Rente oder Auszahlung – die Frage am Zahltag

Deutsches Institut für AltersvorsorgeJedes Jahr zahlen Deutschlands Lebensversicherer Milliarden an ihre Kunden aus. 2019 stellten sie eine neue Rekordmarke bei den Ausschüttungen auf. Die Gesamtsumme für Kapitalbeträge oder Rente stieg demnach auf rund 84,5 Milliarden Euro.

Versicherte blicken aber nicht selten mit ein wenig Ratlosigkeit auf den anstehenden Auszahlungstermin. Viele angehende Ruheständler stehen damit nämlich vor einem neuen Problem: Wohin mit dem Geld?

In vielen Fällen ist die Immobilie abbezahlt und die gesetzliche und betriebliche Rente sorgen für einen auskömmlichen Ruhestand. Das Kapital wird in der Regel nicht sofort benötigt, sondern soll für die weiteren Extras im Leben zur Verfügung stehen. Die jährlichen Urlaube oder die Hobbies, für die man im Ruhestand mehr Zeit hat, sollen damit finanziert werden.

Was also soll der angehende Ruheständler mit dem Geld vorerst machen?

Das Verwahrentgelt hat mittlerweile auch die Volksbanken und Sparkassen erreicht und wird teilweise bereits ab Guthaben in Höhe von 100.000 Euro erhoben.

 

Ist eine private Rentenversicherung sinnvoll?

Konservative Anleger könnten versucht sein, die Auszahlung ihrer Lebensversicherung wieder in eine sofort beginnende private Rentenversicherung zu investieren. Dabei zahlt der Anbieter eine monatlich garantierte Rente, zu der eine Überschussbeteiligung hinzukommt. Deren Größe ist aber ungewiss. In den meisten Fällen ist eine lebenslange Rente garantiert.

Viele Lebensversicherer legen entsprechende Angebote ihrem Schriftwechsel bei. Ein lukratives Investment dürfte dies allerdings in den meisten Fällen nicht werden.

Rentenversicherer sind per Gesetz dazu verpflichtet, den Großteil ihrer Anlagen in „sichere“ Staatsanleihen zu investieren.

Wer derzeit als 65-jähriger Mann 100.000 Euro komplett in eine solche Rentenversicherung einzahlt, bekommt je nach Anbieter nur rund 400 Euro, inklusive der nicht garantierten Überschussbeteiligung, an monatlicher Rente ausgezahlt.

 

 

Ruhestandsplanung auf Nummer sicher

Nahezu 20 Jahre beziehen die Deutschen nach der offiziellen Rentenstatistik derzeit durchschnittlich ihre Rente. Für eine Ruhestandsplanung sind 20 Jahre allerdings knapp kalkuliert, schließlich leben sehr viele Menschen auch länger.

Wer auf Nummer sicher gehen will oder muss, rechnet ab dem Alter von 65 mit weiteren 25 Jahren. Grundsätzlich gilt, je länger der Ruheständler lebt, umso besser rentiert sich eine lebenslange Rente.

Für Menschen mit gesundheitlichen Problemen gilt allerdings der umgekehrte Fall. Wer nicht hoffen darf, noch lange zu leben, hat kaum etwas von einer Rente, die nur bis zu seinem Tod fließt. Unter diesen Umständen fahren Sparer wahrscheinlich besser, wenn sie ihr Geld selbst verwalten.

Ganz entscheidend ist auf jeden Fall, dass man sich Risiken im Ruhestand leisten können muss.

Wenn die sicheren laufenden Einnahmen im Alter bisher nicht für ein Auskommen reichen, schläft man mit einer garantierten Monatsrente wahrscheinlich ruhiger als mit einem Auszahlplan.

Bei diesem ist nämlich unklar, ob das Geld tatsächlich reichen wird.

 

Kassensturz zu Rentenbeginn

Wenn der Rentenbeginn feststeht, sollte man erst einmal einen Kassensturz vollziehen. Wann brauche ich wie viel Geld? Auf 80 Prozent des bisherigen Nettoeinkommens sollte man den laufenden Finanzbedarf im Ruhestand taxieren.

Viel weniger sollte es nicht sein, denn mit dem Job entfallen zwar regelmäßige Kosten wie die Pendelei zum Arbeitsplatz, doch es steigen die Ausgaben für andere Bedürfnisse. Reisen etwa oder zusätzliche Aufwendungen für die Gesundheit.

Der laufende Liquiditätsbedarf sollte durch sichere und regelmäßige Zahlungen gedeckt sein.

Darauf aufbauend kann man dann entscheiden, wie man mit dem Auszahlungsbetrag der Lebensversicherung umgeht.

 

 

 

Die Drei-Töpfe-Strategie

Am sinnvollsten ist es, den Auszahlungsbetrag in drei Teile aufzuteilen.

Der erste Teil steht für den kurzfristigen Konsum zur Verfügung. Damit sollten noch ausstehende Darlehen abgelöst, das Bad renoviert oder der lang geplante Urlaub finanziert werden. Danach ist man im Kopf frei für eine strategische Anlage des Restbetrages.

Der zweite Teil dient als zukünftige Barreserve. Dabei steht nicht die Rendite, sondern die Verfügbarkeit im Vordergrund. Für dieses Kapital eignet sich eine Anlage als Tagesgeld. Für die Zukunft werden damit die außerordentlichen Belastungen finanziert.

Entscheidendes und einziges Kriterium für die Anlage ist hierbei die Verfügbarkeit.

Dieser Teil des Geldes muss jederzeit kurzfristig liquide sein.

 

Sofortrente bringt planbare Sicherheit

Der dritte Teil dient der langfristigen Anlage. Wenn die bestehenden Rentenbezüge für die Aufrechterhaltung des gewohnten Lebensstandards nicht ausreichen, kann eine Sofortrente eine Alternative sein.

Rentenversicherungen sind immer eine Wette auf ein langes Leben und der Lebenspartner kann ebenfalls darüber abgesichert werden. Der zukünftigen Verfügbarkeit und Vererbbarkeit sind dabei allerdings enge Grenzen gesetzt.

Wer konservativ und langfristig eine planbare Sicherheit will, wird an einem Versicherer nicht vorbeikommen. Allerdings sollte man die Angebote sorgfältig prüfen und sich bei der Auswahl Zeit lassen. Viele Versicherer versuchen derzeit, das Kapitalmarktrisiko auf den Kunden abzuwälzen und offerieren fondsgebundene Rentenversicherungen.

Wenn die Rentenversicherung das ideale Vorsorgeinstrument ist und zum persönlichen Risikoprofil passt, sollte man die klassische Alternative mit Garantien wählen.

 

Auszahlplan als Alternative

Für alle anderen führt kein Weg am Aktienmarkt vorbei. Aktien brachten in der historischen Rückschau langfristig gesehen die höchsten Renditen, wenn auch mit teils heftigen Schwankungen. Wenn der Anlagehorizont jedoch ausreichend lang ist und der zukünftige Kapitalbedarf gut geplant wird, bieten diese Schwankungen auch die Chance, langfristig überdurchschnittliche Renditen zu erzielen.

Mit einem Entnahmeplan auf ein gut diversifiziertes Portfolio lassen sich regelmäßige Auszahlungen bequem darstellen.

 

Gastbeitrag von Markus Richert, CFP® und Seniorberater Vermögensverwaltung bei der Portfolio Concept Vermögensmanagement GmbH in Köln

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