Investmentausblick: Das Jahr 2026 in Konsenszahlen
Eurizon: Was hält das Jahr 2026 für uns bereit? Antworten auf diese Frage liefern die Prognosen von Ökonomen und Finanzanalysten ebenso wie die in den Marktpreisen enthaltenen Erwartungen. Das Abbilden von Konsenserwartungen liefert keine exakte Prognose der Zukunft, ist jedoch hilfreich, um den Ausgangspunkt zu bestimmen, von dem aus sich die tatsächliche Entwicklung entfalten wird.
US-Wachstum bleibt stabil, Eurozone bremst leicht ab
In den USA liegen die Wachstumsprognosen für 2026 bei 2 % und damit auf dem gleichen Niveau wie für 2025. Damit ergibt sich ein stabiles Wachstumstempo, das über dem der Eurozone liegt, jedoch unter dem der ersten Phase des aktuellen Zyklus bleibt, als das Wachstum vor Trumps Amtsantritt bei rund 3% lag.

2026 bringt stabile Preise – Eurozone im Zielbereich
Die Inflation dürfte 2026 keine großen Überraschungen bereithalten. In der Eurozone liegt die durchschnittliche Inflation 2025 bei 2,1%, während die Prognosen für 2026 derzeit bei 1,8% liegen. Damit hat sich die Inflation nach dem Schock von 2022, als sie einen Höchststand von 10,6% erreichte, wieder im Zielbereich der EZB von 2% eingependelt.
Für die Kerninflation, die 2025 einen Durchschnittswert von 2,4% erreichte, werden für 2026 2,1% prognostiziert, womit auch dieser Wert wieder dem Inflationsziel der EZB entspricht.
Nachdem sich die Inflation in den USA nach dem Schock von 2022 mit einem Höchststand von 9,1% stabilisiert hat, liegt sie derzeit bei rund 3% und damit etwa einen Prozentpunkt über dem Niveau der Eurozone. Dass der von der Fed angestrebte Rückgang auf 2% bislang ausgeblieben ist, spiegelt sowohl das im Vergleich zur Eurozone dynamischere Wachstum der US-Wirtschaft als auch die Auswirkungen der in den vergangenen Monaten beschlossenen Importzölle wider. Positiv ist jedoch, dass der Handelskonflikt die Inflation nicht erneut angeheizt, sondern lediglich die Rückkehr zum Zielwert von 2% verzögert hat.

Chinas Wachstum bleibt stabil – Inflation bleibt extrem niedrig
Fest steht, dass China mit einem stabilen Wachstum zwischen 4,5% und 5% pro Jahr als stabilisierender Faktor für den globalen Konjunkturzyklus zu betrachten ist. Darüber hinaus ist hervorzuheben, dass dieses Wachstum weiterhin mit sehr geringer Inflation einhergeht. Die durchschnittliche Inflation liegt 2025 bei null, für 2026 wird derzeit mit 0,8% gerechnet, wobei die Prognosen zuletzt eher nach unten tendieren.

EZB hält Kurs – Fed nähert sich neutralem Zins
Für 2026 wird mit unveränderten Leitzinsen in der Eurozone und einem moderaten Rückgang der Leitzinsen in den USA gerechnet. Im Juni hat die EZB den Prozess der Annäherung der geldpolitischen Zinsen an die Inflationsrate abgeschlossen und hält seither daran fest. Im Basisszenario dürfte die EZB diese zurückhaltende Haltung auch 2026 beibehalten. Die Leitzinsen liegen damit auf dem Niveau der Inflation von rund 2% und wirken geldpolitisch neutral.
Dieses Zinsniveau verschafft der EZB Spielraum, um die Wirtschaft im Falle einer unerwarteten Konjunkturabschwächung durch erneute Lockerungsmaßnahmen zu stützen. Eine Zinserhöhung hingegen, die von einigen EZB Mitgliedern nicht ausgeschlossen wird, würde eine Beschleunigung des Wirtschaftswachstums voraussetzen, die wiederum mit einem Anstieg der Inflation einherginge. Ein solches Szenario erscheint derzeit jedoch wenig wahrscheinlich.
Nach einer neunmonatigen Pause hat die Fed im September wieder mit Zinssenkungen begonnen und seither drei Schritte um jeweils 25 Basispunkte vorgenommen. Auf dem aktuellen Niveau, mit einem Korridor der Fed Funds Rate von 3,5 bis 3,75%, liegen die Zinsen weiterhin über der Inflation, die sich bei etwa 3% stabilisiert hat.
Es ist wahrscheinlich, dass die Fed in der ersten Hälfte des Jahres 2026 die Neutralisierung der Geldpolitik abschließt, indem sie die Zinsen auf das Inflationsniveau absenkt und anschließend eine Pause einlegt, analog zu dem Vorgehen der EZB.

Ruhige Zeiten für Anleihenmärkte erwartet
In einem Umfeld, wie oben beschrieben, in dem sich der Konjunkturzyklus ohne ausgeprägte Volatilität bei Wachstum und Inflation fortsetzt, reagieren die Zentralbanken nur begrenzt und entsprechend auch die Anleihemärkte.
Diese Erwartungen würden es den Anlegern ermöglichen, den laufenden Kuponertrag zu vereinnahmen und im Falle einer unerwarteten Abschwächung des Konjunkturzyklus zusätzliche Kursgewinne zu realisieren. Dies wirkt wie eine Art Versicherung gegen eine Rezession.

Gewinnerwartungen stützen Ausblick für Aktienmärkte
An den Aktienmärkten hängt die zukünftige Entwicklung der Indizes von der kombinierten Entwicklung der Unternehmensgewinne und der Bewertungsmultiplikatoren (KGV) ab. Während es keine Konsenserwartungen für die Entwicklung der KGVs gibt, liefern Analysten Gewinnschätzungen für die kommenden Jahre.
In der Eurozone, gemessen am EURO STOXX, dürften die Gewinne bis 2026 um 14,3% steigen und sich 2027 auf +12,4% beschleunigen.
In den USA werden für den S&P 500 in den kommenden zwei Jahren Zuwächse von 14,4% bzw. 14,5% erwartet. Diese Schätzungen spiegeln für die USA den weiterhin bedeutenden Beitrag der Gewinne aus dem Technologiesektor wider. In der Eurozone setzt die Erholung nach einem Jahr rückläufiger Gewinne (-1,2% im Jahr 2025) infolge der Auswirkungen des starken Euro eine Stabilisierung des Wechselkurses sowie die Fortsetzung des Wirtschaftswachstums voraus. Unterstützend wirken zudem die geplanten Ausgabenfür Infrastruktur und Verteidigung.
Sowohl für die USA als auch für Europa erscheinen die aktuellen Konsensschätzungen zwar optimistisch, jedoch nicht unrealistisch. Das Gewinnwachstum allein sollte nicht als Schätzung der erwarteten Rendite der zugrunde liegenden Märkte verstanden werden, da es in Verbindung mit der Entwicklung des Multiplikators (KGV) betrachtet werden muss.

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