“Buy and Hold” – alte Zauberformel gilt nicht mehr

DEKA ETFs: Es gibt Erfahrungssätze an der Börse, die sich wiederholen. Zum Beispiel sinkt nach einer langen Zeit des Aufschwungs regelmäßig das Risikobewusstsein. Kleine Korrekturen werden ausgesessen, ein Crash, eine große Korrektur erscheint unwahrscheinlich. Das gilt auch für die ETF-Investoren.

 

Zwar sind die Einzelrisiken durch die Nutzung breiter Indizes nivelliert, aber es bleibt das Marktrisiko. Das wird in den langen Aufschwungphasen zunehmend ignoriert, Crashs oder Baissen werden als singuläre seltene Ereignisse abgetan. "Buy and Hold" heißt die Devise. Aktive Risikosteuerung wird mit dem Spruch „Hin und Her macht Taschen leer“ als unvernünftig hektisches Handeln gebrandmarkt.

 

Ein Warnsignal?
Ein Trugschluss, der sich gerade jetzt wieder breit macht und der ein Warnsignal sein könnte. Auf einem Kongress, den ich kürzlich moderierte wurde mir das wieder klar. Da propagierten Finanzblogger Buy and Hold mit einer Inbrunst, als sei Anlegen genial einfach: ein, zwei, drei ETFs, breit diversifiziert, dann nur eisern durchhalten, und alles wird gut. Bemerkenswert auch, wie Risiken unterschätzt wurden.

 

Das Publikum bewunderte einen vermeintlichen Superanleger, der erst 40 Prozent Verlust durch Investieren mit Bauchgefühl hinlegte, dann zu einer überlegten Strategie wechselte und sich schließlich mit einen Gewinn von 50 Prozent wieder im grünen Bereich wähnte. Nur er war eben nicht wieder positiv. Er hätte dazu 66 Prozent gewinnen müssen. Eigentlich sollte das jedem klar machen, wie wichtig es ist, Verluste klein zu halten. Wer 50 Prozent verliert muss für den Ausgleich 100 Prozent gewinnen.

 

Risikosteuerung durch Diversifikation
Aktive Risikosteuerung ist also für jeden nötig, der sich den Schwankungen der Märkte aussetzt. Denn für Profis und Laien gilt der Grundsatz: „Steuere dein Kapital an der Börse stets so, dass du auch die größten Verlustphasen überstehen kannst.“ Methoden, um das zu erreichen gibt es viele.

 

Dazu gehören auch begrenzt Elemente von „Buy and Hold“, sofern ein Portfolio breit über verschiedene Anlageklassen aufgestellt ist. Sie sollten nur im Idealfall wenig oder negativ korreliert sein. Damit können Schwankungen der Märkte zum Teil aufgefangen werden.

Allerdings ist das mit den Korrelationen nicht ganz so einfach. Was in normalen Zeiten nicht oder wenig korreliert ist, kann in Extremsituationen alles in die gleiche Richtung laufen. Das zeigt sich gerade in Baissephasen. Das konnte man in der Finanzkrise 2007 / 2008 beobachten, als sogar Anleihen und Aktien gemeinsam fielen, bis Notenbanken begannen, mit extrem lockerer Geldpolitik gegenzusteuern.

Die in der Folge jahrelange Niedrigzinsphase hat die klassische Diversifikation von Anlageklassen ziemlich durcheinander gebracht. Denn zum einen fehlt die Pufferfunktion der Anleihen, die keine Zinsen mehr abwerfen. Zum anderen werden die hohen Anleihekurse zum Risiko, wenn es zu einer deutlichen Zinswende kommt.

 

ETF-Portfoliolösungen sind kein Allheilmittel
Damit ist jeder Investor konfrontiert, ob institutionell oder privat. Nur werden die privaten zurzeit geradezu mit einfachen ETF-Portfoliolösungen überschwemmt, die suggerieren, durchhalten, und alles wird gut. Kein Wunder, können doch die Anbieter für eine simple Zusammenstellung sowie gelegentliches Rebalancing ordentliche Gebühren kassieren, ohne allzu viel dafür tun zu müssen.

 

Gerne wird das mit Robo-Advisory kombiniert. Diese digitale Beratung bietet dem Kunden ein auf ihn abgestimmtes Portfolio an, was aber meist zu Standarddepots in klassischen Kategorien wie „konservativ“, „ausgewogen“ oder „offensiv“ führt.

Zugestanden, mit solchen Ansätzen lassen sich die kleinen Korrekturphasen in einem übergeordneten Aufwärtstrend gut wegstecken. Nur aktive Risikosteuerung ist das nicht. Dazu ist es nötig die Aktienanteile je nach Marktentwicklung anzupassen. Dies versprechen wenigstens einige FinTech-Anbieter, indem sie bestimmte quantitative Signale zur Steuerung nutzen.

Wie gut all diese Systeme, ob nun mit festen Quoten für die Anlageklassen oder mit aktiver Steuerung, wirklich sind, lässt sich aktuell nicht beurteilen. Das ginge nur mit einer echten Baisse, in der die Kurse auch mal bis 40 Prozent und mehr fallen können. Dabei gilt es solche Rückschläge zu vermeiden, denn die Risikosteuerung wird ihrem Anspruch gerecht, wenn sie vor massiven Vermögensverlusten bewahrt.

Wenn eine solche Situation eintritt, kann man schon ahnen, was danach wieder als neueste Kenntnis verkündet wird: Buy and Hold geht nicht mehr, aktive Risikosteuerung ist Trumpf. Besser ist es deshalb, auch in den so einfach erscheinenden Aufschwungphasen das Risiko im Blick zu behalten. Genial einfach gibt es an den Finanzmärkten nun einmal nicht. Zauberformeln entpuppen sich oft schneller als man denkt als Leerformeln.

 

Kolumne von Dr. Bernhard Jünemann, Finanzjournalist

 

 

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