Immer wieder lockt die China-Blase – Spread zu Hongkong

Bernstein Bank: Die Geschichte wiederholt sich: Die Regierung in China begeht offenbar den gleichen Fehler wie im Jahr 2015. Vor fünf Jahren hatte das Regime ziemlich am Top und kurz vor dem Platzen der Blase seine Bürger aufgefordert, in Aktien zu investieren. Nun hören wir die gleichen Töne – und die China-Aktien haussieren.

Tatsächlich steckt Peking wegen des Yuan in einem Dilemma.

Wir beleuchten die Hintergründe.

 

Alles schon mal dagewesen
Im Jahr 2015 hatten die staatlichen Medien die hohen Aktienkurse gelobt – sie seien eine „Reform-Dividende“, welche in Folge der neuen Wirtschaftspolitik von Präsidend Xi Jinping ausgezahlt werde.

Und Premier Li Keqiang ermutigte Unternehmen, verstärkt Kredite aufzunehmen, die mit Aktien als Sicherheiten unterlegt sind, erinnert sich „The National Review“.

 

 

Staatspresse befeuert die Hausse
Diesmal lobte das staatliche „China Securities Journal“ den Bullenmarkt, wie das Finanzblog „ZeroHedge“ bemerkte. In einem Kommentar auf der Titelseite den hieß es, die Hausse nach der Pandemie sei wichtiger für die Wirtschaft denn je. Und die „Shanghai Securities News“ posteten laut „National Review“ auf WeChat eine dümmliche Schlagzeile: “Hahahahaha! The signs of a bull market are becoming more and more obvious.”

Tatsächlich hat der Shanghai Composite am Montag mit plus 6 Prozent den stärksten Tagesgewinn seit 2015 vorgelegt.

 

CHART CSI 300
Und auch der CSI-300 zeigt gerade einen beeindruckenden Lauf. Der Index hat alleine in diesem Monat schon rund 15 Prozent zugelegt und damit die seit März laufende Erholungsrally verlängert. Zwar ist es nichts Ungewöhnliches, dass sich die Kurse in China extrem volatil verhalten.

Doch sollten die Anleger sich das Beispiel 2015 vor Augen halten, als sich in wenigen Tagen rund 1,3 Billionen Euro in Luft auflösten.

 

Run auf China-Aktien
So warnte die „National Review“, dass die Handelsvolumina an der Börse auf das höchste Level seit 2015 geklettert seien – und vor allem Retail-Investoren seien eingestiegen. Dies reflektiere auch die limitierten Möglichkeiten für chinesische Sparer.

So sei einer der Gründe für den aktuellen Bull-Run eine neue Guideline der China Banking and Insurance Regulatory Commission aus dem Januar gewesen – sie forderte eine Umleitung der Ersparnisse in langfristige Fonds und den Kapitalmarkt.

Entsprechend dürften viele Geschäftsbanken die Haushalte mit dem Abflauen der Corona-Krise beraten haben.

 

Spread zu Hongkong
Weiter habe sich der Spread zwischen den im Mainland gelisteten A-shares und den in Hongkong notierten H-Aktien – die sogenannte A/H-Prämie— im vergangenen Monat um satte 30 Prozent erhöht.

Die Tatsache, dass die Chinesen in der Volksrepublik bereit seien, mehr Geld für die gleiche Aktie auszugeben als ihre Trader-Kollegen in der ehemaligen britischen Kronkolonie, sei ein Warnsignal – nicht die ökonomischen Fundamentaldaten, sondern die lockere Geldpolitik und die optimistische Stimmung verführten zum Kauf.

 

 

Aktienkauf auf Margin boomt
Doch aktuell übertreiben es die Chinesen offenbar – sie gehen voll ins Risiko: Laut Bloomberg haben die bei Brokern aufgenommenen Margin-Kredite inzwischen 1,16 Billionen Yuan oder 164 Milliarden Dollar erreicht – das höchste Niveau seit 2015.

Übrigens wurde der Crash vor fünf Jahren auch von einer verschärften Regulierung in Sachen Verschuldung zum Aktienkauf ausgelöst.

