Warum der Bitcoin fällt – und was viele Anleger übersehen

dEURO Association: Der jüngste Kursrückgang von Bitcoin überrascht vor allem jene, die in den vergangenen 12 bis 18 Monaten auf ein politisches „Selbstläufer“-Narrativ gesetzt haben. Die Erwartung war klar: Ein krypto-freundlicher US-Präsident, regulatorischer Rückenwind, neue ETF-Zulassungen und institutionelles Kapital würden den Markt dauerhaft nach oben treiben.

Doch diese Erzählung hat sich als brüchiger erwiesen, als viele Anleger gehofft hatten. Ein politisches Versprechen ersetzt kein Risikomanagement. Wer in den letzten Monaten „einfach gekauft“ hat, weil der politische Ton aus Washington optimistisch klang, sitzt nun auf Volatilit.

 

ETF-Abflüsse: Ein Frustsignal mit Wucht

Besonders deutlich zeigt sich die Enttäuschung an den Kapitalabflüssen aus Spot-Bitcoin-ETFs. Allein an einem Tag flossen hunderte Millionen US-Dollar ab – und weil diese Produkte physisch gedeckt sind, landet dieser Abfluss unmittelbar als Verkaufsdruck im Markt.

Korrekturen von 25 bis 30 Prozent sind im Bitcoin-Ökosystem nicht ungewöhnlich, aber der Zeitpunkt sendet ein Signal: Ein Teil der Anleger verabschiedet sich aus Frust, nicht aus Strategie.

 

Das wankende KI-Narrativ setzt auch Krypto unter Druck

Parallel dazu gerät ein zweites großes Narrativ ins Wanken: künstliche Intelligenz. Nachdem KI-Aktien über Monate als unantastbar galten, zielen nun prominente Shortseller auf die Highflyer des Sektors. Wenn Leitaktien fallen, schrumpfen Risiko-Budgets – und mit ihnen das Interesse an allen Anlageklassen, die als „hochvolatil und schwer bewertbar“ gelten. Viele Fonds stecken KI und Krypto in dieselbe Schublade: Zukunftsthema, aber mit hohem Beta. Werden KI-Positionen abgebaut, trifft das Krypto oft automatisch mit.

Dazu kommt: Sowohl KI- als auch Krypto-Assets sind stark narrativ getrieben. Sie leben von Wachstumserwartungen, Momentum und Liquidität. Wenn sich die Geschichte vom unbegrenzten Potenzial in eine Erzählung über Überbewertung, Regulierungsrisiken oder Übertreibung verwandelt, drehen diese Märkte schneller als klassische Anlageklassen. Genau das beobachten wir jetzt.

 

Steigende Unsicherheit im Makro-Umfeld zwingt Risiko-Assets in die Knie

Auch im globalen Umfeld mehren sich die Belastungsfaktoren. Japan tastet sich nach Jahrzehnten ultralockerer Geldpolitik erstmals an Zinserhöhungen heran – was Carry Trades und globale Liquiditätsströme ins Wanken bringt.

Die weltweite Verschuldung ist auf Rekordniveau; Staaten, Unternehmen und Haushalte sind sensibel gegenüber steigenden Zinsen und ökonomischer Unsicherheit. Gleichzeitig brodeln geopolitische Konflikte an mehreren Fronten. In einem solchen Umfeld werden Risiko-Assets nicht schrittweise, sondern reflexartig abgebaut.

 

Der Bitcoin-Rückgang ist daher kein isoliertes Ereignis – er ist das Resultat vieler übereinanderliegender Effekte

Überzogene politische Hoffnungen, abkühlende Tech-Euphorie, Rückzug institutioneller Gelder, aggressive Shortseller, globale Schuldenrisiken, geopolitische Spannungen: Alles zusammen erzeugt eine Gemengelage, die Anleger zurück in Cash und defensive Anlagen treibt.

Langfristige Investoren kennen dieses Auf und Ab. Kurzfristig aber sollten Marktteilnehmer darauf eingestellt sein, dass die Kombination aus politischer Unsicherheit, technischen Korrekturen und makroökonomischen Risiken die Volatilität hoch hält. Die strukturellen Faktoren – zunehmende institutionelle Infrastruktur, wachsendes regulatorisches Fundament, halving-bedingte Angebotsknappheit – bleiben bestehen. Doch sie entfalten ihre Wirkung nicht in einem Umfeld, das primär von Risikoabbau geprägt ist.

Der aktuelle Einbruch ist daher kein Endpunkt, sondern ein Realitätscheck.

 

Bitcoin Chart

 

Marktkommentar von Joshua Krüger, Head of Growth bei der dEURO Association

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