Bolivien: politischer Kurswechsel könnte die globalen Lithium-Batteriemärkte neu ordnen – wie Anleger hiervon profitieren können!
Nach zwei Jahrzehnten sozialistischer Herrschaft eröffnet ein Paradigmenwechsel westlichen Investoren Zugang zu den weltgrößten Lithiumreserven: Bolivien steht vor einer historischen Zäsur!
Nach 20 Jahren unter der sozialistischen Regierungspartei MAS entscheidet sich das südamerikanische Land am 19. Oktober in einer Stichwahl zwischen dem konservativ-gemäßigten Rodrigo Paz und dem konservativen Jorge Quiroga über seine politische Zukunft. Zwei klassische Konservative streiten um den Sieg – die Sozialisten wurden in der ersten Wahlrunde buchstäblich aus dem Parlament gefegt.
Für internationale Investoren könnte dieser Machtwechsel den Zugang zu den weltgrößten Lithiumvorkommen bedeuten – oder das Ende einer jahrzehntelangen Isolation fortschreiben.
Die Ausgangslage ist dramatisch: Eine Inflation von nahezu 25 Prozent, akute Dollar- und Treibstoffknappheit sowie die ersten Zahlungsausfälle seit 35 Jahren haben das Land in eine schwere Wirtschaftskrise gestürzt. Gleichzeitig sitzt Bolivien auf einem Schatz, der in der globalen Energiewende von unschätzbarem Wert ist: 21 bis 23 Millionen Tonnen Lithiumreserven, etwa ein Fünftel der weltweiten Vorkommen.
Ein Blick ins südliche Nachbarland Argentinien zeigt, welche Dynamik marktfreundliche Reformen in Südamerika entfalten können (lesen Sie hierzu auch unser Interview mit Professor Bagus über den wirtschaftlichen Aufstieg Argentinies unter Javier Milei).
Präsident Javier Milei hat seit seinem Amtsantritt eine radikale Liberalisierungspolitik durchgesetzt, die große wirtschaftliche Erfolge zeigt.
Beide bolivianischen Präsidentschaftskandidaten haben ähnliche Reformansätze angekündigt – eine Öffnung für ausländische Investitionen, Deregulierung des Bergbausektors und eine stärkere Hinwendung zu westlichen Partnerschaften.
Sollten sie diese Versprechen umsetzen, könnte Bolivien einen vergleichbaren wirtschaftlichen Aufschwung erleben wie das argentinische Nachbarland.
Bolivien: Chinesische Dominanz trifft auf amerikanische Ambitionen
Bislang dominierten chinesische und russische Unternehmen das bolivianische Lithiumgeschäft. Die China Molybdenum Corporation (CMOC) und der Batteriehersteller CATL haben Verträge über zwei Milliarden Dollar unterzeichnet, während Russlands Uranium One ebenfalls Fuß gefasst hat. Ende 2023 ging die erste industrielle Lithiumanlage in Betrieb, erreicht jedoch weniger als 30 Prozent ihrer Kapazität.
Diese Konstellation könnte sich grundlegend ändern.
Sollte ein westlich orientierter Präsident an die Macht kommen, dürften amerikanische Unternehmen verstärkt um Marktanteile kämpfen. Albemarle Corporation, der größte westliche Lithiumproduzent, hat bereits Interesse an bolivianischen Projekten signalisiert. Das Unternehmen erhielt kürzlich 90 Millionen Dollar Pentagon-Förderung für die heimische Lithiumproduktion – ein Zeichen für die strategische Bedeutung, die Washington der Rohstoffsicherung beimisst.
Albemarle Aktie Chart
Investmentoptionen zwischen Euphorie und Ernüchterung
Für Anleger gestaltet sich die Situation komplex. Direkte Investitionen in bolivianische Unternehmen sind praktisch unmöglich – die einzige börsennotierten Option, ein ADR der Banco Nacional de Bolivia, ist extrem illiquide und kaum handelbar. Stattdessen müssen Investoren (zumindest derzeit noch) auf internationale Unternehmen mit Bolivien-Exposure setzen.
