Alpari: Rating Agenturen glauben nicht an Zahlungsausfall; Aktien von Hoffnung getrieben
Alpari: Marktkommentar: Rating Agenturen glauben nicht an Zahlungsausfall; Aktien von Hoffnung getrieben
- Unter normalen Umständen sind die Ergebnisse von Unternehmen an den Aktienmärkten wichtiger, als die Politik eines Landes. Allerdings beliebt der Fokus der Marktteilnehmer weiterhin auf dem Haushaltsstreit zwischen Demokraten und Republikanern in den USA. Ein neuer Vorschlag aus dem Senat soll die Schuldengrenze bis Mitte Februar anheben und die Regierung wieder eröffnen und bis 15. Januar weiter finanzieren. Allerdings ist ungewiss, ob der Vorschlag von den Republikanern im Kongress, die dort die Mehrheit besitzen, angenommen wird. Der Vorschlag enthält keine maßgeblichen Änderungen an der von Präsident Obama in 2010 verabschiedeten Gesundheitsreform ? eine der Voraussetzungen für eine Zustimmung der Republikaner. Derzeit glauben weder die Marktteilnehmer, noch die großen Ratingagenturen, dass es zu keiner Lösung und damit zu keiner Anhebung der Schuldenobergrenze von derzeit 16,7 Billionen Dollar bis zum Donnerstag kommen wird. Die Ratingagentur Standard and Poors hat zwar gewarnt, dass das Rating Amerikas auf ?Selective Default? gesenkt werden würde sollte Amerika seinen Verpflichtungen nicht nachkommen, allerdings scheint das tatsächlich Eintreten diese Falles recht unwahrscheinlich. Japans Finanzminister Taro Aso sagte dem Fernsehsender Bloomberg TV, dass es keine Alternative für Regierung und Kongress gäbe, als eine Lösung zu finden. Sollte Amerika tatsächlich Zahlungsunfähig werden, so wäre dies das erste westliche Land seit Deutschland im Mai 1933, dass Anleihen nicht zurückzahlt. Allerdings sehen mehr und mehr Händler eine kurzfristige Lösung als reine Verschiebung des Problems auf einen späteren Zeitpunkt, die dazu führen könnte, dass Amerika in der Zwischenzeit höhere Zinsen für die Neuverschuldung bezahlen muss. An den Anleihemärkten ist diese bereits deutlich zu sehen. In den letzten zwei Wochen haben Banken bis zu 50% ihrer Positionen in kurzfristigen Staatspapieren reduziert. Die Rendite für einmonatige Treasury Bills stieg letzte Woche auf 0,254%, während die dreimonatigen T-Bills bei 0,06% und sechsmonatigen bei 0,076% liegen. Manche Kreditinstitute haben bereits ihr Kunden informiert, dass sie vorübergehend keine kurzfristigen US Schuldverschreibungen als Sicherheit akzeptieren können.
- Die Aktienmärkte in Amerika scheinen momentan nicht von den Fakten getrieben zu werden. Jede Ankündigung, dass sich die Parteien zu Gesprächen treffen, wird als Zeichen einer baldigen Lösung interpretiert und die Fundamentaldaten werden komplett ignoriert. Auf Basis des Schlusskurses legte der S&P 500 zwar nur 6,94 Punkte oder 0,41% zu, allerdings wurde während des Tages ein 15 Punkte Gap geschlossen. Derzeit notiert der S&P 500 bei einem ungefähren Kurs-Gewinn-Verhältnis von 17 und damit über dem langfristigen Durchschnitt. Für das dritte Quartal war ursprünglich mit einem Gewinnwachstum bei den Unternehmen von 6% ausgegangen worden, dies wurde mittlerweile auf 2% reduziert. Die Anleiherenditen steigen und die Aktien reagieren positiv. Hoffnung ist der treibende Faktor hinter den jüngsten Kursbewegungen. Unter normalen Umständen würde man alle drei Szenarien ? Reduzierung des Gewinnwachstums, steigende Renditen und emotionale Entscheidungen ? als klassische Fehler der Aktienanlage in den Lehrbüchern finden. Entweder haben wir momentan keine normalen Umstände oder die Reaktion der Marktteilnehmer ist einfach falsch.
- Die asiatischen Märkte folgen heute Morgen dem Beispiel Amerikas und eröffneten nach dem Feiertag gestern positiv. Die Zahlen zur japanischen Industrieproduktion vielen mit -0,4% schlechter aus, als im Vormonat. Die Kapazitätsauslastung betrug für August -2,1%, nach +3,7% im Vormonat. Der US Dollar notiert derzeit leicht schwächer gegenüber den großen Währungspaaren. Der Handel wird maßgeblich von den politischen Nachrichten aus Washington beeinflusst. Impulse für den heutigen Handelstag werden durch die Veröffentlichung der Verbraucherpreise in UK und Australien, sowie den ZEW Index für Deutschland und Europa erwartet.
Wichtige Wirtschaftstermine | |||||
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Aktuell | Prognose | Zuletzt |
06:30 | Japan | Industrieproduktion August y/y | -0,4% | – | -0,2% |
10:30 | UK | Verbraucherpreisindex September y/y | – | 2,6% | 2,7% |
10:30 | UK | Verbraucherpreis September Kern y/y | – | 2,0% | 2,0% |
11:00 | Deutschland | ZEW Umfrage DE Oktober | – | 51.0 | 49.6 |
11:00 | Eurozone | ZEW Umfrage EUR Oktober | – | 59,4 | 58,6 |
23:45 | Australien | Verbraucherpreisindex Q3 y/y | – | 1,2% | 0,7% |
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