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Ist die Konjunktur-Flaute jetzt vorbei?

Helaba: Der Welthandel erholte sich zwar von seinem Einbruch in der Finanzkrise 2008/09 ziemlich schnell. Seit 2012 dümpelte die reale Zuwachsrate beim Warenhandel aber in einem Band zwischen etwa 1 % und 3,5 %, deutlich unterhalb dessen, was vor der Krise die Norm gewesen war.

 

Globaler Warenhandel, Volumen

 

Aus unserer Sicht wurden die Wachstumsraten beim Handel und (in geringerem Maße) auch beim Welt-Output in den 1990er und 2000er Jahren durch einen langjährigen, aber letztlich transitorischen Effekt erhöht: die Integration erst der ehemaligen RGW-Länder in Zentral- und Osteuropa und anschließend Asiens, insbesondere natürlich Chinas, in die globalen Wertschöpfungsketten.

 

Dies führte zu einer stark überproportionalen Ausweitung der grenzüberschreitenden Warenströme – und kommt wohl in diesem Umfang nicht wieder zurück. Es besteht aber zumindest die Chance, dass die Beschleunigung der vergangenen Monate nicht nur eine zyklische Gegenbewegung zur vorangegangenen Schwäche 2015/16 sein könnte, sondern ein Zeichen dafür ist, dass die dämpfende Wirkung von Finanzkrise und "Großer Rezession" nach gut acht Jahren endlich nachlässt und Weltwirtschaft sowie Globalisierung nun wieder Fahrt aufnehmen.

Deutschland: Wachstumsprognose erhöht
Die deutsche Wirtschaft hat im ersten Halbjahr ein hohes Tempo vorgelegt: Nach einem Quartalswachstum von real 0,7 % stieg das Bruttoinlandsprodukt im zweiten Vierteljahr um real 0,6 % gegenüber den drei Monaten zuvor. Auch wenn die konjunkturellen Rahmenbedingungen weiterhin sehr positiv sind, dürfte die Schrittfolge im zweiten Halbjahr etwas langsamer werden.

 

So wird die Industrieproduktion im dritten Quartal ihre hohe Dynamik nicht halten können. Die Aufwertung des Euro sowie eine gewisse Zurückhaltung der Konsumenten beim Kauf von Automobilen aufgrund der erhöhten Unsicherheit bezüglich der Antriebstechnologie dürften bremsen.

 

Konjunkturprognose Deutschland, Konsumwachstum

 

Zudem sind die Wohnungsbaugenehmigungen zuletzt gesunken, u.a. weil sich Sondereffekte wie der Einbruch bei Wohnheimen aufgrund einer verminderten Zuwanderung nach Deutschland negativ ausgewirkt haben. Ein wesentlicher Wachstumstreiber bleibt der Konsum. Bei moderater Inflation steigen die Realeinkommen und die Beschäftigung nimmt weiter zu. 2017 dürfte mit kalenderbereinigt 2,1 % ein etwas höheres Wirtschaftswachstum – als bislang mit 1,8 % veranschlagt – erreicht werden. Für 2018 erwarten wir jetzt 1,8 % (vorher: 1,4 %).
 

Außenhandel: Kein Wachstumsbeitrag

Die Ausfuhren sind im ersten Halbjahr 2017 um 3,9 % und die Einfuhren um 4,6 % gegenüber dem Vorjahr gestiegen. Nur aufgrund der Tatsache, dass die deutschen Exporte deutlich größer als die Importe sind, ging damit kein negativer Wachstumsbeitrag wie 2016 einher. Mittlerweile haben sich die Rahmenbedingungen für den Außenhandel allerdings verbessert.

 

Die Eurozone, die nahezu 40 % der deutschen Waren aufnimmt, befindet sich in einem soliden Aufschwung, von dem die deutschen Exporteure profitieren. Die nominalen Warenausfuhren in den gemeinsamen Währungsraum legten im ersten Halbjahr mit 6,1 % stärker zu als die Importe (5,7 %). Zu einer Belastung ist die Pfund-Abwertung geworden.

 

Die deutschen Lieferungen nach Großbritannien sanken zwischen Januar und Juni 2017 um 3 % gegenüber dem Vorjahr, während die Importe zunahmen. Die Ausfuhren in die USA konnten zwar um 4,4 % erhöht werden. Obwohl die Importe um 7,3 % zunahmen, stieg der nominale Überschuss mit den Vereinigten Staaten geringfügig auf 24,6 Mrd. Euro.

 

Erfreulich aus deutscher Sicht verlief der Handel mit China, wo mit 13,4 % ein hoher Exportzuwachs erreicht werden konnte. Die Importe aus dem Reich der Mitte legten nur um 7,8 % zu.

