Der Juli-Effekt: Warum der Sommermonat die letzten 10 Jahre besonders profitabel war – Dax, SP500 und NASDAQ im Vergleich

Während viele Investoren den Juli als typischen Urlaubsmonat betrachten und ihre Portfolios vernachlässigen oder sogar verkaufen, zeigt eine detaillierte Analyse der letzten zehn Jahre ein überraschendes Bild: Der Juli entwickelte sich zu einem der profitabelsten Monate für Aktienanleger. Entgegen der weit verbreiteten Annahme, die Sommermonate seien schwach für die Börsen, demonstrierte gerade der Juli bemerkenswerte Stärke – ein Phänomen, das Anleger bei ihrer strategischen Portfolioplanung berücksichtigen sollten.

S&P 500: Beeindruckende Juli-Bilanz seit 2015

Der amerikanische Leitindex S&P 500 lieferte im Juli der vergangenen Dekade eine beeindruckende Performance ab. Von 2015 bis 2024 verzeichnete der Index in acht von zehn Juli-Monaten positive Renditen. Besonders hervorzuheben sind die Juli-Gewinne von 2020 mit über 5 Prozent und 2023 mit mehr als 3 Prozent. Selbst in schwierigen Marktphasen wie 2022, als die Märkte unter Inflationssorgen und Zinserhöhungen litten, konnte der Juli mit einem Plus von 9,1 Prozent eine bemerkenswerte Erholung einleiten.

Diese Entwicklung widerspricht der traditionellen Börsenweisheit „Sell in May and go away“, die Investoren dazu anhält, ihre Positionen vor der Sommerpause zu verkaufen.

Stattdessen deutet die historische Evidenz darauf hin, dass gerade der Juli als Sprungbrett für die zweite Jahreshälfte fungierte.

Die durchschnittliche Juli-Performance des S&P 500 in diesem Zeitraum lag bei beachtlichen 2,8 Prozent – deutlich über dem langfristigen monatlichen Durchschnitt.

S&P 500 Index Chart

 

Nasdaq übertrifft mit durchschnittlich 4,1 Prozent Juli-Rendite

Noch ausgeprägter zeigte sich der Juli-Effekt beim technologielastigen Nasdaq-Index. In neun von zehn Juli-Monaten seit 2015 verzeichnete der Nasdaq positive Renditen, mit einer durchschnittlichen Performance von 4,1 Prozent. Herausragend war der Juli 2023 mit einem Gewinn von über 4 Prozent, der maßgeblich von der Künstliche-Intelligenz-Euphorie angetrieben wurde.

Selbst 2020, als die Pandemie die Märkte erschütterte, lieferte der Juli mit plus 6,8 Prozent einen der stärksten Monatswerte des gesamten Jahres.

Diese Outperformance des Nasdaq gegenüber anderen Indizes im Juli lässt sich teilweise durch die Saisonalität des Technologiesektors erklären. Viele Technologieunternehmen veröffentlichen ihre Quartalszahlen im Juli, was häufig zu positiven Überraschungen und entsprechenden Kursreaktionen führt. Zudem nutzen institutionelle Investoren die vermeintlich ruhigere Sommerzeit oft für Umschichtungen in wachstumsstarke Technologiewerte.

NASDAQ Chart

 

DAX zeigt solide Juli-Performance trotz europäischer Besonderheiten

Auch der deutsche Leitindex DAX bestätigte den positiven Juli-Trend, wenngleich mit geringeren Ausschlägen als seine amerikanischen Pendants. In sieben von zehn Juli-Monaten seit 2015 schloss der DAX mit Gewinnen, wobei die durchschnittliche Performance bei 1,9 Prozent lag. Besonders stark präsentierte sich der Juli 2020 mit einem Plus von 4,6 Prozent, als sich die deutsche Wirtschaft von den ersten Corona-Lockdowns zu erholen begann.

Die etwas moderateren Juli-Gewinne des DAX spiegeln die strukturellen Unterschiede zwischen dem deutschen und dem amerikanischen Aktienmarkt wider.

Während der DAX traditionell stärker von zyklischen Industrieunternehmen geprägt ist, profitiert er weniger von der Technologie-getriebenen Dynamik, die amerikanische Indizes im Juli oft antreibt.

Dennoch zeigt die historische Analyse, dass auch deutsche Aktien vom Juli-Effekt profitierten.

 

DAX Chart

 

Juli Performance Vergleich der 3 Indizes

 

Finanzpolitische Katalysatoren verstärkten den Juli-Effekt

Die überdurchschnittlich gute Juli-Performance der vergangenen Jahre wurde durch mehrere finanzpolitische Faktoren begünstigt. Die anhaltende Niedrigzinspolitik der Zentralbanken schuf ein Umfeld, in dem Aktien als Alternative zu festverzinslichen Anlagen attraktiv blieben. Besonders die Europäische Zentralbank und die Federal Reserve unterstützten durch ihre expansive Geldpolitik die Liquidität an den Märkten.

Hinzu kamen konjunkturstützende Maßnahmen, die häufig im Sommer ihre volle Wirkung entfalteten. Die amerikanischen Infrastrukturinvestitionen und europäische Konjunkturprogramme sorgten für kontinuierliche Kapitalzuflüsse in die Aktienmärkte.

Diese strukturellen Veränderungen der Geldpolitik trugen wesentlich dazu bei, dass traditionelle Saisonalitätsmuster durchbrochen wurden und der Juli zu einem überraschend starken Monat für Aktieninvestments avancierte.

 

Strategische Implikationen für langfristige und mittelfristige Anleger

Für Anleger mit langfristigem Investmenthorizont ergeben sich aus der historischen Juli-Stärke mehrere strategische Überlegungen. Buy-and-Hold-Investoren sollten die traditionelle Sommerruhe nicht als Grund für vorzeitige Verkäufe nutzen, sondern vielmehr als Gelegenheit zur Portfolio-Optimierung betrachten.

Die Daten zeigen deutlich, dass eine kontinuierliche Marktpräsenz auch in den Sommermonaten belohnt wurde.

Mittelfristig orientierte Anleger können den Juli-Effekt für taktische Umschichtungen nutzen. Da sich die positive Juli-Performance über verschiedene Märkte und Jahre hinweg zeigte, könnte eine leichte Übergewichtung von Aktien im Juni und Juli eine sinnvolle Ergänzung zu einer ausgewogenen Anlagestrategie darstellen.

Dabei sollten insbesondere Technologiewerte aufgrund ihrer historisch starken Juli-Performance Beachtung finden.

 

Ausblick: Wie nachhaltig ist der Juli-Effekt?

Die Nachhaltigkeit des Juli-Effekts hängt von mehreren Faktoren ab, die sich in den kommenden Jahren entwickeln werden. Strukturelle Veränderungen in der Geldpolitik, das Ende der Nullzinspolitik und veränderte Handelsgewohnheiten durch den Einfluss von Algorithmen und ETFs könnten die traditionellen Saisonalitätsmuster beeinflussen.

Dennoch sprechen mehrere Argumente für eine Fortsetzung der positiven Juli-Tendenz.

Institutionelle Investoren nutzen die Sommermonate verstärkt für strategische Neupositionierungen, da die geringere Marktaktivität Umschichtungen zu günstigeren Konditionen ermöglicht. Zudem fallen wichtige Quartalszahlen vieler Unternehmen in den Juli, was regelmäßig für neue Impulse sorgt.

Für Anleger bleibt der Juli daher ein Monat, den sie keinesfalls unterschätzen sollten – die Historie spricht eine deutliche Sprache für eine aktive Marktpräsenz statt sommerlicher Investmentpause.

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