Geldanlage: DAX und SP500 kritisch betrachtet – Gold- und Silberrallye geht weiter
Die Rekordjagd bei den Edelmetallen setzte sich fort. Die Preise für Gold und Silber steigen kerzengerade nach oben. Angesichts der vielen Unwägbarkeiten scheint ein Ende der Rally nicht absehbar . Aktien hingegen erlitten – wie auch Bitcoin – einen Rückschlag.
Zunächst irritierte US-Präsident Trump mit der Drohung von zusätzlichen Strafzöllen gegenüber China in Höhe von 100 %.
Auslöser war Chinas Ankündigung von Exportkontrollen für Seltene Erden. Die jüngsten Töne waren versöhnlicher, weshalb diese Sorgen auch an den Märkten zunächst nachließen. Dennoch untermauert dies, dass der Handelskonflikt weiter andauert.
Dann meldeten in den USA Regionalbanken deutliche Verluste, weshalb sich die Nervosität an den Märkten wieder erhöhte. Anleihen profitierten zum einen von den Unsicherheiten, zehnjährige Treasuries rentieren unter 4 %. Zum anderen sprachen sich die Trump-Fans in der US-Notenbank – eigentlich wenig überraschend – für weitere Lockerungen aus, weshalb die Zinssenkungserwartungen kletterten.
Der Euro erhielt außerdem etwas Rückenwind aus Frankreich. Der wieder ernannte Premierminister Lecornu überstand zwei Misstrauensvoten, nachdem er sich die Unterstützung der Sozialisten sicherte – auf Kosten der Rentenreform. Der Frankreich-Spread gegenüber Bundesanleihen ging zurück. Der Regierungsshutdown in den USA dauert noch an, eine Lösung ist nicht in Sicht. Damit bleibt die Agenda auch in der Berichtswoche spärlich gefüllt. Immerhin erscheinen trotz der Behördenstilllegung die US-Verbraucherpreise.
Die Teuerungsrate dürfte erhöht bleiben.
Dennoch werden die Zahlen die Fed vorerst kaum vom Lockerungskurs abbringen. In Europa werden die Einkaufsmanagerindizes veröffentlicht. Nach zuletzt einigen schwächeren Konjunkturdaten wären positive Überraschungen willkommen.
In China steht das Bruttoinlandsprodukt für das zweite Quartal an. Gegenüber Vorjahr wird das Wachstum wohl unter 5 % fallen, gleichwohl sollten die Zahlen recht solide ausfallen – gerade vor dem Hintergrund des globalen Handelskonflikts.
Ob man das alles glauben muss, ist eine andere Frage.
An den Finanzmärkten ist jenseits der Edelmetalle die Rekordjagd zunächst einmal beendet. Die Empfindlichkeit für Hiobsbotschaften hat zugenommen. Ob die neuen Strafzölle für China wirklich kommen oder die Verluste bei US-Banken zum großen Thema werden, ist keinesfalls gesichert.
Bei Aktien wird die Berichtssaison Fahrt aufnehmen, was die Kurse bewegen kann. Für Anleihen könnten weitere Gewinne schwierig werden.
Der US-Dollar scheint seine Erholungsphase beendet zu haben.
Und Gold?
Erreicht es wieder neue Allzeithochs?
Auch wenn Aktien angesichts neuerlicher Irritationen an der Zollfront, sowie Problemen bei einzelnen US-Regionalbanken zuletzt ausgebremst wurden, ist die inzwischen seit Herbst 2022 laufende Hausse sehr beeindruckend.
DAX – Ausweitung der Bewertung
Die Unternehmensgewinne legten nur unterproportional zu.
Da die Notenbanken gleichzeitig die Leitzinsen reduziert haben bzw. im Falle der Fed dies immer noch tun, ist dies zumindest teilweise gerechtfertigt.
Inzwischen wurden Bewertungsniveaus erreicht, die außerhalb des historischen Normalbandes liegen.
Die meisten Indizes sind damit teuer.
DAX Chart
S&P 500 sticht negativ heraus, aber …
Dabei gilt es allerdings zu bedenken, dass in diesem Index Wachstumswerte, die traditionell eine höhere Bewertung aufweisen, einen hohen Anteil besitzen.
So ist der Anteil der sogenannten Magnificent 7 in den letzten Jahren auf rund ein Drittel angestiegen.
Das durchschnittliche Kurs-Gewinn-Verhältnis dieser Aktien liegt gegenwärtig bei 33 und zieht damit die Bewertung des S&P 500 nach oben.
S&P 500 Chart
Sind die Magnificent 7 selbst (zu) teuer?
Ähnlich verhält es sich mit der Bewertung des gleichgewichteten S&P 500. US-Aktien sind damit zwar dennoch ambitioniert gepreist. Allerdings unterscheidet sich die aktuelle Situation deutlich von der in den Jahren 2021/2022, als US-Aktien sowohl in der Breite (S&P 500 Equal Weight) als auch in der Spitze (Magnificent 7) deutlich zu teuer waren.
Jedoch wird die gerade in den Magnificent 7 eingepreiste KI-Fantasie sicherlich erst noch den Realitätscheck bestehen müssen.
Die Anleger dürften angesichts dieser Bewertungsniveaus aber nicht nur bei KInahen Bereichen wenig Toleranz gegenüber Verfehlungen bei den Gewinnzielen zeigen.
Bislang haben erst rund 10 % der S&P 500-Unternehmen Zahlen vorgelegt.
Rund 82 % davon konnten positiv überraschen. Der wirkliche Lackmustest erfolgt allerdings erst in den kommenden Wochen, wenn das Gros der Unternehmen berichtet.
Dann heißt es liefern!
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