Aktie im Fokus: Twitter ? alles fällt und steht mit der Nutzeranzahl
Wer sich nahe den Themen Trading und Investing bewegt, dürfte auf die starke Präsenz von Twitter bereits gestoßen sein. Twitter hat sich nicht nur zum Sprachrohr von Stars und Sternchen gemausert, sondern ist auch für Politiker und professionelle Investoren ein gern genutztes Medium. Umso erstaunlicher ist es, das Twitter in den zehn Jahren seines Bestehens es dennoch nicht geschafft hat, profitabel zu werden.
Seit Börsengang geht’s meist abwärts
Der Börsengang im November 2013 war ein heiß erwartetes Event. Der Ausgabepreis lag damals bei 26 US-Dollar je Aktie. Der erste Handelskurs lag über 40 US-Dollar und schoss innerhalb der beiden Folgemonate auf ein Allzeithoch bei 73,30 US-Dollar je Aktie. Seitdem geht es mit einigen Schwankungen kontinuierlich nach unten. Selbst Investoren, die sich zum Ausgabepreis eindeckten, sitzen aktuell auf Verlusten. Das im Februar 2016 erreichte Allzeittief liegt knapp unter 14,00 US-Dollar je Aktie.
Die zwei Probleme von Twitter
Twitter hat gleich zwei Probleme. Zum einen ist die Nutzeranzahl sehr gering. Die Steigerung der Nutzeranzahl konnte seit dem Börsengang jährlich lediglich um einen niedrigen einstelligen Prozentwert erreicht werden. Erstmals verzeichnete man im letzten Quartal des vergangenen Jahres sogar eine Verringerung der Nutzeranzahl. Diese beläuft sich für das Gesamtjahr 2015 auf 320 Mio. aktive Nutzer. In 2014 waren es 288 Mio. Selbst eine Zusammenarbeit mit Google, die sich bis jetzt aber nur auf mobile Geräte erstreckt, konnte die nötige Steigerung an Nutzern nicht bewerkstelligen.
Das zweite Problem ist die Strategie. Die Haupteinnahmequelle stellen immer noch die Werbeeinnahmen dar. Egal welche Strategien das Management von Twitter in den vergangenen Jahren ausprobiert hat, sie haben nicht funktioniert. Der damalige Mitgründer, Jack Dorsey, der zwischenzeitig das Unternehmen verlassen hatte und seitdem letzten Jahr wieder an Bord ist, lässt ebenfalls keine neue Strategie erkennen, die Anlegern Hoffnungen machen könnte. Zumindest keine, die die Nutzeranzahl stark nach oben zu treiben vermag.
Ein kleiner Hoffnungsschimmer ist der kürzlich erfolgte Erwerb der Übertragungsrechte von NFL-Spielen. Wobei auch dieses nur für Spiele gilt, die an Donnerstagen ausgetragen werden. Die Reichweite ist im Vergleich zu Wochenendspielen um einiges geringer. Das Twitter nun an einer Zusammenarbeit mit Mastercard feilt, erscheint mir persönlich jedoch zu weit gegriffen. Mastercard bestätigte zwar solche Gespräche, lote aber lediglich bestehende Möglichkeiten mit sozialen Netzwerken aus und dazu gehöre eben auch Twitter, mehr aber auch nicht.
Fazit: Sinkender Verlust stimmt positiv
Im Allgemeinen aber feile zwar Twitter weiterhin an neuen Apps und hat zwischenzeitig überlegt, die Mindestanzahl von 140 Zeichen für einen Tweet zu kappen, glücklicherweise hatte man diese Idee kurze Zeit später verworfen, denn das würde meiner Meinung nach unter den gegebenen Umständen einem Harakiri gleichen. Viele kritisieren gerade die Komplexität von Twitter, wobei ich nicht glaube, dass es das einzige Argument für den Misserfolg ist. Aber es ist durchaus eins, denn man verliert schnell den Durchblick bei all den in Sekundenschnelle eingehenden Kurznachrichten.
Sollte gerade die Basis der Kurznachricht aufgehoben werden, kann sich Twitter meines Erachtens gänzlich vom Markt verabschieden. Positiv ist daher, dass man das erkannt hat und mittlerweile an einem Algorithmus arbeitet, der die eingehenden Nachrichten nach Relevanz sortieren soll.
Ein positives Zeichen kann aber dann doch noch im ersten Quartal des laufenden Jahres gesetzt werden und das ist der stagnierende Verlust. Dieser hat sich im Vergleich zum Vorjahresquartal von -162 Mio. auf ?79,7 Mio. US-Dollar halbiert. Der Wert gehört daher bei den aktuell sehr tiefen Kursen auf die Beobachtungsliste, muss aber bei der Nutzeranzahl kräftig was liefern. Erst dann kann man wieder hoffnungsvoller dreinblicken.
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