Anleihen: Renditen steigen wieder
Börse Frankfurt: Nach dem Auftritt von US-Notenbankchef Jerome Powell am Donnerstag im Rahmen des jährlichen Treffens der Wirtschafts- und Finanzelite in Jackson Hole rätseln Marktteilnehmer über die Auswirkungen des nun propagierten Strategiewechsels.
Was würde ein an mittel- bis-langfristigen Durchschnitten orientiertes, flexibles Inflationsmodell bedeuten? Viele Analysten sehen darin auf lange Sicht potenziell steigende Teuerungsraten. Höhere Preise würden laut Helaba zudem von der krisenbedingt stark zunehmenden öffentlichen Verschuldung und des damit einhergehenden dynamisch steigenden Geldmengenwachstums begleitet.
Für Folker Hellmeyer von Solvecon signalisiert die Federal Reserve ein längeres Festhalten an den Niedrigzinsen und ebnet den Weg für weitere mögliche QE-Maßnahmen. Dem Arbeitsmarkt werde vor der Inflation oberste Priorität eingeräumt. Darin bestehe eine wesentliche Änderung der bisherigen Geldpolitik.
Deutsche Staatsanleihen unter Druck
Nachdem deutsche Staatsanleihen am Donnerstag zunächst zulegten, drehten sie nach der Rede Powells ins Minus. Seit dem Wochenhoch von 177,25 Prozent am Montagmorgen fiel der Euro-Bund-Future auf 175,26 Prozent. Das entspricht einer Rendite von minus 0,39 Prozent für zehnjährige Bundesanleihen. Die Renditen von Anleihen gleicher Laufzeit anderer Euroländer legten ebenfalls meist zu.
Fuerstenberg-Bond in Bewegung
Den Handel mit Unternehmensanleihen beschreiben Händler als saisonal bedingt überschaubar. Meldungen über die mögliche Kündigung einer unbegrenzt laufenden, nachrangigen Fuerstenberg Capital II-Anleihe (WKN A0EUBN) macht Rainer Petz von der Oddo Seydler Bank für die Käufe und anschließenden Verkäufe verantwortlich. „Anleger spekulierten zunächst auf eine Rückzahlung von 100 Prozent.“ Das Papier stieg zwischenzeitlich von 66 auf über 70 Prozent, aktuell notiert die Anleihe um 65 Prozent.
Aufgrund von Verlustbeteiligungen an der NordLB für das Geschäftsjahr 2019 und der damit verbundenen Herabsetzung der stillen Einlagen seien Gewinnbeteiligungen der Emittentin Fuerstenberg auch für dieses Jahr ausgeschlossen. Dies wiederum habe Auswirkungen auf die Ausschüttungen für die Fuerstenberg Capital II-Anleihe. Der Bond setze seit einiger Zeit die Zahlung der Stückzinsen aus. Ob eine vorzeitige Kündigung erfolgt, entscheide die NordLB.
Abkehr von Symrise
Gregor Daniel sieht reges Interesse mit überwiegenden Verkäufen an einer mit 1,25 Prozent verzinsten Symrise-Anleihe (WKN SYM772) im Volumen von 500 Millionen Euro, die im November 2025 fällig wird. „Gründe dafür erkenne ich nicht“, stellt der Händler der Walter Ludwig Wertpapierhandelsbank fest.
Corona zum Trotz konnte Symrise seinen Umsatz im ersten Halbjahr im Vorjahresvergleich um 7,6 Prozent steigern. Die Gewinnmarge vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen auf Sachanlagen und immaterielle Vermögensgegenstände erhöhte sich gar auf 21,6 Prozent. Die Aktie des Anbieters von Duft- und Geschmackstoffen, kosmetischen Grund- und Wirkstoffen sowie funktionalen Inhaltsstoffen habe erst vor wenigen Tagen ein neues Hoch erreicht.
Otto gefragt
Kaufnachfrage verbucht Daniel nach einer siebenjährigen Anleihe von Otto (WKN A2TR80) mit einem Kupon von 2,625 Prozent. Der im April 2026 fällige Wert notiert derzeit bei 102,50 Prozent.
Coreo-Anleihe in der Zeichnung
Seit Wochenbeginn bis voraussichtlich 8. September befindet sich eine Anleihe von Coreo in der Zeichnung, wie Daniel mitteilt. Der Entwickler von deutschen Bestandsimmobilien bietet Anlegern 6,75 Prozent Zinsen für fünf Jahre. Das in Frankfurt ansässige Unternehmen zielt auf die Aufnahme von bis zu 30 Millionen Euro.
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