Anleihen: Fallende Kurse und hohe Nachfrage

Börse FrankfurtDer Jahresauftakt an den Rentenmärkten bleibt unverändert von fallenden Kursen geprägt.

Die Renditen langlaufender Staatsanleihen sind daher sowohl in der Eurozone als auch in den USA auf die höchsten Niveaus seit mehr als einem Monat gestiegen.

Als Grund für diese Bewegungen gelten die gedämpften Hoffnungen auf schnelle Zinssenkungen.

„Die Märkte haben zu viel vorweggenommen“, erklärt Gregor Daniel von der Walter Ludwig Wertpapierhandelsbank, der schon zu Jahresbeginn vor einem gewissen Enttäuschungspotenzial gewarnt hatte.

Die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe ist seit dem kurz nach Weihnachten markierten Tief bei 1,89 in dieser Woche auf rund 2,30 Prozent geklettert.

In den USA ging es von 3,78 auf 4,08 Prozent nach oben.

 

Die EZB-Chefin positioniert sich

Forciert wurde dieser Trend durch Konjunkturdaten und Aussagen verschiedener Notenbank-Mitglieder.

„In den USA hat die Summe der seit Jahresbeginn veröffentlichten Makrodaten die Zweifel an einer schnellen geldpolitischen Kehrtwende geschürt“, heißt es bei der LBBW.

In der Eurozone sorgten im Vorfeld der kommende Woche anstehenden Notenbanksitzung vor allem die Äußerungen von EZB-Chefin Christine Lagarde für Aufsehen.

Die stufte zwar eine erste Leitzinssitzung bis zum Sommer als “wahrscheinlich” ein, ließ gleichzeitig aber durchblicken, dass sie den übermäßigen Optimismus der Marktteilnehmer bezüglich einer geldpolitischen Lockerung kritisch sehe.

„Man gewinnt den Eindruck, dass die Verantwortlichen für jeden etwas zu erzählen haben, damit alles abgedeckt ist“, fasst Klaus Stopp von der Baader Bank auch mit Blick auf andere Kommentare zusammen.

Der Händler geht davon aus, dass die EZB eher noch etwas abwarten und die Datenlage beobachten wird.

Bei der Kundschaft habe die gedämpfte Zinssenkungsfantasie zu Tauschoperationen geführt.

„Am kurzen Ende Geld zu parken, kann aktuell durchaus Sinn machen. Um attraktive Renditen zu erzielen, muss man nicht unbedingt Langläufer kaufen.“

Die seit Jahresbeginn am häufigsten gehandelte Anleihe an der Börse Frankfurt war tatsächlich eine nur noch 18 Monate laufende Bundesanleihe (DE0001102382), die aktuell eine Rendite von 2,8 Prozent bietet.

Knapp dahinter folgt die sogar schon im Juni 2024 fällige Bundesanleihe (DE0001104883) mit einer Rendite von 3,7 Prozent.

 

Hohes Interesse an neuen Anleihen

Das Interesse von Seiten der Anleger bleibt insgesamt sehr hoch. Das zeigt sich vor allem an den zahlreichen Neuemissionen, die laut Tim Oechsner von der Steubing AG zumeist „stark überzeichnet“ sind.

Weil die Nachfrage nicht gestillt, werden kann, kommt es im Sekundärmarkt zu Nachkäufen über die Börse.

„Beliebt sind vor allem Anleihen deutscher Emittenten, idealerweise mit 1.000er Stückelung“.

Als Beispiele nennt der Experte eine von Volkswagen Leasing begebene Anleihe mit einer Laufzeit bis 2027 und einer Rendite von 3,1 Prozent (XS2745725155).

Aus dem Handel der ICF Bank berichtet Simone Wallmeyer ebenfalls von einer „lebhaften Aktivität am Primärmarkt“.

Auffällig ist hier eine mit 60 Jahren Laufzeit und einem 5,25%-Kupon begebene Nachranganleihe der ENBW (XS2751678272).

Stark nachgefragt ist laut Wallmeyer unverändert die bis 2029 laufende US-Dollar-Anleihe von Dow Chemical (US260543BJ10) mit einer Rendite von 4,9 Prozent.

„Hier wird seit Wochen immer mal wieder beherzt zugegriffen“. Die Nachfrage könne dabei ohne bemerkenswerte Kursveränderungen befriedigt werden.

Mehrheitlich verkauft wurde hingegen trotz einer Rendite von 11,3 Prozent die bis 2027 laufende Anleihe von Mutares (NO0012530965), die von 150 Mio. Euro Volumen um weitere 100 Mio. Euro aufgestockt wird.

„Nach Bekanntgabe dieser Pläne trennte sich der informierte Anleger von seinem Bestand“.

In der Folge fiel der Kurs der Anleihe um gut zwei Prozent auf aktuell ca. 104,5 Prozent.

 

Grenke, Lufthansa und Sixt im Fokus

Bei der Walter Ludwig Wertpapierhandelsbank stand unter anderem die seit März 2023 kontinuierlich im Kurs gestiegene Anleihe von Grenke im Fokus (XS2078696866).

Die Rendite des noch 12 Monate laufenden Papiers beträgt aktuell 4,3 Prozent.

Im Falle der erst 2075 fälligen Anleihe der Deutschen Lufthansa (XS1271836600) macht Daniel die Aufstufung durch Moody’s (mit stabilem Ausblick) für die steigende Nachfrage verantwortlich.

Verkauft wurde indes der bis 2027 laufende Bond von Sixt (DE000A351WB9), nachdem der Autovermieter eine neue Anleihe über 500 Mio. Euro in die Zeichnung gegeben hatte.

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