Der Außenhandel nach Produktgruppen zeigt, dass der starke deutsche Konsum kaum der Grund für die deutlichen Importzuwächse gewesen ist. Nur rund 20 % der eingeführten Güter sind Konsumgüter. Zudem ist der nominale Überschuss in dieser Warenkategorie sogar gestiegen. 60 % entfallen auf Vorleistungs- und Investitionsgüter.

 

Hier sind die Importe von Kraftwagen und -teilen im ersten Halbjahr 2017 um 3,5 Mrd. Euro stärker gestiegen als die Exporte. Das Misstrauen gegenüber deutschen Herstellern dürfte dabei eine gewisse Rolle gespielt haben. Immerhin haben ausländische Marken in den ersten sechs Monaten ihren Marktanteil bei den Neuzulassungen erhöhen können.

 

Wichtige Einfuhrpositionen sind zudem Energie und Waren, die nicht zugeordnet werden können. Beide Gruppen sind um über 30 % gestiegen. Bei den Energiebezügen dürfte sich dies durch den Preisanstieg erklären, der in der realen Betrachtung herausgerechnet ist.

USA: Vollbeschäftigung ohne Preisdruck

Es läuft rund in der US-Wirtschaft. Im Frühjahr legte das reale Bruttoinlandsprodukt mit einer Jahresrate von 3 % zu. Auch im dritten Quartal wird wohl eine ähnliche Dynamik erreicht. Stimmungsbarometer wie die ISM-Einkaufsmanagerindizes bewegen sich auf sehr hohen Niveaus – in der Industrie stieg der Index im August auf ein 6-Jahres-Hoch.

 

Damit zeigt sich die gewerbliche Wirtschaft weitgehend unbeeindruckt von dem anhaltenden Chaos in Washington. Angesichts der gegen Ende September anstehenden Deadlines für die Verabschiedung eines Haushalts und die Anhebung der Schuldenobergrenze könnte sich dies allerdings ändern.

Am Arbeitsmarkt wird es zunehmend eng. Die Beschäftigung steigt im Trend mit rund 160.000 pro Monat, deutlich mehr als für eine stabile Quote erforderlich ist. Es ist wohl nur eine Frage der Zeit, bevor sich der Stellenaufbau nicht nur vorübergehend, sondern nachhaltig abschwächt. Mit einer Arbeitslosenquote von zuletzt 4,4 % ist die so genannte Vollbeschäftigung bereits erreicht.

 

Von dieser guten Arbeitsmarktlage profitiert der private Konsum, auch wenn die Lohnentwicklung angesichts der hohen Auslastung etwas verhaltener ist als zu erwarten gewesen wäre. Die Ursachen werden kontrovers diskutiert. Vor dem Hintergrund des schwachen Produktivitätstrends und der gedämpften Teuerung sind wohl der Verteilungsspielraum kleiner und inflationsbedingte Forderungen nach Lohnsteigerungen weniger verbreitet als in früheren Zyklen.

Prognose USA, BIP Real Veränderung

In den kommenden Wochen werden die Konjunkturdaten teilweise von den Auswirkungen des Hurrikans Harvey verzerrt sein, was die unterliegende Entwicklung überlagern wird. So dürfte die Inflation zumindest kurzfristig wegen des kräftigen Benzinpreisanstiegs anziehen. Output und Beschäftigungszahlen werden temporär gedrückt.

 

Auf mittlere Sicht sollte der landesweite Effekt gering sein – langfristig wird sich durch den Wiederaufbau wohl sogar eine per saldo positive Wirkung auf das Bruttoinlandsprodukt ergeben. Denn dieses Konzept spiegelt die Zerstörung von Sachvermögen nicht wider und verbucht bei Naturkatastrophen auf der negativen Seite nur die ausgefallene Produktion.

Fed-Bilanz zunehmend im Fokus
Die Teuerung lag im Juli erneut unter den Erwartungen. Inzwischen hat sich der Ölpreis jedoch wieder etwas erholt. Wir rechnen für den Gesamtindex der Verbraucherpreise unverändert mit einem Plus von je 2 % im laufenden Jahr und 2018. Dies dürfte ausreichen, um die Notenbank auf Kurs zu halten.

 

Mit der Zinserhöhung im Juni – die dritte seit Dezember 2016 – liegt das Zielband für den Leitzins bei 1 % bis 1,25 %. Wir erwarten, dass die Fed im September ihre Wiederanlagepolitik ändert – was ebenfalls den geldpolitischen Expansionsgrad reduzieren wird. Von einer wirklich restriktiven Politik ist die US-Notenbank noch meilenweit entfernt. Daher gehen wir weiterhin davon aus, dass die Fed den Zinserhöhungszyklus 2018 nach einer Pause wieder aufnehmen wird.

Autoren: Patrick Franke, Dr. Stefan Mütze

 

 

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