Sind Dividendentitel auch in der Krise attraktiv?

Deutsches Institut für Altersvorsorge: In der aktuellen Diskussion über stabile Geschäftsmodelle, nachhaltige Erträge und Korrekturen von Wachstumsprognosen entstand auch eine Kontroverse, ob selbst Unternehmen, die auf ein sehr gutes Geschäftsjahr zurückblicken, auf die Zahlung von Dividenden verzichten sollten.

Das ist zugleich Anlass, Portfoliostrukturen auf den Prüfstand zu stellen, die verstärkt auf regelmäßige nachhaltige Dividendenzahlungen abzielen.

Unabhängig von der Börsensituation sollte man grundsätzlich nach sogenannten Value-Titeln Ausschau halten, die auch einen echten inneren Wert haben. Meist sind das auch die Unternehmen, die eine ordentliche, stabile Dividende zahlen. Die Ausschüttung der Dividende sollte so bemessen sein, dass noch Geld für Investitionen übrig bleibt.

Dividendenzahlungen aus der Substanz, nur um eine attraktive Dividendenhistorie aufrechtzuerhalten, sind eher kritisch zu bewerten.

Gewinnwarnungen, Ergebniskorrekturen oder gar Dividendenausfälle sollten in der Vergangenheit eher eine Ausnahme darstellen.

 

 

Dividendenrendite allein nicht aussagekräftig

Unter Privatanlegern ist die Dividendenrendite bei der Anlageentscheidung durchaus beliebt. Insbesondere ausschüttungsorientierte Investoren suchen nach Value-Titeln (siehe auch Value Investing) mit hoher Dividendenrendite. Bei dieser Kennziffer wird die Dividendenausschüttung zum aktuellen Aktienkurs ins Verhältnis gesetzt und mit 100 multipliziert. Man vergleicht damit auch die Verzinsung anderer Assetklassen mit der Verzinsung des investierten Aktienkapitals. Wer sich allerdings nur an Hitlisten orientiert, vergisst, dass die Dividendenrendite auch steigt, wenn der Kurs der Aktie stark fällt. Das wiederum kann fundamentale Gründe haben.

Bei Konzernen mit starker Beteiligung des Staates oder großen Ankerinvestoren ist zu beachten, dass häufig eine hohe Dividende gewünscht wird, auch wenn das Unternehmen keine entsprechende Geschäftsentwicklung aufweist. Die Dividendenrendite halten Unternehmen häufig auch aus Marketinggründen künstlich hoch.

Dies kann dazu führen, dass Ausschüttungen zu üppig ausfallen und künftig Geld für Umstrukturierungen oder Investitionen fehlt.

 

Ausländische Quellensteuer beachten

Selektiert man ausländische Aktien aufgrund der zu erwartenden Dividende, kann der Abzug deutscher Abgeltungssteuer und ausländischer Quellensteuer die Freude über die gezahlte Dividende trüben. Die vor Ort erhobene Pauschalabgabe auf Dividenden variiert von Land zu Land. Im ungünstigsten Fall werden Anlegern sowohl die deutsche Abgeltungssteuer als auch ausländische Quellensteuern abgezogen.

Falls mit dem Land, in dem die Gesellschaft ihren Sitz hat, ein Doppelbesteuerungsabkommen mit Deutschland besteht, das eine Anrechnung der Quellensteuer auf die deutsche Abgeltungssteuer bis zu einem Satz von 15 Prozentpunkten vorsieht, bekommt man zumindest diesen Teil automatisch erstattet.

Die verbleibende Quellensteuer können sich deutsche Aktionäre dann im Ausland zurückholen.

 

Fonds als Alternative

Unter den 11.000 gemanagten Investmentfonds gibt es eine ordentliche Auswahl von dividendenorientierten Aktienfonds. Jede größere Investmentgesellschaft bietet solche Fonds an. Zusätzlich sind genügend passive Fonds/ETFs vorhanden, die diesen Fokus haben.

Der amerikanische ETF-Anbieter Wisdom Tree, der seit einigen Jahren in Deutschland auftritt, ist genau auf dieses Thema spezialisiert und bietet dividendenorientierte Strategien für amerikanische, europäische und Schwellenländer- Aktien an.

 

 

Fazit:

Für ausschüttungsorientierte Privatanleger, aber auch für Pensionskassen oder Stiftungen, die regelmäßige Ausschüttungen leisten müssen, bleiben Dividendenstrategien relevant. Vor diesem Hintergrund ist es auch nicht nachvollziehbar, warum Unternehmen, die in der aktuellen Situation stabile Dividenden ausschütten und keine Staatshilfen beanspruchen, auf Auszahlungen verzichten sollen.

Im nächsten Geschäftsjahr können die absoluten Ausschüttungen sicherlich zurückgehen, werden aber immer noch deutlich über dem aktuellen Zinsniveau liegen.

 

Gastautor Andreas Görler ist Senior-Wealthmanager bei der Wellinvest, Pruschke & Kalm GmbH. Weitere Beiträge von ihm und anderen Vermögensverwaltern finden Sie auf www.v-check.de.

 

 

Hinweis der Redaktion:

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