Der kleine Bruder von Goldfinger: Chocfinger treibt die Kakaopreise nach oben
Doch „Chocfinger“ ist den meisten wahrscheinlich eher unbekannt:
Es handelt sich um einen Investor, der 2010 versucht hatte, den Kakao-Markt zu cornern.
Soll heißen:
Er kaufte die gesamte in Europa verfügbare Ware auf, um den Preis nach oben zu treiben.
Was nur kurzfristig gelang.
In der vorigen Woche fühlten sich viele, als ob „Chocfinger“ wieder aufgetaucht ist.
Wir dürfen uns wieder mit Kakao befassen:
Der Preis läuft – mit völlig natürlichen Rücksetzern – seit fast einem Jahr wie am Schnürchen nach oben.
Sie sehen den Wochenchart des US-Marktes in Dollar je Tonne.
Vielleicht werden die Ereignisse in Europa den Preis noch weiter gen Norden drücken.

Kakao Chart
In London haben nämlich die Futures für Kakao in der vergangenen Woche einen ziemlichen Sprung hingelegt.
Die Nachrichtenagentur Bloomberg meldete gerade ganz atemlos:
„The biggest cocoa trade in more than a decade is rattling the London exchange.“
Demnach liefen regelrechte Panik-Käufe von Schokoladen-Herstellern, weil die Bestände sinken.
Dies habe zu einer massiven Squeeze geführt und der Kakao-Kontrakt für Juli wurde mit einer Prämie von 240 Pfund je Tonne gegenüber dem folgenden Kontrakt gehandelt.
Genau wie Armajaro 2010
Das letzte Mal, als solch ein Phänomen auftrat, war laut Bloomberg im Jahr 2010.
Damals schlug ein Fonds namens CC+ zu:
Laut Wikipedia und Medium.com sicherte sich der zur Investmentfirma Armajaro gehörige Hedge Fonds am 17. Juli 2010, rund 240.000 Tonnen Kakao.
Was den Preis auf den höchsten Stand seit 1977 trieb.
Der Deal hatte einen Wert von 658 Millionen britischen Pfund und machte rund 7 Prozent der jährlichen Kakao-Produktion aus.
Das war damals das gesamte europäische Angebot.
Dahinter stand Trader Anthony Ward, Mitbegründer von Armajaro.
Wie es der Zufall so will, war er zuvor Chef der European Cocoa Association gewesen.
Er hatte also offenbar Insider-Wissen über die Nachfrage nach Schokolade.
Nicht wirklich fair, das Ganze. Ergo erwarb sich Ward den Spitznamen „Chocfinger“.
Übrigens ging der Deal laut „Wall Street Journal“ damals nicht auf – ein weltweites Überangebot in den folgenden Monaten ließ die Preise sinken.
Die Kaufpanik hält an
Wird sich jetzt die Geschichte wiederholen?
Schon vor rund drei Wochen hatte Analyst Sergey Chetvertakov von S&P Global Commodity Insights auf Anfrage des Fernsehsenders CNBC erklärt:
„The cocoa market has experienced a remarkable surge in prices (…) This season marks the second consecutive deficit, with cocoa ending stocks expected to dwindle to unusually low levels.“
Das Wetterphänomen El Nino könne den Trend verstärken, weil wenig Regen für Westafrika erwartet werde – aus der Elfenbeinküste und Ghana stammen rund 60 Prozent der Produktion.
Der Preis könne im Laufe des Jahres bis auf 3.600 Dollar klettern, warnte Chetvertakov weiter.
Sie sehen also:
Bei Kakao tut sich Erstaunliches.
Wir behalten den Markt für Sie im Blick!
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