Warum Liquidität bei Anleihen das Kriterium der Wahl ist

Lloyd FondsAbnehmender Inflationsdruck, erste Zinssenkungen und ein überraschend robustes Wirtschaftswachstum: Die vergangenen Monate haben positive Impulse für die Anleihemärkte geliefert, die auch für den weiteren Verlauf des Jahres hoffen lassen.

Inwiefern sich für Anleger insbesondere im Versicherungssektor gute Einstiegsmöglichkeiten ergeben könnten und warum Anleger in der aktuellen Marktphase vor allem auf liquidere Titel setzen sollten, erläutert Dr. Tobias Spies, Senior Fund Manager der LAIQON Gruppe.

Die Hoffnungen vieler Anleger haben sich in den vergangenen Monaten erfüllt: Die Inflationsraten sind so weit zurückgegangen, dass die ersten Zentralbanken – darunter die EZB, sowie die Nationalbanken der Schweiz, Kanada und Schweden – mit ersten Zinssenkungen die Schrauben bei der Geldpolitik zumindest etwas lockern konnten.

Die US-Notenbank Fed dürfte im Herbst nachziehen, auch weil die Wirtschaft auf der anderen Seite des Atlantiks zuletzt etwas enttäuscht hat.

Dies dürfte den Währungshütern einen größeren Spielraum für Zinssenkungen einräumen.

Auch wenn sich die Märkte eine höhere Dynamik gewünscht hatten und zuletzt der Inflationsanstieg kurzfristig für Furore an den Zinsmärkten gesorgt hat: Der größte Druck beim Thema Inflation dürfte erstmal raus sein.

Ähnlich positive Signale gibt es von der Wirtschaft: Die USA sind weiterhin robust.

China blickt zumindest auf gute Monate zurück, auch wenn das Wachstum weniger wuchtig ausfiel, als es der Markt erwartet hatte – und auch Europa hat in den vergangenen Monaten den Dreh zu einer positiven Entwicklung geschafft.

Mit Blick auf Frühindikatoren wie die Einkaufsmanagerindizes dürfte diese Entwicklung in den kommenden Monaten weitergehen.

So deutet der Eurozone Composite Purchase Manager Index den Start einer expandierenden Phase an, getrieben insbesondere vom produzierenden Gewerbe.

 

Konjunktur und Zinsumfeld schaffen besseres Umfeld für Investoren

Diese positive Entwicklung spiegelt sich mittlerweile auch in der Zinslandschaft wider.

Die Zinsstrukturkurve ist im Vergleich zum Jahresanfang aktuell deutlich weniger invers und schafft für Investoren wieder ein attraktiveres Umfeld.

Ein ähnliches Bild zeigen auch die leicht rückläufigen Risikospreads.

Immerhin haben sich Befürchtungen, dass die Zinswende massive Spuren in der Konjunktur hinterlassen würde, nicht bewahrheitet.

Nachdem das Tal der Tränen im Dezember durchschritten war, drehte etwa der GfK-Konsumklima-Index in Europa schnell wieder ins Positive.

 

Genaue Analyse zeigt hohe Volatilität

Oberflächlich betrachtet lieferten die positiven Entwicklungen sicherlich Impulse für eine stabile Wertentwicklung an den Anleihemärkten.

Eine genauere Analyse zeigt jedoch, dass der Markt mit erheblichen Unsicherheiten zu kämpfen hatte.

So waren insbesondere im Hochzinsbereich mit kurzen Restlaufzeiten viele Unternehmen von Insolvenzen und Restrukturierungen betroffen.

Trotz insgesamt geringer Volatilität gab es bei einzelnen Titeln erhebliche Schwankungen – Altice Finco, Ardagh Packaging und Atos sind nur drei Beispiele für Emittenten, bei denen deutliche Wertverluste zu verzeichnen waren.

Auch in den kommenden Monaten wird es bei der Allokation auf eine genaue Analyse ankommen.

Wenn Problemfälle frühzeitig erkannt werden, lassen sich auch im Hochzinsbereich durchaus positive Ergebnisse erzielen.

Ein wichtiger Indikator dafür ist die Cash-Generierung.

Wenn ein Unternehmen etwa trotz schlechter Ergebnisse und abnehmender Preissetzungsmacht Dividenden ausschüttet, wird dies mittelfristig die Cash-Generierung belasten.

Ein aktuelles Beispiel ist das Mode-Label Isabel Marant.

Das Unternehmen hat trotz anhaltendem Rückgang bei Marge und operativem Cash-Flow seine Dividendenzahlungen fortgesetzt.

Nun hat Isabel Marant deutlich Schwierigkeiten beim Working Capital, was die bis Ende 2022 noch sehr positive Cash-Generierung mittlerweile ins Negative gedreht hat.

 

Einstiegsmöglichkeit bei Nachranganleihen im Versicherungssektor

Dass diese Entwicklung nicht nur mit den hohen Zinskosten zu tun hat, zeigt etwa das Beispiel MotelOne.

Die Hotelkette hat durch Standardisierung und Zentralisierung ein erfolgreiches Geschäftsmodell mit starken Margen geschaffen.

Damit kann das Unternehmen seinen Expansionskurs aus eigenen Mitteln finanzieren.

Weitere Beispiele sind etwa der Spa- und Fitnessstudio-Betreiber David Lloyd oder der Kaffeemaschinenhersteller Evoca, die sich durch eine gute Preissetzungsmacht auszeichnen und damit auch im aktuellen Zinsumfeld positive Ergebnisse erzielen können.

Gute Einstiegsmöglichkeiten ergeben sich aktuell auch bei Nachranganleihen im Versicherungssektor.

Während die Titel in diesem Bereich in der ersten Jahreshälfte noch deutlich zu teuer waren, liegen die Preise nun auf einem moderaten Niveau.

Eine gute Chance, um sich solide Qualität ins Portfolio zu holen.

Unabhängig vom Sektor bleibt für Investoren die Liquidität bei der Chance-Risiko-Abwägung einzelner Assets ein immenser Faktor.

Zwar ist in den kommenden Monaten nicht mit erheblichem Gegenwind zu rechnen, politische Unsicherheiten etwa im Nahen Osten oder auch die Wahlen in den USA können jedoch die Volatilität im Herbst nochmal anheizen.

Anleger sollten sich hier flexibel aufstellen, um Chancen über das komplette Marktsegment nutzen zu können.

Übrigens spricht auch dies für ein stärkeres Engagement bei nachrangigen Versicherungsanleihen – mit ihrer überdurchschnittlichen Liquidität, könnten sich hier deutlich vielversprechendere Spreads realisieren als bei illiquideren Hochzinsanleihen.

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