CATL, mit einer Marktkapitalisierung von 170 Milliarden Dollar der weltweit führende Batteriehersteller, verzeichnete im zweiten Quartal ein Umsatzwachstum von acht Prozent. Das Unternehmen profitiert von seiner strategischen Partnerschaft mit lokalen Produzenten und seinem technologischen Vorsprung. Allerdings macht die starke Abhängigkeit von Rohstoffpreisen die Aktie volatil.
CMOC Group, Hauptaktionär des bolivianischen Lithium-Konsortiums CBC, bietet ein diversifiziertes Rohstoffportfolio von Molybdän bis Kobalt. Als größter Kobaltproduzent weltweit mit einem Drittel des globalen Angebots verfügt das Unternehmen über eine solide Grundlage jenseits des Lithiumgeschäfts.
Dennoch bleibt das politische Risiko in Bolivien erheblich.
Amerikanische Alternativen gewinnen an Attraktivität
Sollten sich die geopolitischen Verhältnisse zugunsten der USA verschieben, könnten amerikanische Lithiumproduzenten überproportional profitieren. Livent Corporation, ein reiner Lithium-Spezialist und Tesla-Zulieferer, wäre ideal positioniert für eine US-geführte Bolivien-Initiative. Das Unternehmen hat sich auf Lithium-Hydroxid für nickelreiche Batterien spezialisiert – genau jene Technologie, die für hochwertige Elektrofahrzeuge benötigt wird.
Auch Tesla selbst könnte indirekt profitieren.
Eine Diversifizierung der Lithiumversorgung weg von China würde die Abhängigkeit des Elektroautoherstellers von geopolitisch sensiblen Lieferketten reduzieren und damit die strategische Position stärken.
Tesla Chart
Szenarioanalyse: Zwischen vorsichtigem Optimismus und erheblichen Risiken
Analysten sehen drei mögliche Entwicklungen:
- Im wahrscheinlichsten Szenario führt ein Wahlsieg von Paz zu einer moderaten Marktöffnung mit Renditechancen von 15 bis 25 Prozent für Lithium-Aktien binnen 12 bis 18 Monaten.
- Ein beschleunigter Liberalisierungskurs könnte Gewinne von 40 bis 60 Prozent ermöglichen, sobald neue Bergbaugesetze verabschiedet werden.
- Das Risikoszenario hingegen sieht eine Rückkehr politischer Instabilität vor, möglicherweise sogar ein Comeback des ehemaligen Präsidenten Evo Morales. In diesem Fall drohen Verluste von 30 bis 50 Prozent, ausgelöst durch soziale Unruhen und eine Umkehr der Reformpolitik.
Technische Hürden bremsen den Lithium-Boom
Jenseits der politischen Unwägbarkeiten stehen praktische Herausforderungen einer schnellen Lithiumförderung entgegen. Die bestehenden Anlagen arbeiten mit unerprobter Ausrüstung, der Wasserbedarf für die Lithiumextraktion aus Salzseen ist unklar, und lokale Gemeinden protestieren gegen Umweltbelastungen. Zudem fehlen Umweltverträglichkeitsprüfungen, was rechtliche Risiken birgt.
Diese Faktoren erklären, warum Bolivien trotz seiner enormen Reserven weniger als ein Prozent der globalen Lithiumproduktion beisteuert. Eine Trendwende würde erhebliche Investitionen in Infrastruktur und Technologie erfordern – Bereiche, in denen westliche Unternehmen durchaus Wettbewerbsvorteile besitzen.
Fazit: Abwarten und selektiv positionieren
Boliviens Lithiumreichtum bleibt vorerst ein Versprechen für die Zukunft. Anleger sollten die Wahlergebnisse abwarten, bevor sie größere Positionen eingehen. Für risikofreudige Investoren bieten sich jedoch bereits jetzt Chancen in amerikanischen Lithiumunternehmen, die von einer möglichen Neuausrichtung der bolivianischen Politik profitieren könnten.
Die kommenden Monate werden zeigen, ob Bolivien seinen Rohstoffreichtum endlich in wirtschaftlichen Wohlstand umwandeln kann – und ob westliche Investoren dabei eine Rolle spielen werden.
In jedem Fall dürfte die Entwicklung erhebliche Auswirkungen auf die globalen Batteriemärkte und die Zukunft der Elektromobilität haben.
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