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ETFs bevorzugte Instrumente in der Krise
Der Japan-Schock – die Kombination eines Erdbebens mit einem Tsunami und dann einer Atom-Katastrophe – drückte die Aktienmärkte im Februar weltweit tief ins Minus. Doch als sichtbar wurde, dass die Katastrophe vorerst auf Japan beschränkt bleiben dürfte, setzte eine kräftige Erholung ein. So hielten sich die Kursverluste in Grenzen oder wurden sogar wieder aufgeholt. Am stärksten verloren die japanischen Märkte, mehr als acht Prozent. Europäische Indizes gaben um die drei Prozent ab. In den USA führten die starken Erholungstendenzen schon zurück auf das Vorkrisenniveau. So verlor der S&P 500 gerade 0,1 Prozent, während der Nasdaq Composite unverändert schloss. Der Dow Jones erreichte sogar 0,8 Prozent mehr als im Februar.
Gewinner waren wieder die Rohstoffe, zum Teil mit der Spekulation, dass Japan für den Wiederaufbau für eine erhöhte Nachfrage sorgen werde, zum Teil durch die arabische Krise. Der Ölpreis legte fast fünf Prozent zu. Die Krisenmetalle gewannen kräftig, Gold 1,7 Prozent und Silber sogar mehr als elf Prozent. Der Euro festigte seinen Ruf als Krisenwährung. 2,7 Prozent gewann er im März gegenüber dem Dollar, obwohl die Schuldenkrise im Süden Europas alles andere als gelöst wurde.
Diese Entwicklung spiegelte sich bei den ETF-Notierungen wider, verstärkt noch durch den negativen Währungseffekt der Dollarschwäche. So notierten Ende März nur ein gutes Viertel der rund 1200 in Europa gehandelten ETFs im Plus. Derivative Produkte short oder long mit Hebel mal außen vor gelassen, waren vor allem Japan-ETFs tief im Minus. Auch ein Produkt, das auf Uran und Kernenergie setzt, musste kräftige Verluste einstecken. ETFs mit Indizes auf Clean oder New Energy gewannen kräftig, so um die fünf Prozent. Starke Erholungsreaktionen in einzelnen Emerging Markets katapultierten ETFs auf Korea und Indien nach oben, mit Gewinnen von acht bis zehn Prozent.
Auch in der auf stetigen Erfolg gebuchten Volumensstatistik der ETFs gab es diesmal deutliche Spuren durch die Japan-Krise. Die Zahl der Fonds nahm zwar nochmals zu, um 13 oder 1,1 Prozent auf nunmehr 1199 Fonds, aber das verwaltete Vermögen sank zum ersten Mal seit Juni 2010 wieder. Es ging um 1,7 Prozent auf 212 Milliarden Euro zurück.
Bei den Anlageklassen gab es das übliche Krisenmuster. Aktien verloren beim verwalteten Vermögen kräftig, um fast drei Prozent auf 145,7 Milliarden Euro ging es zurück. Renten gewannen zwar nicht, wie sonst üblich, blieben aber mit 33,2 Milliarden Euro gegenüber dem Vormonat praktisch unverändert. Der lange Abwärtstrend wurde zumindest unterbrochen. Stärkster Gewinner waren die Klassen Geldmarkt (drei Prozent auf 6,2 Milliarden Euro) und die Rohstoffe (2,6 Prozent auf einen neuen Höchststand von 20 Milliarden Euro).
ETFs verlieren also in der Gunst der Anleger? Mitnichten. Das Gegenteil ist der Fall. Alle Anlageklassen verzeichneten Nettomittelzuflüsse im März. Aktien erhielten 1,1 Milliarden Euro mehr. Die Renten, die im Februar noch Abflüsse zeigten, verzeichneten 269 Millionen Euro an neuen Mitteln. 517 Millionen Euro waren es bei den Rohstoffen, 191 Millionen bei den Geldmarktprodukten und 49 Millionen bei den derivativen Indexfonds. Wie so oft in der Krise hat sich gezeigt, dass die flexiblen und transparenten ETFs gerade dann bevorzugte Anlageinstrumente sind, auch wenn sie nicht unbedingt kurzfristige Gewinne versprechen.
Hinter diesen glatten Zahlen verbergen sich, noch genauer runtergebrochen, heftige Bewegungen, die sich mit Sicherheit ist Trumpf überschreiben lassen. Gewinner sind die DAXETFs, die im Februar noch Abflüsse verzeichneten. Im März ging es um 2,1 Milliarden beim Mittelaufkommen nach oben. Obwohl sich der Euro stabil hielt und sich sogar verbessert hat, sank das Vertrauen in die europäischen Aktien. 1,5 Milliarden flossen aus den Euro STOXX 50 ETFs ab. Auch die Emerging Markets, die beim Aufkommen seit Anfang des Jahres unter Druck stehen, verloren weiter. 627 Millionen Euro wurden aus dieser Anlageklasse abgezogen.
Trendwende oder nur eine heftige Korrektur? Diese Frage wird nun seit Wochen am Markt diskutiert. Die kräftigen Einbußen werden von vielen Marktteilnehmern als eine längst überfällige Korrektur gewertet. Die DAX-Ziele zum Beispiel wurden deshalb kaum revidiert, 7500 bis 8000 Punkte zum Jahresende werden für möglich gehalten. Aber es gibt auch einige Marktteilnehmer, die auf die ungelösten Krisen in Europa, Arabien und selbstverständlich Japan hinweisen, wo über die Auswirkungen der Atomkatastrophe immer noch Unklarheit herrscht. Nur in einem Punkt scheinen sich alle einig zu sein: Die hohe Volatilität bleibt uns erhalten.
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