Wer gehört zu den Reichen?

Deutsches Institut für AltersvorsorgeAb welchem Einkommen gilt man in Deutschland als reich? Auf diese Frage versucht das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) eine Antwort zu geben.

Reich und arm sind zwei stark emotional aufgeladene Attribute. Zugleich ranken sich viele Missverständnisse um solche Einstufungen. Entsprechend heftig fällt dann oft auch die gesellschaftliche und politische Diskussion darüber aus. Das IW hat daher seinen interaktiven Rechner zu diesem Thema aktualisiert, um die Einkommensverteilung in Deutschland sachlich und verständlich aufzuzeigen.

 

 

Zur Einordnung wird ein statistisches Verfahren herangezogen. So ermittelt das Tool, wie viel Prozent der Bevölkerung bei einem bestimmten Nettoeinkommen reicher beziehungsweise ärmer sind. Nach dieser Rechnung zählen Paare ohne im Haushalt lebende Kinder, die mehr als 5.294 Euro netto monatlich zur Verfügung haben, in Deutschland zu den reichsten zehn Prozent. Unter den Singles liegt die Grenze bei 3.529 Euro.

Zu diesen Werten gelangt der interaktive IW-Rechner, für den die Verteilungsexperten des Instituts die aktuell verfügbaren Daten aus der Haushaltsbefragung Sozio-oekonomisches Panel (SOEP) neu ausgewertet haben. Insgesamt ist der Wohlstand in Deutschland in den Jahren vor der Coronakrise deutlich gestiegen, zeigen die Berechnungen.

Neben der Einkommensgrenze zu den oberen zehn Prozent ist beispielweise auch das Medianeinkommen gestiegen. 2016 lag es bei 1.869 Euro netto im Monat – die Hälfte der Bevölkerung verdiente also mehr, die andere Hälfte weniger. 2017 lag es schon bei 1.946 Euro monatlich, ein deutliches Zeichen für gestiegenen Wohlstand.

Ab wann spricht man von Reichtum?

Ab wann jemand als reich gilt, darüber gibt es allerdings keine Einigkeit. In der amtlichen Statistik gilt üblicherweise als relativ einkommensreich, wer das Doppelte des Medianeinkommens monatlich zur Verfügung hat. Als Single zählte man demnach ab einem monatlichen Nettoeinkommen von 3.892 Euro zu den reichsten sieben Prozent der Bevölkerung.

Tatsächlich glauben aber viele, dass erst bei deutlich höherem Einkommen von Reichtum gesprochen werden kann – die Schätzungen liegen meist zwischen 7.000 und 10.000 Euro netto im Monat. Recht unabhängig von der Reichtumsdefinition ordnen sich selbst nur wenige der Oberschicht bzw. den Reichen zu.

Daten und Wahrnehmung liegen weit auseinander

Darüber hinaus überschätzen viele Deutsche den Anteil der Reichen in der Bevölkerung. Nach aktuellen Erhebungen gehen die meisten davon aus, dass mehr als 20 Prozent der Deutschen als reich bezeichnet werden können – und damit ein deutlich größerer Anteil als gemäß der verschiedenen Reichtumsdefinitionen.

„Bei Einschätzungen zum Thema Reichtum gehen Daten und Wahrnehmung besonders weit auseinander“, sagt IW-Verteilungsexpertin Judith Niehues. „Kaum jemand empfindet sich selbst als reich, gleichzeitig glauben viele, dass sehr große Teile der Bevölkerung reich sind.“

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