Anleihen: Zinsplateau statt Zinsgipfel

Börse FrankfurtDer Zinsanstieg diese Woche war schon außergewöhnlich: Renditen von 3 Prozent für zehnjährige Bundesanleihen, das gab es zuletzt 2011.

„Es war eine wilde Woche“, berichtet Arthur Brunner, der für die ICF Bank Anleihen handelt. Hohe Nachfrage hat er speziell von Privaten gesehen, Institutionelle hätten eher verkauft.

Am Freitagmorgen lag die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen immer noch bei 2,90 Prozent, die für gleichlang laufenden US-Staatsanleihen bei 4,74 Prozent, in der Spitze waren es 4,88 Prozent.

„Hohe Zinsen erhöhen zwar die Attraktivität von Anleihen im Vergleich zu Aktien, aber seit einigen Handelstagen ist doch ein deutlicher Umsatzrückgang zu beobachten“, berichtet unterdessen Tim Oechsner von der Steubing AG.

„Die Unsicherheit wegen der eventuell noch weiter steigenden Zinsen ist zu groß. Abwarten ist angesagt.“

 

Langläufer aus Italien beliebt

Auch wie es in der Eurozone weitergeht, ist unklar. EZB-Ratsmitglied Francois Villeroy de Galhau äußerte gerade, dass es derzeit keine Gründe für eine weitere Anhebung der Leitzinsen gebe.

Seit der letzten Anhebung gebe es „gute Inflationszahlen” bei stark steigenden langfristigen Zinssätzen. „Deshalb glaube ich, dass es derzeit keine Rechtfertigung für eine weitere Anhebung der EZB-Zinsen gibt”, erklärte Villeroy gegenüber dem Handelsblatt.

Im Bereich der Staatsanleihen wird laut Brunner nun auf langlaufende Bonds von Italien oder Österreich gesetzt. „Privatanleger nutzen die Schwäche am Anleihemarkt.“

Etwa bietet eine noch bis 2045 laufende italienische Staatsanleihe aktuell 5,18 Prozent (IT0005438004). Gefragt seien aber auch US-Treasuries.

 

Grenke, Fresenius und Sixt überzeugen

Auch Unternehmensanleihen finden weiter viel Zuspruch: Gut an kommt beispielsweise die neue Anleihe von Grenke Finance mit Fälligkeit 2027 (XS2695009998), wie Rainer Petz von Oddo BHF berichtet. „Da sehen wir weiter ordentliche Umsätze.“

Bei einem Kurs von 101,1 Prozent ergibt sich aktuell eine Rendite von 7,5 Prozent. Brunner meldet Käufe für die 2031 fällige Fresenius-Anleihe (XS2325562697), rege nachgefragt werde außerdem die Neuemission der Deutschen Rohstoff AG mit 7,5 Prozent bis 2028 (DE000A3510K1).

Immer gesucht ist laut Gregor Daniel von der Walter Ludwig Wertpapierhandelsbank zudem der im kommenden Februar fällige Sixt-Bond mit aktueller Rendite von 4,64 Prozent (DE000A2G9HU0).

Kleinere Käufe meldet er für eine 2029 fällige RWE-Anleihe mit 4,06 Prozent-Rendite (XS2584685031).

Umsätze auf beiden Seiten beobachtet Daniel darüber hinaus in der 2025 fälligen Grenke-Anleihe mit Rendite beim letzten Umsatz von 7,01 Prozent (XS2078696866).

Unter Abgabedruck geraten seien hingegen Schalke-Anleihen (DE000A3MQS49), wie Brunner erklärt: „Angesichts der Tabellensituation ist das auch kein Wunder.“ Schalke steht aktuell auf Platz 16 der zweiten Bundesliga.

 

Wienerberger mit Sustainability-Linked Bond

Oechsner meldet gleich drei Neuemissionen: vom Baustoffkonzern Wienerberger mit Kupon von 4,875 Prozent und Fälligkeit 2028, vom Gesundheitskonzern Fresenius mit 5,125 Prozent bis 2030 (XS2698713695) und von Volkswagen Leasing mit 4,625 Prozent bis 2029 (XS2694872594).

Die Mindestanlagesumme liegt jeweils bei 1.000 Euro. „Alle sind gesucht“, erklärt Oechsner.

Auch Petz berichtet von einer neuen Anleihe, und zwar von BMW mit Laufzeit bis 2033 und Kupon von 4,125 Prozent (XS2698773913).

Die Wienerberger-Anleihe ist der erste Sustainability-Linked Bond, der jemals im Retail-Segment am österreichischen Kapitalmarkt vertrieben wurde. Die Bonds zeichnen sich dadurch aus, dass ihre Performance eng mit Erreichen wichtiger Wienerberger ESG-Ziele verbunden ist.

Noch bis zum 20. Oktober in der Zeichnung ist eine Anleihe des baltischen Finanzdienstleisters Eleving Group (DE000A3LL7M4), ehemals Mogo Finance. Der Kupon liegt bei 13 Prozent bei Fälligkeit 2028.

Noch bis zum 13. Oktober kann die unbesicherte Mogo AS-Anleihe (V0000802452) in die neuen Anleihe umgetauscht werden.

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