EUR/USD: Notenbanken verlieren die Kontrolle
Ayondo Markets: Zum Jahreswechsel waren sich viele Analysten einig: Euro/Dollar fällt in Richtung Parität, eine anhaltende Abwertung der Gemeinschaftswährung sollte nur eine Frage der Zeit sein. Wenn allerdings die Masse auf ein bestimmtes Szenario spekuliert, kommt es häufig anders als erwartet. Sechs Monate später ist von der Parität keine Rede mehr.
Fed fehlt klare Strategie
Grund dafür ist vor allem die vorsichtige Vorgehensweise der amerikanischen Notenbank. Statt vier Zinserhöhungen in 2016 wird es wenn überhaupt nur noch zwei Anpassungen geben. Allerdings ist auch dies vollkommen offen. Zunehmend mehr Währungshüter zweifeln an einer restriktiveren Geldpolitik, aktuell erwarten bereits sechs Mitglieder nur noch einen Schritt. Auch Fed-Chefin Janet Yellen konnte auf der jüngsten Pressekonferenz keine überzeugende Strategie skizzieren. Ihrer Meinung nach sei sogar ein Zinsschritt auf der nächsten Sitzung Ende Juli „nicht unmöglich“.
Dies setzt aber voraus, dass der anstehende Arbeitsmarktbericht für den Juni eine deutliche Belebung zeigen wird. Bisher wurden die schwachen Jobdaten im Mai als Ausreißer heruntergespielt. Doch der Trend geht hier schon lange nach unten: Im Februar wurden noch 233.000 neue Stellen geschaffen, im März 186.000, im April 123.000 und schließlich im Mai nur noch 38.000. Von einer vorübergehenden Schwäche kann somit keine Rede sein. Inzwischen scheinen die Währungshüter jede Fähigkeit verloren zu haben, die Märkte zu überzeugen. Die Fed fährt nur noch auf Sicht und verstärkt damit die Unsicherheit an den Börsen. Größere Schwankungen lassen wiederum die Notenbanker noch vorsichtiger agieren.
Doch auch auf der anderen Seite des Atlantiks sieht die Lage nicht wesentlich besser aus. Nach Meinung der EZB sind die Auswirkungen der im März beschlossenen Maßnahmen erst in den kommenden Monaten zu erkennen. Zum Jahresende müssen die Währungshüter darüber entscheiden, ob sie ihr Quantitative Easing Programm verlängern oder nicht. Was bleibt ist Stillstand in Frankfurt und Unsicherheit in Washington.
Grenzen im Auge behalten
Im Kursverlauf von Euro/Dollar wird die Ausgangslage besonders gut deutlich. Seit Anfang 2015 ist das Währungspaar in einer breiten Seitwärtsbewegung zwischen 1,04 bis 1,17 Dollar gefangen. Der bei vielen Anlegern stark beachtete 200-Tage-Durchschnitt verläuft daher seit dem Jahreswechsel seitwärts und diente im Mai bei Kursen von 1,11 Dollar als Unterstützung. Mit aktuell knapp 1,14 Dollar steht das Währungspaar eher im oberen Bereich der Trading-Range. Ein Ausbruch ist durchaus möglich, vor allem wenn der Brexit abgewendet wird. Ohnehin zeigt die Kurshistorie eine seit Anfang Dezember bestehende Serie von steigenden Hoch- und Tiefpunkten innerhalb der Seitwärtsspanne.
Ein Ausbruch auf der Oberseite sollte nur eine Frage der Zeit sein. Allerdings scheiterte der Euro seit Anfang 2015 schon mehrfach an der Barriere bei 1,15 bis 1,17 Dollar. Erst wenn die Gemeinschaftswährung darüber noch gekauft wird, wäre eine große Bodenbildungsphase abgeschlossen. Charttechnisch besteht dann durchaus Potenzial bis 1,21 Dollar, mittelfristig auch bis 1,25 Dollar (grüner Balken). Kommt es nicht zum Ausbruch, begrenzen gute Unterstützungen bei 1,08 und 1,04/1,05 Dollar das Risiko auf der Unterseite. Die Parität dürfte daher auch weiterhin kein Thema sein.
Autor: Feingold Research
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