E-Yuan: Die gelbe Gefahr

Bernstein BankEigentlich ist es eine tiefrote Gefahr: Das kommunistische China hat gerade eine wichtige Hürde in Sachen E-Yuan genommen. Peking etabliert die Devise zunehmend als Handelswährung – und wird damit immer unabhängiger vom US-Dollar, was auch die Krypto-Jünger interessieren sollte.

Damit dürfte der Kampfbegriff von der „gelben Gefahr“ aus dem Kalten Krieg bald wieder eine Renaissance erleben. Wir beleuchten die Hintergründe von der Devisen-Front.

Soft Launch für den E-Yuan
Heimlich, still und leise hat China einen wichtigen Fortschritt in Sache Devisen-Stärkung vollzogen. Das Blog „ValueWalk“ meldete gerade, dass die China Construction Bank (CCB) vor wenigen Tagen einen Soft Launch für den E-Yuan vorgenommen hat.

Die CCB ist eine der vier großen staatlichen Banken in der Volksrepublik. Sie eröffnete einen sogenannten „wallet service“, also ein Bezahlsystem für die neue central bank digital currency (CBDC). Viele Chinesen, die elektronisch einkaufen wollten, bemerkten den Schritt umgehend. Als Kunden es in Scharen nutzen wollten, schloss die CCB das Angebot wieder.

 

 

China prescht vor
Der Praxistext zeigt aber: Der E-Yuan funktioniert offenbar. Somit scheint China in diesem nationalen Prestige-Projekt, das unter der Leitung der Zentralbank steht, weit vorangekommen zu sein.

Die People’s Bank of China (PBoC) dürfte mit ihrem digitalen Yuan weltweit die Führungsrolle in Sachen E-Devisen übernommen haben. Vermutlich wird China das erste Land werden, welches das Papiergeld abschafft. Damit lässt sich die grassierende Korruption eindämmen; Schwarzarbeit wird schwieriger, was den Fiskus freut.

Zugleich dürften Geschäftsbanken im internationalen Zahlungsverkehr umgangen werden, was Transaktionskosten senkt und das Business für internationale Handelspartner günstiger macht.

Peking wird vermutlich bald seine Nachbarstaaten zwingen, den Handel nicht mehr in Dollar, sondern in E-Yuan abzuwickeln, was wiederum die Nachfrage nach dem Dollar senkt. Damit werden auch Währungsrisiken eliminiert, die durch Schwankungen bei Zwischenwährungen entstehen.

Asien soll mit E-Yuan handeln
Jackson Mueller von der auf internationalen Zahlungsverkehr spezialisierten Website Securrency kommentierte, China wolle die elektronische Währung durch Initiativen wie “One Belt, One Road” im internationalen Handel und im Ausbau der Infrastruktur einsetzen.

Zudem dränge Peking auf regionale Währungskoalitionen wie die vorgeschlagene East Asia Digital Currency. Dies passe zur gemeinsam mit Russland vorangetriebenen De-Dollarisierung. Notenbanken weltweit seien gut beraten, ihre eigene E-Devise aufzubauen, die China nicht einschließt.

Peking verkauft US-Treasurys
Parallel dazu läuft eine andere Entwicklung in Sachen starke Währung. China hält Treasurys im Wert von noch rund 1 Billion US-Dollar. Derzeit liegt der Bestand auf dem niedrigsten Level seit acht Jahren.

Gerade meldete die chinesische „Global Times“, China werde das Niveau allmählich auf rund 800 Milliarden Dollar reduzieren. Gründe seien die steigenden Default-Risiken im Zuge des wachsenden amerikanischen Defizites und die ständigen Angriffe von US-Präsident Donald Trump im Handelsstreit.

Nukleare Option bei US-Bonds
Das Blatt, das der kommunistischen Partei nahe steht, zitierte Professor Xi Junyang von der Shanghai University of Finance and Economics auch mit einem Worst-Case-Szenario: „But of course, China might sell all of its US bonds in an extreme case, like a military conflict.“

Solch eine nukleare Option hätte Folgen für den Dollar. Das würde bedeuten, dass die Federal Reserve ein neues Quantitative Easing auflegen muss, um alles zu absorbieren, was China verkauft. Das neue Selbstbewusstsein der Chinesen dürfte auch auf die Erfolge in der Einführung des E-Yuan zurückzuführen sein.

 

 

Bitcoin im Visier
Das chinesische Vorpreschen bei E-Devisen hat zudem Folgen für die digitalen Währungen. Nicholas Pelecanos, Head of Trading bei der auf Kryptos spezialisierten Plattform NEM, gewann der Angelegenheit natürlich zunächst einen positiven Aspekt ab – der E-Yuan sei ein positiver Schritt für die E-Währungen, da er Aufmerksamkeit schaffe.

Doch dann schränkte er ein: „In reality, however, it may be used as a means of further surveillance and control. (…) The Digital Yuan at odds with what Bitcoin and cryptocurrencies were originally designed for – a decentralized and censorship resistant ledger outside of the control of any government or individual.“

Soll heißen: Ein komplett von einer Regierung kontrollierter E-Yuan steht konträr zu der Idee, wegen der Bitcoin und co. einst entwickelt wurden. Für uns ist völlig klar, dass Peking bald den anderen E-Währungen in China an den Kragen gehen wird. Denn die sind eben nicht kontrollierbar. Damit wird ein Großteil der weltweiten Nachfrage aus dem Spiel genommen – mit potenziellen Folgen für die Preise. Die Frage ist, ob und wann das technisch möglich ist.

Unser Fazit aus alledem: Trader und Investoren sollten das Geschehen bei Dollar, Yuan, Bitcoin und co. genau im Auge behalten. Hier ist alles möglich und das Gegenteil von allem. Etwa eine Flucht vor dem E-Yuan in einen nicht digitalen Dollar – viele Firmen und Regierungen dürften davor zurückschrecken, eine virtuelle Währung auf dem Konto liegen zu haben, die über eine rote Blockchain komplett von Peking kontrolliert und gesteuert wird.

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