Publikation basieren auf zuverlässigen Quellen. Die Bernstein Bank übernimmt jedoch keine Gewähr bezüglich der Aktualität, Korrektheit und Vollständigkeit der in dieser Veröffentlichung aufgeführten Informationen und Daten. An den Finanzmärkten gehandelte Wertpapiere unterliegen Kursschwankungen. Ein Contract for Difference (CFD) stellt darüber hinaus ein Finanzinstrument mit Hebelwirkung dar. Der CFD-Handel beinhaltet vor diesem Hintergrund ein hohes Risiko bis zum Totalverlust und ist damit unter Umständen nicht für jeden Anleger geeignet. Sie sollten überlegen, ob Sie verstehen, wie CFD funktionieren, und ob Sie es sich leisten können, das hohe Risiko einzugehen, Ihr Geld zu verlieren.