Credit Suisse vor dem Kollaps? Wer rettet die Bank und woher kommen die Probleme?

CMC MarketsDie Rolle der Schweiz als Bankenort für die Reichen der Welt gründet auf dem Ruf institutioneller Diskretion und stumpfer Zuverlässigkeit.

Umso mehr fallen die Skandale, die öffentlichen Rechtsstreitigkeiten und die zunehmenden Verluste bei der Credit Suisse Group AG ins Auge und sind nur schwer nachvollziehbar.

Aktuell wächst das Unbehagen über die zunehmenden Probleme der Bank.

Der Aktienkurs brach erneut dramatisch ein und die Angst geht um, dass es die Bank nicht mehr lange geben wird.

Jetzt, wo die Credit Suisse in die Schlagzeilen gerät, geraten auch andere europäische Bankaktien unter Druck.

Die Aktien der Credit Suisse, die vor der globalen Finanzkrise einen Höchststand von über 70 CHF pro Aktie erreichten, wurden gestern für weniger als 2 Schweizer Franken gehandelt, ein neues Allzeittief.

 

Haben die SVB und Credit Suisse etwas gemeinsam?

Die SVB und die Credit Suisse scheinen nicht viel miteinander zu tun zu haben. Im Gegensatz zu den regionalen US-Banken, die am Wochenende gescheitert sind, ist die Credit Suisse ein globales Institut.

Sie hatte Ende 2022 Vermögenswerte im Wert von rund 530 Milliarden Schweizer Franken in ihrer Bilanz – mehr als doppelt so viel wie die Silicon Valley Bank.

Die Credit Suisse ist einer von zwei Dutzend Primärhändlern bei der Federal Reserve. Das Financial Stability Board der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich stuft sie als Global Systemically Important Bank ein – umgangssprachlich “too big to fail”.

Sie betreibt neben dem traditionellen Bankgeschäft auch Investmentbanking, Vermögensverwaltung und andere Geschäftsbereiche auf mehreren Kontinenten.

Das Geschäftsmodell und die Probleme sind also nicht identisch und können nicht 1 zu 1 miteinander verglichen werden.

 

 

Credit Suisse Probleme sind hausgemacht

Das die Credit Suisse eine Menge Probleme hat, ist lang bekannt. In den letzten Jahren war die Credit Suisse das schwächste Glied des europäischen Bankensektors.

Die Bank erlitt Mitte der 2010er Jahre große Verluste durch den Handel mit Junk-Bonds, stand im Mittelpunkt des Niedergangs von Archegos Capital Management und Greensill Capital und hat neben weiteren Problemen und Skandalen auch mehrere CEOs und Vorstandsvorsitzende ausgetauscht.

Das Ergebnis war ein Abfluss von Kundengeldern in Höhe von mehr als 110 Milliarden Schweizer Franken allein im vierten Quartal.

 

Credit Suisse kriegt Skandale nicht in den Griff

Zu den Verfehlungen der Credit Suisse gehören auch strafrechtliche Verurteilung, weil die Bank Drogenhändlern die Geldwäsche in Bulgarien ermöglichte, die Verwicklung in einen Korruptionsfall in Mosambik, ein Spionageskandal, in den ein ehemaliger Mitarbeiter und ein leitender Angestellter verwickelt waren, sowie ein massives Leck von Kundendaten in die Medien.

Die Verbindung mit dem in Ungnade gefallenen Finanzier Lex Greensill und der gescheiterten New Yorker Investmentfirma Archegos Capital Management verstärkte den Eindruck einer Institution, die ihre Angelegenheiten nicht im Griff hat. Viele verärgerte Kunden zogen daraufhin mit beispiellosen Kapitalabflüssen weiter.

Bedenken muss man, dass es der Credit Suisse nach dieser unglaublichen Liste von Versagen und krimineller Energie gelungen ist, im letzten Winter neues Kapital in Höhe von 4,3 Milliarden Dollar aufzunehmen, indem die Bank vorgab, sie habe Geldabflüsse von Anlegern in den Griff bekommen, was aber nicht der Fall war.

 

Geschäftsbericht von Credit Suisse hat Lücken

Vor zwei Tagen wurde bekannt, dass die Credit Suisse in ihrem Geschäftsbericht 2022 “wesentliche Schwachstellen” bei den internen Kontrollen der Finanzberichterstattung hat und die Geldabflüsse noch nicht eingedämmt sind.

Diese Nachricht vermeldete der Wirtschaftsprüfer PricewaterhouseCoopers (PwC) und gab eine negative Stellungnahme auf die Wirksamkeit der internen Kontrollen der Bank über ihre Berichterstattung ab.

Daraufhin nahm die Schweizer Aufsichtsbehörde FINMA weitere Prüfungen des Sachverhaltes auf.

“Wenn Schwachstellen in den Kontrollen festgestellt werden, erwarten wir eine zeitnahe Behebung der Kontrollschwächen“. „Wir sind in dieser Angelegenheit mit der Bank in Kontakt“, so die Mitteilung der FINMA.

 

 

Wie kann man die Probleme der Credit Suisse lösen?

Um die Kapitalbasis zu stärken, gibt es im Prinzip zwei Möglichkeiten. Zum einen können Mittel/Kredite von der Schweizer Notenbank genutzt werden, um eine kurzfristige Liquiditätskrise zu meistern.

Dies ist mittlerweile auch geschehen. Die Credit Suisse hat sich bei der Notenbank Kredite von bis zu 50 Milliarden Franken (knapp 51 Mrd. Euro) gesichert. Zudem kündigte die Bank an, den Rückkauf von bestimmten Euro- und Dollar-Anleihen im Volumen von drei Milliarden Franken an vorzunehmen.

Mit diesen Schritten will die Credit Suisse das Vertrauen der Investoren zurückgewinnen.

Negativ ist in diesem Fall, dass erneut Gelder der Öffentlichkeit (Steuergelder) genutzt werden und dadurch erneut eine Bürde für die Allgemeinheit entsteht.

 

Die eleganteste Lösung

Die Schweiz könnte die finanzielle Schieflage der Credit Suisse mit einem einfachen Klick lösen – ohne Finanzspritzen oder Rettungsaktionen.

Ausnahmsweise könnte der bereits größte Aktionär, Saudi-Arabien, seine Beteiligung an der Bank von 9,87% auf einen höheren Anteil von zum Beispiel 49% erhöhen. Dies ist derzeit aufgrund von gesetzlichen Bestimmungen nicht möglich.

Auf diese Weise würde die Credit Suisse eine beträchtliche Kapitalspritze erhalten, ohne die öffentlichen Finanzen der Schweiz zu belasten.

Das könnte für die Credit Suisse dann einen Wendepunkt darstellen, da neue Macht- und Leitungsstrukturen eingeführt werden würden und auch neue attraktive Märkte erschlossen werden könnten.

Es bleibt jedoch abzuwarten, ob die Schweizer Aufsichtsbehörden bereit wären, eine solche Ausnahme von ihren strengen Regeln für Bankbeteiligungen zu machen.

Jetzt liegt es an den Aufsichtsbehörden zu verhindern, dass sich die Vertrauenskrise zu einer ausgewachsenen Finanzkrise ausweitet.

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