Achten Sie also in den News auf Anzeichen für Restriktionen in der Margin-Leihe von Brokern – das könnte auch heute wieder die Blase platzen lassen.

Zudem warnte Analyst Masanari Takada von der japanischen Bank Nomura, dass zwar die Masse möglicherweise richtig liege mit der Annahme, dass sich die Fundamentaldaten erholen – so zogen die Unternehmensgewinne im Mai um 6 Prozent an.

Allerdings könne schon ein kleiner Bruch des Trends die Leverage umkehren und einen Abverkauf auslösen.

 

Möglicher Zinsdämpfer
Ein weiteres Problem für die Börse könnte der zuletzt starke Yuan werden, der zuletzt bei 6,98 zum Greenback notierte und natürlich auch eine Folge der Hausse ist. Doch leider drosselt er die chinesischen Exporte.

Daher muss die PBOC wohl früher oder später den Yuan abwerten oder die Zinsen erhöhen – was einen Dämpfer für den Aktienmarkt nach sich ziehen würde. 2015 hatte die Zentralbank übrigens einen solchen Ausverkauf ausgelöst, als das Yuan-Fixing zum Dollar um 1,8 Prozent gesenkt wurde.

Somit sollten Sie auch die Geldpolitik im Auge behalten: Denn die jüngste Anhebung der kurzfristigen Zinsen deutet darauf hin, dass die People’s Bank of China (PBOC) nicht für immer und ewig den Bullenmarkt unterstützen wird.

So kletterte der dreimonatige Shibor im Juni auf 2,13 Prozent nach 1,45 Prozent im Mai.

 

Peking will sich vom Dollar abkoppeln
Womit wir beim Yuan wären – und damit dem wohl eigentlichen Grund für die Börsen-Hausse. Jüngst hat die staatliche „South China Morning Post“ einen Artikel veröffentlicht, der einen interessanten Zusammenhang zwischen der Währung und der China-Börse ins Spiel bringt. Unter dem Titel “Time for China to decouple the yuan from US Dollar, former diplomat urges”, erhielt Zhou Li das Wort, ein früherer stellvertretender Direktor in der Kommunistischen Partei.

Seine Warnung: Der Dollar sei eine Waffe am Hals von China. Das Land müsse sich entkoppeln und den Yuan internationalisieren. Die Volksrepublik müsse die Illusion der Freundschaft aufgeben und sich auf einen offenen Konflikt mit den USA einstellen.

Dazu sollten internationale Zahlungen in Yuan möglich sein, und der Renminbi verstärkt in der industriellen Lieferkette eingesetzt werden.

 

 

Abflüsse aus China-Fonds
Wir meinen: Natürlich würde ein vom Dollar abgekoppelter Yuan kollabieren, wenn Geld aus dem Land fließt. Und genau hier liegt die Crux: Wie Goldman Sachs jüngst berichtete, gab es elf Wochen hintereinander Netto-Abflüsse aus chinesischen Aktienfonds in den Rest der Welt. Vor diesem Hintergrund MUSS Peking für steigende Kurse sorgen. Broker weltweit sollen Dollar in Yuan tauschen und China-Aktien kaufen.

Unser Fazit aus dieser Gemengelage:
Das Regime will offenbar eine Hausse, um den Yuan zu stärken. Doch gleichzeitig schwächt dies den Außenhandel. Wortmeldungen aus der der Politik sollten Anleger hellhörig werden lassen. Zwar lösen sie häufig eine Stampede aus und die Kurse rauschen weiter nach oben.

Doch das dicke Ende könnte noch kommen, weil die Profis den Amateuren ihre teuren Aktien verkaufen. Und weil die Politik auf einmal ihre Meinung ändert, etwa weil die Prioritäten wechseln oder neue Leute im inneren Zirkel der Macht das Sagen haben.

Kurz: Politische Börsen haben kurze Beine. Die Bernstein-Bank behält die Angelegenheit für Sie im Auge und wünscht erfolgreiche Trades und Investments!

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