FXCM: Großbritannien droht erneut Rezession – Winter verhagelt erstes Quartal
FXCM: Schneechaos in England und Nordirland, Notbetrieb in der Atomanlage Sellafield, Stromausfälle in weiten Teilen des Landes und sogar Osterlämmer wurden unter den Schneemassen begraben. Das für diese Jahreszeit nicht nur hierzulande ungewöhnlich kalte Winterwetter könnte mit dafür verantwortlich sein, dass die Wirtschaft Großbritanniens im ersten Quartal des laufenden Jahres zum dritten Mal innerhalb der letzten vier Jahre in die Rezession rutscht. Nun wäre daran natürlich nicht allein das Wetter schuld, aber nach Licht und Schatten in den Konjunkturdaten der ersten drei Monate könnte es das Zünglein an der Waage sein. Für das Britische Pfund ist es aber wohl eher unmaßgeblich, ob unter dem Strich ein Minus oder gerade noch so eine schwarze Null für das erste Quartal herauskommt. Die Spirale einer schwächelnden Wirtschaft, verbunden mit einem Schuldenproblem, was wiederum zu Sparmaßnahmen zwingt, die der Stimmung im Land den Rest geben, dreht sich weiter nach unten und bestätigt meine Einschätzung, dass das Pfund einer der Verlierer des laufenden Jahres werden sollte. Die Erholung nach der Talfahrt bis knapp über die Marke von 1,48 GBP/USD scheint beendet und ich erwarte in den nächsten Wochen noch tiefere Kurse im "Cable".
Erst in der vergangenen Woche musste Schatzkanzler George Osborne die Wachstumsprognose halbieren, nun soll Großbritanniens Wirtschaft im laufenden Jahr statt um 1,2 nur noch um 0,6 Prozent wachsen. Allerdings schwingt selbst in diesen Zahlen wohl jede Menge Optimismus mit, Osborne hofft auf eine Erholung des Immobilienmarktes und glaubt an wieder steigende Investitionen der britischen Unternehmen. Diese sollen damit dann die Kürzungen in den Staatsausgaben auffangen, an denen Osborne trotz aller Warnungen von außen weiter festhalten will. Denn da wartet schon das nächste Problem: die immer weiter steigende Verschuldung des Königreichs. In zwei Jahren könnte die 100-Prozent-Marke bei der Verschuldungsquote erreicht werden. Das wiederum ruft die Rating-Agenturen auf den Plan. Nach Moody's kündigte nun auch Fitch an, die Kreditwürdigkeit des Landes von der Bestnote "AAA" zu senken. Ende April will man darüber entscheiden. Die Folge weiterer Herabstufungen sind steigende Finanzierungskosten am Kapitalmarkt, da die Geldgeber höhere Ausfallprämien für ihre Engagements einfordern.
Großbritanniens Status als sicherer Hafen bröckelt
Nun geht selbstverständlich keiner davon aus, dass Großbritannien wie Zypern endet, aber allein der Blick auf die Entwicklung dieser Prämien zeigt, wohin die Reise geht. Seit Anfang November haben sich diese so genannten Credit Default Swaps (CDS) auf britische Staatsanleihen um rund 80 Prozent verteuert. Aktuell liegt der Aufschlag gegenüber zum Beispiel deutschen Bonds bei über 10 Basispunkten. Im Sommer 2012 sah das Bild noch anders aus, im Juni kosteten die britischen CDS rund 30 Basispunkte weniger als ihre deutschen Pendants. Der Status Großbritanniens als sicherer Hafen und damit die Unterstützung für das Pfund bröckelt immer mehr, umso länger die Krise auf der Insel andauert. Mit einer Erholung der britischen Wirtschaft rechne ich nicht mehr in diesem Jahr. Das Land sollte froh sein, wenn es für 2013 eine Stagnation vermelden darf. Selbst die jetzt noch erwarteten 0,6 Prozent Wirtschaftswachstum sind auch gerade mit Blick auf den größten Handelspartner der Briten, der Eurozone, immer noch zu optimistisch. Frankreich wackelt, selbst in Deutschland kippt die Stimmung von der noch zu Jahresbeginn zu spürenden Euphorie so langsam wieder, und Südeuropa hat mit sich selbst momentan genug zu tun. Die Nachfrage nach Produkten von der Insel sollte sich daher in Grenzen halten.
Bank of England vor weiterer Lockerung der Geldpolitik
Woher soll also das Mehr an Investitionen aus dem privaten Sektor kommen? Wie soll der Häusermarkt wieder auf Erholungskurs gehen? Neben einer Senkung der Körperschaftssteuer für Unternehmen auf vergleichsweise niedrige 20 Prozent und zinsfreien Darlehen für Häuslebauer in Höhe von 3,5 Milliarden Pfund soll auch die britische Notenbank ihren Beitrag für den Weg aus der Krise leisten. Fast japanische Verhältnisse könnte man meinen, wenn man den Worten Osbornes lauscht, in denen er ankündigt, das Mandat der Bank of England überprüfen und wenn nötig, ihr auch "unkonventionelle Instrumente" in die Hand geben zu wollen. Damit ist gemeint, sie solle ihren Blick von der Inflation abwenden, die mit einem momentanen Niveau von 2,8 Prozent eigentlich nicht viel Spielraum für eine expansive Geldpolitik lässt, und stattdessen das Wirtschaftswachstum und den Arbeitsmarkt als Ziel vor Augen haben. Alles mit Blick in die USA nichts Neues, aber es zeigt, in welche Richtung der Weg des neuen Notenbank-Chefs Mark Carney, durchaus auch als Freund der Bernanke-Strategie bekannt, ab Juli gehen sollte.
Noch hat die Bank of England auf ihren letzten Treffen erstaunlich still gehalten. Drei der neun Mitglieder im geldpolitischen Ausschuss blieben auch im März bei Ihrer Forderung nach der Ausweitung des Anleihekaufprogrammes, sechs stellten sich weiter dagegen. Wenn die BIP-Zahlen zum ersten Quartal auf dem Tisch liegen, was so Ende April der Fall sein sollte, aber allerspätestens mit dem Wechsel an der Spitze der Notenbank rechne ich mit weiteren Schritten in diese Richtung. In Erwartung dessen wird das Britische Pfund weiter abwerten und es ist für mich nur eine Frage der Zeit, wann wir Kurse unterhalb der 1,48 GBP/USD sehen.
Von Torsten Gellert
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